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Spanischer Gitarrenzauber – Miloš spielt das “Concierto de Aranjuez”

Miloš Karadaglić
© Lars Borges / Mercury Classics
13.02.2014
Immer neue Generationen von Geigern und Pianisten zehren von der Fülle an Meisterwerken im Erbe der Klassik und der Romantik. Die Gitarre genoss bei den großen Komponisten dieser Epochen indes keine besondere Wertschätzung. Andrés Segovia, Lichtgestalt der klassischen Gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts, hat die historische Schieflage einmal folgendermaßen beschrieben: “Es gab kaum Gitarristen, weil keine Musik für das Instrument geschrieben wurde, und es wurde keine Musik dafür geschrieben, weil es so wenige Gitarristen gab”.

Renaissance der Gitarre

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts sollte dieser Teufelskreises durchbrochen werden. Eine neue Generation komponierender Gitarristen wie Tarrega, Barrios und Llobet beendete die langanhaltende Dürrephase und vermochte es endlich, auch nahmhafte Komponisten für das Instrument zu erwärmen. Dem Jahrhunderttalent Andrés Segovia kam dabei besondere Bedeutung zu. Der spanische Gitarrenvirtuose verkörperte den idealen Interpreten und nutzte sein großes Renommee, um zahlreiche Neukompositionen anzuregen.

Großes Selbstvertrauen

Miloš Karadaglić gilt als jüngster Hoffnungsträger der klassischen Gitarristenzunft und wird bereits mit Segovia, Bream und Williams verglichen. Mit der langen Abwesenheit ganz großer Namen im Repertoire für Klassikgitarre und dem anhaltenden Gerede vom Nischendasein, das damit einhergeht, ist er vertraut. Doch der montenegrinische Gitarrist reagiert mit großem Selbstbewusstsein. “Es mag sein, dass ich keine Laufbahn einschlagen kann, die sich, wie bei einem Geiger, vor allem auf Konzertliteratur stützt. Doch ich kann eine Karriere machen, die weit mehr als das ist, weil ich das populärste Instrument des Planeten spiele”, sagte Miloš in der ihm gewidmeten Titelstory des renommierten Gramophone Magazine (Ausgabe 06/2012).

Erste Konzertaufnahme

Welch großartige Musik für Gitarre und Orchester geschrieben wurde, zeigt Miloš auf seinem neuen Album. Für seine erste Konzertaufnahme spielte er das “Concierto de Aranjuez” und die “Fantasía para un gentilhombre” ein, zwei Konzerte vom spanischen Komponisten Joaquín Rodrigo. Eine Auswahl von Solostücken rundet das ganz der modernen Gitarrenmusik Spaniens gewidmete Album ab, darunter die “Invocación y danza” (1961) und Manuel de Fallas “Homenaje” (1920), für Miloš ein Schlüsselwerk, stammt es doch als erstes Gitarrenstück des 20. Jahrhunderts aus der Feder eines führenden Komponisten.

Spanische Klanglandschaften

Über das Concierto de Aranjuez, von Rodrigo 1939 unter dem Eindruck der Schönheit und Atmosphäre des königlichen Palastes nahe Madrid komponiert, sagt Miloš: “Es ist nicht nur das ikonischste Stück im Gitarrenrepertoire, sondern auch eines der bekanntesten und schönsten Werke der gesamten klassischen Musik. Der erste und der dritte Satz sprühen von Energie und Rhythmus. Sie bilden ein Gemälde der Natur, des Glücks und der Liebe.” Die “Fantasía para un gentilhombre”, 1959 im Auftrag Segovias komponiert, besitzt für den Gitarristen “eine wundervolle Stimmung. Aufgrund seines Charakters und seiner klanglichen Beschaffenheit liegt dieses Werk sogar noch natürlicher in den Fingern als Aranjuez.”

Eindringlich und schön

Miloš präsentiert sich auf seinem dritten Album in Bestform. Er nimmt die technisch höchst anspruchsvollen Passagen der “Invocacíon” mit traumwandlerischer Sicherheit und schafft, etwa im Adagio des Concierto de Aranjuez, im wunderbar harmonierenden Zusammenspiel mit dem Orchester Momente von großer Eindringlichkeit und Schönheit. Es beeindruckt, mit welcher Natürlichkeit sich der Gitarrist aus Montenegro diese teils tief in der spanischen Folklore wurzelnden Werke anverwandelt. Sie verdankt sich subtilem rhythmischen Gestaltungsvermögen, großem klanglichen Facettenreichtum und der glühenden Leidenschaftlichkeit von Miloš’ Spiel.

Unmittelbare Verbundenheit

Als Mistreiter gewann Miloš das London Philharmonic Orchestra und Yannick Nézet-Séguin. Er sagt über den Dirigenten: “Yannick ist ein Glutofen. Er besitzt mehr Energie als die Battersea Power Station jemals produziert hat. Als ich darüber nachdachte, diese Konzerte aufzunehmen, konnte ich mir einfach keinen anderen Dirigenten vorstellen.” Auch Séguin zeigt sich begeistert von der Zusammenarbeit: “Ich fühlte eine unmittelbare Verbundenheit aufgrund seiner musikalischen und menschlichen Wertvorstellungen einerseits und seiner besonderen Klasse als Gitarrist von ungewöhnlich großer Geschmeidigkeit andererseits.”

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