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Unvergessener Bass – Zum Tod des Opernsängers Kurt Moll

Kurt Moll
© Ute Kümpel
08.03.2017
Seine Stimme war göttlich, und er galt als die Redlichkeit in Person. Ein Charismatiker ohnegleichen, doch ohne die große Allüre, ohne den Gestus des Überfliegers, der sich für etwas Besseres hält.

Kunst von einem anderen Stern: Kurt Moll (1938–2017)

Dabei hätte Kurt Moll allen Grund gehabt, sein Lebenswerk als etwas Großes zu betrachten. Denn das war es ohne Zweifel: Kunst von einem anderen Stern, ein ureigener Gesangsstil, der unmittelbar zu Herzen ging und in Molls nobler Diskographie bis heute fortlebt. Noch zu seinem 70. Geburtstag widmete ihm Kai Luehrs-Kaiser die folgenden, hymnischen Zeilen:
“Angenommen, dass Gottvater singen kann: Kaum anders könnte man sich seine Stimme vorstellen als die von Kurt Moll. Ein mit tiefdunklem Samt ummantelter Himmelsbass, der bei aller Schwerelosigkeit ein Moment fürsorglicher Gravität behält – beinahe Süße.” (Die Welt) Jetzt hat die Bayerische Staatsoper mitgeteilt, dass der große Bassist am 5. März 2017 nach langer Krankheit gestorben ist.

Einziger Trost: Das Werk lebt fort!

Die Trauer ist groß, denn mit Kurt Moll verliert die Klassikwelt nicht nur einen ihrer größten Sänger, sondern auch einen zutiefst menschlichen und sanftmütigen Künstler, dessen väterlich anmutende Autorität allseits geschätzt und bewundert wurde. Tröstlich ist da einzig und allein, dass der 1938 in Buir bei Kerpen geborene Bassist, der auf allen großen Bühnen der Welt zuhause war, eine reichhaltige Diskographie hinterlassen hat. Dadurch lebt sein Werk fort.
Die Rolle, mit der Kurt Moll geradezu identifiziert wurde und die er 7 Mal (sic!) aufgenommen hat, ist der Baron Ochs auf Lerchenaun in Richard Strauss' Komödie für Musik “Der Rosenkavalier”. Dicht gefolgt von seiner unerreichten Interpretation des König Marke aus Richard Wagners Handlung in drei Aufzügen "Tristan und Isolde". Beide Rollen hat er auch für die Deutsche Grammophon aufgenommen – den Baron Ochs auf Lerchenau mit Herbert von Karajan, den König Marke unter Carlos Kleiber.
Eine seiner absoluten Paraderollen, mit der er bei den Salzburger Festspielen 1970 den internationalen Durchbruch schaffte, war der Sarastro in Mozarts Oper “Die Zauberflöte”. Wer ihn in dieser Rolle noch einmal hören möchte, der sei auf die 2001 bei Philips erschienene Gesamtaufnahme der “Zauberflöte” verwiesen. Kurt Moll in Hochform, unter der kongenialen Begleitung der Staatskapelle Dresden unter Sir Colin Davis!

Unvergessene Aufnahmen: Gipfelstürme eines göttlichen Bassisten

Gekonnt füllte der Rheinländer auch die Rolle des Bartolo in Mozarts Oper “Le nozze di Figaro” aus. Eine berühmte Referenzaufnahme dieser Oper, in der Moll als ausdrucksstarker Bartolo zu erleben ist, stammt von Sir Georg Solti bei Decca aus dem Jahr 1991. Doch eine fast magische Autorität besaß Kurt Moll in Sachen Richard Wagner. Hier konnte er immer wieder die ganze Wucht und Schönheit seiner Stimme zur Geltung bringen. Unvergessen: sein Fasolt in der Met-Produktion von Wagners “Das Rheingold”. Die legendäre Aufnahme von James Levine stammt aus dem Jahre 1988 und ist bei Deutsche Grammophon erhältlich. Auch in James Levines anderen Met-Produktionen von “Der Ring des Nibelungen”, “Die Walküre” und “Siegfried”, ist der Bassist vertreten: zum einen, an der Seite von Jessye Normans Sieglinde, in der Rolle des Hunding, zum anderen in der Rolle des Fafner. Wahre Höhepunkte der Gesangskunst des 20. Jahrhunderts!

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