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Album für die Jugend – Dudamel dirigiert Tchaikovsky

Gustavo Dudamel © Luis Cobelo / DG
© Luis Cobelo / DG
03.03.2011
William Shakespeare war einer der Impulsgeber der europäischen Romantik. Literaten bezogen sich auf ihn, selbst Beethoven überschrieb eine seiner beeindruckendsten Sonaten mit Bezug auf das gleichnamige Bühnenstück mit „Der Sturm“. Peter Tchaikovsky wiederum kam über Milij Alexejewitsch Balakirew, den Mentor des so genannten “Mächtigen Häuflein”, und den Umweg Frankreich mit dem Oeuvre des Briten zusammen. Denn jener hatte 1867 Hector Berlioz bei einem Russland-Aufenthalt kennen gelernt und war so verblüfft von dessen Tonsprache, dass er wiederum seinen Freund Tchaikovsky motivierte, unter dem Eindruck von Berlioz' Oper “Roméo et Juliette” den gleichen Shakespeares-Stoff als Vorlage für ein sinfonisches Werk zu wählen. Der junge und noch wenig bekannte Komponist machte sich ans Werk, arbeitete mal ein Kirchenlied, mal assoziative Kontraste in sein Werk ein, das er inhaltlich am Melodram der unglücklichen Liebenden orientierte.

Die Uraufführung fand 1870 statt, mit Nikolai Rubinstein, dem Leiter des Moskauer Konservatoriums am Pult, der damals den mittellosen Newcomer Tchaikovsky nach Kräften förderte. Und so hat „Romeo und Julia“ alles, was ein pathetisch eindrucksvolles Orchesterstück braucht und ist ebenso wie „Der Sturm“ (1873) ein Beispiels für romantische Programmmusik. Mysteriöser gestaltet sich darüber hinaus die motivisch assoziative Adaption des Hamlet-Stoffes, die wiederum erst ein gutes Jahrzehnt später entstand und bereits aus der Feder des bekannten und sehr erfahrenen Komponisten stammte. So oder so aber sind diese Stücke kraftvolle Werke eines Meisters der Emotionslenkung und motivierten den derzeitigen Chef des Los Angeles Philharmonic und der Göteborger Symphoniker Gustavo Dudamel, sich mit seinem jungen Simon Bolivar Symphony Orchestra des großen symphonischen Gefühls zu widmen.

„Von dem Russen sagt Dudamel selbst, dass seine Musik am besten geeignet sei, vor allem ein junges Publikum für Klassik zu begeistern“, meint dazu Birgit Schlinger in einer Rezension von „Tchaikovsky & Shakespeare“ für das Magazin musikwoche.de und ergänzt: „Das erprobte der Dirigent bereits 2009 mit der Einspielung der kraftvollen fünften Sinfonie von Tchaikovsky. Und genau wie damals kommen nun die Ouvertüren zu ‘Hamlet’ und ‘Romeo und Julia’ sowie die sinfonische Fantasie zum ‘Sturm’ den Stärken des Jugendorchesters entgegen. […] Dudamel beschwört diese Musik förmlich, und er verlangt nach mehr als nur passivem Zuhören, er lädt zum Mitmachen ein. Sein Publikum kann sich von dieser Energie selbst ein Bild machen, wenn er Anfang August mit dem Jugendorchester bei den Salzburger Festspielen zu Gast ist.“ Bis dahin ist „Tchaikovsky & Shakespeare“ eine gute Möglichkeit, sich sowohl für Gustavo Dudamels energiegeladene Dirigierkunst als auch für drei Meisterstücke der russischen Romantik zu begeistern.

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