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Musikalisches Porträt: Die gesammelten Dvořák-Aufnahmen unter der Leitung von István Kertész

Antonin Dvorak: Sinfonien 1-9, Orchesterwerke, Requiem
© Decca
03.11.2016
Der ungarische Dirigent István Kertész wurde 1929 in Budapest geboren und studierte dort an der Franz-Liszt-Musikakademie, bevor er Leiter der Budapester Oper wurde. Ende der 1950er Jahre kam er nach Deutschland und wurde zuerst Musikdirektor der Augsburger Oper und der Kölner Oper, um wenig später zum Chefdirigenten des London Symphony Orchestra berufen zu werden. In diesem Kontext sind viele legendäre Aufnahmen für Decca entstanden, die als exzellente Klangdokumente an den charismatischen Dirigenten erinnern, der kurze Zeit später mit nur 43 Jahren bei einem Badeunfall in Israel ertrunken ist.

Technische Perfektion

Zu den wertvollsten Mitschnitten der Londoner Zeit gehören vor allem die Aufnahmen sämtlicher Sinfonien von Antonín Dvořák mit István Kertész und dem London Symphony Orchestra, die zwischen 1963 und 1970 entstanden sind. In Kombination mit zentralen Werken aus Dvořáks Programmusik und einer Einspielung seines Requiems, ist ein faszinierendes musikalisches Porträt des böhmischen Komponisten entstanden. Decca hat den Londoner Abbey Road Studios die Originalaufnahmen anvertraut und sie dort in 24-bit / 96KHz Qualität verwandelt. Nach der technischen Frischekur erscheinen die Einspielungen nun am 4. November gesammelt in einer hochwertigen Box mit neun CDs und Blu-ray audio.

Biografische Noten

Mit der 9. und letzten Sinfonie, die den Beinamen “Aus der neuen Welt” trägt und die  er Anfang der 1890er Jahre während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts komponierte, schuf Antonín Dvořák sein populärstes sinfonisches Werk. Seine ersten beiden Sinfonien hatte er bereits dreißig Jahre zuvor im Jahr 1865 geschrieben und darin mit unbefangener kompositorischer Leichtigkeit klassische Eleganz mit romantischen Einflüssen verbunden. Zwischen 1872 und 1875 komponierte Dvořák die Sinfonien Nr. 3, Nr. 4 und Nr. 5, ein Jahrzehnt später folgten die Sinfonien Nr. 6, Nr. 7 und Nr. 8. István Kertész zeichnet Antonín Dvořáks kompositorischen Werdegang, der sich in den neun Sinfonien widerspiegelt, mit dem London Symphony Orchestra nach und entwickelt 100 Jahre nach der Entstehung der Werke in der ersten Gesamtaufnahme aller Zeiten ein feines Gespür für die Klangsprache des böhmischen Komponisten.

Religiöse und literarische Bezüge

Zwei CDs der umfangreichen Sammlung konzentrieren sich auf Antonín Dvořáks Requiem, op.89, das 1890 als Auftragskomposition des Birmingham Triennial Music Festival entstanden ist. Das romantische Werk hat opulente abendfüllende Ausmaße, die das London Symphony Orchestra gemeinsam mit dem Londoner Vokalensemble “The Ambrosian Singers” unter der musikalischen Leitung von István Kertész mit sinfonischer Klangpracht ausgestaltet. Die solistischen Parts haben die spanische Sopranistin Pilar Lorengar, die ungarische Mezzosopranistin Erzsébet Komlóssy, der ungarische Tenor Róbert Ilosfalvy und der finnische Bassbariton Tom Krause übernommen.
Drei weitere CDs fassen ganz unterschiedliche kleinteilige, sinfonische Werke aus Antonín Dvořáks musikalischem Nachlass zusammen. Mit der Serenade in d-Moll, op.44, Scherzo capriccioso, op.66, den Sinfonischen Variationen, op. 78 sowie fünf Ouvertüren und drei Tondichtungen, die Dvořák nach seiner Rückkehr aus Amerika im Jahr 1896 geschrieben hat, erweitert Decca das kompositorische Spektrum der Sammlung um viele weitere Farben und rundet das von István Kertész geprägte Dvořák-Porträt formvollendet ab.
 

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