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Louis Lewandowski – Pionier der modernen jüdischen Musik

Louis Lewandowski, During the recording session in the Hungarian Radio, Studio 6.
© József Wágner Csapó
23.01.2020
Louis Lewandowski, Pionier der modernen jüdischen liturgischen Musik, kam als Sohn eines Synagogendieners und Hilfskantors, gerade einmal 12-jährig, 1833 aus der polnischen Kleinstadt Wreśnia nach Berlin. In der dortigen jüdischen Gemeinde wurde man schnell auf die außergewöhnliche Musikalität des Jungen aufmerksam und band ihn sehr bald als Sänger in die synagogalen Gottesdienste ein. Lewandowski wurde schließlich Dirigent, Chorleiter und Organist an der Berliner Synagoge Oranienburger Straße. Stark beeinflusst von der Musik Felix Mendelssohns veränderte er die historische Psalmengesangstradition in der Synagoge durch die Verschmelzung der liturgischen Texte mit westlicher, romantisch geprägter Orgelmusik. 1879 führte er an Stelle der traditionellen Synagogalgesänge provokativ seine eigenen 18 liturgischen Psalmen für Solisten, Orgel und Chor auf, noch dazu in deutscher Übersetzung. Sein musikalisches Wirken führte letztlich auch zur Schaffung einer neuen Liturgie, denn bis dahin ließen die strikten Regeln zum Beispiel das Auftreten gemischter Chöre in der Synagoge gar nicht zu.
Lange galt das Originalmanuskript der “18 liturgischen Psalmen” Lewandowskis als verschollen. 1994 jedoch konnte der Musikwissenschaftler und Dirigent Andor Izsák, der sich um die Wiederentdeckung und Wiederbelebung der zerstörten und vergessenen jüdischen Kirchenmusik in Europa verdient machte, seine Bearbeitung des Manuskripts bei Breitkopf & Härtel herausgeben.
Sie liegt dieser bewegenden Aufnahme zugrunde, mit der die Deutsche Grammophon nun, 25 Jahre nach der Neuauflage der Partitur die erste vollständige Aufnahme dieses Meisterwerks präsentiert, gesungen vom Ungarischen Rundfunkchor und einem ungarischen Solistenensemble, begleitet vom jungen ungarischen Organisten Márton Levente Horváth.
Am 7. Februar wird die Weltersteinspielung der 18 liturgischen Psalmen auf Deutsche Grammophon veröffentlicht. Bereits ab dem 24. Januar steht der Psalm 42/43 “Wie ein Hirsch lechzet nach Wasser” zum Download und im Stream zur Verfügung.

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