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Inspirierende Klangwelten: “From Afar” mit Víkingur Ólafsson

Vikingur Olafsson From Afar
© Ari Magg
11.10.2022
Kaum etwas ist prägender als die Klänge der eigenen Kindheit. So ist es auch bei Vikingur Ólafsson, der bereits in seinen ersten Lebensjahren intensiv mit Musik in Berührung gekommen ist und den die Harmonien und Melodien dieser Zeit bis heute begleiten. Auf seinem neuen Album “From Afar” schlägt der isländische Pianist nun einen intensiven Bogen zurück zu seinen musikalischen Wurzeln und fasziniert mit einem feinsinnig gestalteten Programm, das Werke von György Kurtág mit Stücken u.a. von Bach, Mozart, Schumann, Brahms, Kaldalóns und Bartók kombiniert. Das Doppelalbum wurde am 7. Oktober in allen Formaten bei Deutsche Grammophon veröffentlicht und stellt einen weiteren Meilenstein in Ólafssons außergewöhnlicher Karriere dar.

Hommage an die Musik György Kurtágs

Im Zentrum des Albums stehen unterschiedliche Werke des Komponisten György Kurtág. Ólafsson hat den ungarischen Tonschöpfer schon früh für sich entdeckt und in seinen Kafka-Fragmenten die “intensive, genau kalkulierte Expressivität, teils Musik, teils Dichtung, teils archaische Gestik” erfahren. Bis heute ist ihm die Tonsprache des Meisters ausgesprochen nahe und so hat er sich für sein neues Album dazu entschieden, verschiedene Werke Kurtágs einzuspielen und diese mit anderen Kompositionen zu kombinieren. Konkret finden sich einige Stücke aus Kurtágs mehrbändiger und bis heute wachsender Sammlung “Jatékók” (Spiele) auf der Neuveröffentlichung von Ólafsson, darunter das titelgebende Stück “Aus der Ferne” sowie zwei seiner Bach-Transkriptionen. Eine davon, die Bearbeitung für drei Hände der Triosonate Nr. 1 BWV 525, hat Kurtág einst mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau Márta aufgeführt und sie nun Ólafsson gewidmet. Dieser hat das Stück wiederum zusammen mit seiner Frau Halla Oddný Magnúsdottir eingespielt und so die Tradition der Kurtágs fortgesetzt.

Reizvolle Ergänzungen der Werke Kurtágs

Zwischen den Stücken von Kurtág finden sich verschiedene Werke anderer Komponisten, darunter Stücke von Mozart, Schumann, Brahms und Bartók, sowie isländische und ungarische Volkslieder. Dabei hat Ólaffson für sein Album insbesondere Musik ausgewählt, die mit der Natur verbunden ist, von Schumanns Vogel als Prophet bis hin zur Weltersteinspielung von Thomas Adès’ “The Branch”, der dieses Werk eigens für das Album geschrieben hat. Außerdem ist der Pianist mit drei eigenen Transkriptionen zu erleben, dem “Adagio” aus Bachs Violinsonate Nr. 3, MozartsLaudate Dominum” und dem “Ave Maria” des isländischen Komponisten Sigvaldi Kaldalóns. “Das Album ist geprägt von innigen Zwiegesprächen und Botschaften aus der Ferne, dicht gefügten Kanons, Transkriptionen und Widmungen, aber auch von den Nachklängen fast vergessener, uralter Melodien”, so beschreibt Ólafsson selbst das Konzept seines Albums.

Besonderes Hörerlebnis

Neben dem außergewöhnlichen Programm prägt eine zweite Besonderheit das Doppelalbum: So hat Víkingur Ólafsson sich dazu entschieden, das gleiche Repertoire auf zwei Instrumenten einzuspielen: einmal auf einem Steinway-Konzertflügel und einmal auf einem Klavier mit Filzdämpfung. Das Ergebnis dieses Experiments ist überaus spannend. So ist da zum einen die nuancenreiche Farbpalette des Konzertflügels, die sich unter Ólafssons Spiel entfaltet, zum anderen lassen seine Interpretationen auf dem Klavier eine besondere Intimität und Nähe im Klang entstehen, die den Hörer unmittelbar in den Bann zieht.

Originell und berührend

Víkingur Ólafsson setzt mit seinem neuen Album konsequent und überzeugend seinen bisherigen künstlerischen Weg fort und ermöglicht seinen Hörern einmal mehr spannende neue Perspektiven und Klangerfahrungen. Dabei erweckt er die verschiedenen Werke mit Reife, Hingabe und tiefer Spielfreude zum Leben und lässt gerade durch die Einspielung auf den zwei unterschiedlichen Instrumenten ein farbenreiches Mosaik entstehen, das lange nachwirkt. Für ihn selbst ist “From Afar” sein “bislang persönlichstes Album” und diese Innigkeit ist in jedem Moment spürbar.

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