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Helmut Walcha – Organist mit Leib und Seele

Helmut Walcha
(c) DG
01.06.2021
Als Helmut Walcha im Sommer 1947 seine erste Aufnahme für das Label ARCHIV Produktion machte, die Toccata d-Moll BWV 565 von Johann Sebastian Bach, geschah das noch auf 78er Schellackplatten. Drei Jahre später, mit der Einführung der Langspielplatte 1950 konnte der Organist und Cembalist ein Großprojekt verwirklichen, das ihm schon immer am Herzen gelegen hatte: Bachs gesamtes Orgelwerk aufzunehmen. In Erinnerung an den 30. Todestag des großen Organisten, kündigt Deutsche Grammophon für den 9. Juli eine umfassende Box mit allen Aufnahmen Walchas für die ARCHIV Produktion an.
Welche Bedeutung Helmut Walcha für den Katalog der ARCHIV Produktion und der Deutschen Grammophon hat, lässt sich ermessen, wenn man den Inhalt der 32 CDs enthaltenen Edition näher in Augenschein nimmt: Zweimal hat Walcha Bachs Gesamtwerk für Orgel eingespielt. Zunächst als Monozyklus und später, als die aufnahmetechnischen Voraussetzungen es hergaben, wiederholte er alle Aufnahmen, dieses Mal in Stereo. Und wieder war es die Toccata in d-Moll, die er 1956 für die erste Stereoaufnahme der DG auswählte. Nicht nur diese beiden Zyklen sind in der Box enthalten, sondern auch noch eine weitere Rarität: die kürzlich wiederentdeckte, allererste Aufnahme Helmut Walchas. 1927 improvisierte er eine Orgeleinführung zum Bach-Choral „Dir, Dir Jehova“ BWV 452 mit dem Thomanerchor Leipzig.

Walcha beschränkte sich nicht nur auf Bach

Helmut Walcha war trotz seiner Erblindung und dem damit verbundenen erschwerten Zugang zur Orgelliteratur mit Leib und Seele Organist und mit seiner herausragenden Pedal- und Manualtechnik als solcher seinerzeit nahezu konkurrenzlos. Seine Interpretation des Bachschen Orgelwerks setzte Maßstäbe fand eine beispiellose Verbreitung und Breitenwirkung. Bis heute gilt sie als bahnbrechend, und vereint eine gewisse nüchterne Strenge und Stringenz mit außergewöhnlicher Musikalität und farbiger Registrierungskunst. Helmut Walcha spielte an den bedeutendsten Barockorgeln, etwa der großen Arp-Schnitger-Orgel der Laurenskerk in Alkmaar oder der Silbermann-Orgel von Saint-Pierre-le-Jeune in Straßburg. Doch beschränkte Walcha den Kanon seiner Orgelwerke keineswegs nur auf Johann Sebastian Bach. Er dehnte ihn auf die Vertreter der so genannten „Norddeutschen Orgelschule“ aus. Zu ihnen gehörten etwa Vincent Lübeck, Dieterich Buxtehude oder Nicolaus Bruhns.
Auch das Wirken Walchas als Cembalist und Kammermusiker ist in der Edition dokumentiert. Walcha nahm beide Teile des “Wohltemperierten Klaviers” von Johann Sebastian Bach, und auch dessen Violinsonaten BWV 1014–1019 auf. Sein Partner an der Violine war Henryk Szeryng.
Begleitet wird die Veröffentlichung all dieser wunderbaren Aufnahmen mit einem 84 Seiten starken Booklet. Darin kommt der renommierte deutsche Musikwissenschaftler Martin Elste mit seinen Anmerkungen zu Walchas heutiger Relevanz zu Wort. Und für alle, die es in puncto Orgel genauer wissen möchten, enthält das Booklet die vollständigen Orgel-Dispositionen zum Zeitpunkt der Aufnahmen, sowie Abbildungen der grandiosen Instrumente in Lübeck, Kappel, Alkmaar und Straßburg. Die Box kann ab dem 4. Juni vorbestellt werden. Gleichzeitig steht dann auch die berühmte “Toccata in d-Moll”, BWV 565 als Vorabtrack im Stream sowie zum Download bereit.

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