Valentina Lisitsa | News | Der erste YouTube Klassik-Star!

Der erste YouTube Klassik-Star!

Valentina Lisitsa
© Decca/Gilbert François
15.06.2012
Erst kürzlich versetzte Valentina Lisitsa als Duett-Partnerin von Hilary Hahn auf der gemeinsamen Aufnahme mit Violinsonaten von Charles Ives Fachwelt und Klassikhörer in Entzücken. Nun steht das erste Album der russischen Pianistin als Solokünstlerin für die renommierte Decca an. Und hinter diesem Aufnahmedebüt verbirgt sich ein Phänomen, das einer eingehenderen Betrachtung wert ist.

Mit YouTube zu weltweiter Popularität

Denn Valentina Lisitsa ist wohl die einzige Klassikkünstlerin der Gegenwart, die ganz ohne Management und professionelle Promoter immense internationale Popularität erreicht hat. In Eigenregie betreibt die Pianistin seit März 2007 einen Youtube-Kanal, auf dem sie ihr virtuoses Klavierspiel demonstriert. Der Kanal verzeichnet aktuell 53.500 Abonnenten. Mehr als 44 Millionen Mal wurden ihre Videos betrachtet – Dimensionen, die an Popstar Justin Bieber erinnern, dessen globale Erfolgsgeschichte ebenfalls auf Youtube begann. Valentina Lisitsa stellt den herkömmlichen Karriereweg der Klassik-Welt auf den Kopf: Sie nutzt das Internet nicht lediglich als ein ihren Konzertaktivitäten nachgelagertes Informationsmedium für Fans und Presse. Vielmehr setzten die Rekordzahlen ihres Online-Profils die rasch an Fahrt gewinnende internationale Konzertkarriere Lisitsas überhaupt erst richtig in Gang.

Fan-Konzert in der Royal Albert Hall

Der Ansturm auf ein Solo-Recital, zu dem Lisitsa ihre Online-Fans eingeladen hatte, sprengte beinahe die Grundmauern des Aufführungsortes, eine Dorfkirche im Londoner Vorort Perivale. So fasste sich die von ihrer Anhängerschaft auch für ihren skurrilen Humor geliebte Pianistin ein Herz und adressierte eine Veranstaltungsanfrage an die Londoner Royal Albert Hall. Das Management zeigte sich beeindruckt von Lisitsas Youtube-Erfolg und reservierte kurzerhand einen Termin im Konzertkalender des Hauses, der sonst den großen Namen der internationalen Musikwelt vorbehalten ist. Geschäftsführer Jasper Hope begründet die ungewöhnliche Entscheidung folgendermaßen: “Valentina ist eine Naturgewalt und ein außergewöhnliches Talent. Ich kenne niemand, der dies jemals gewagt hätte. Wir mussten ihr einfach die Tür öffnen und ihr die Möglichkeit geben, auf der berühmtesten Konzertbühne der Welt zu spielen.”

Wegweisende Interaktion zwischen Klassikhörern und Interpretin

Valentina Lisitsa weiß, wem sie ihren Erfolg zu verdanken hat: “Ohne meine Online-Fans auf der ganzen Welt hätte ich es nicht geschafft. Ihre Reaktionen bestätigen mich jeden Tag aufs Neue in dem, was ich tue. Das ist die schönste Belohnung für meine harte Arbeit. Nun möchte ich mich bei ihnen mit einem großartigen Konzert bedanken.” Als Zeichen ihrer Dankbarkeit überlies die Pianistin die Zusammenstellung des Repertoires für das am 19. Juni stattfindende Solo-Recital ihren Fans. Per Online-Abstimmung wählten sie Höhepunkte der romantischen Klavierliteratur von Chopin und Liszt bis hin zu Rachmaninoff und Skrjabin aus. Für all jene, die nicht live vor Ort sein können, wird es einen Live-Stream via Youtube geben. Ebnet Lisitsa damit einen neuen Weg in die Zukunft des klassischen Konzertbetriebs?

Der offizielle Startschuss für eine Weltkarriere als Pianistin im Künstlerstamm der Decca soll mit der Veröffentlichung des Royal Albert Hall-Konzerts fallen. Ab 25. Juni kann man die Aufnahme als digitalen Download kaufen, die CD soll ab 3. Juli erhältlich sein.

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