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Mit tänzerischer Leichtigkeit durch die Jahrhunderte – Garth Knox’ neues Album “Saltarello”

Garth Knox
© Dániel Vass
15.03.2012
Garth Knox, einer der vielseitigsten und kühnsten Saitenvirtuosen unserer Tage, ist ein Reisender durch die Welt der musikalischen Idiome. Geboren in Irland, aufgewachsen in Schottland und ausgebildet am Londoner Royal College of Music, spielt er bereits seit seiner Studentenzeit Musik, die vom Barock bis zu zeitgenössischen Kompositionen reicht. Heute gilt er als ein herausragender Interpret der Viola und der Viola D’Amore, dieses seltenen Abkömmlings aus der Barockzeit mit sieben Hauptsaiten und sieben weiteren Nebenseiten, die dem Klang des Instruments zusätzliche Fülle und Wärme geben. Beide Instrumente und zusätzlich die Fidel nimmt er auf seinem neuen Album “Saltarello” zur Hand.

Musikalische Schnappschüsse


“‘Saltarello’ ist eine bewegliche Struktur musikalischer ‘Schnappschüsse’, die einer nahezu tausendjährigen Zeitspanne entnommen sind”, erklärt Knox das dem Album zugrundeliegende Konzept. Jedes Instrument bringt sich dabei mit seiner Perspektive und einer eigenen Klangwelt in die ausgewählten Stücke ein und wird durch einen korrespondierenden Partner ergänzt, die Fidel durch Perkussion, die Viola d’Amore durch das Cello und die Viola durch elektronische Klangerzeuger. “Ziel unserer musikalischen Reise war es, weit voneinander entfernte Epochen und Orte aufzusuchen. Und zugleich wollten wir die Stücke in die Gegenwart holen, sie im Hier und Jetzt ergründen, ohne sie dabei der ihnen innewohnenden Eigentümlichkeiten zu berauben.” In der Hoffnung, die benachbarten Stücke auf der CD mögen sich gegenseitig in ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden beleuchten, entschieden sich Garth Knox und seine Mitstreiter Agnès Vesterman (Cello) und Sylvain Lemêtre (Perkussion) anstelle einer Chronologie für eine Ordnung anhand ästhetischer Gesichtspunkte.

Suggestives Spiel mit Querverweisen

So präsentieren Knox und Versterman etwa ein Arrangement des Vivaldi-Konzerts für Viola d’Amore in d-Moll, das auf seine Grundelemente reduziert ist: die Melodielinie der Viola d’Amore und den die Harmonik klärenden Bass, repräsentiert durch das Cello. “In dieser intimen Kammer-Version treten uns die Spontaneität und Reinheit von Vivaldis Denken noch deutlicher vor Augen”, kommentiert Knox. Als Bindeglied zwischen Vivaldi und der Moderne fungiert Knox' Eigenkomposition “Fuga libre”, eine freie Fantasie, die zögerlich in einer Art barocken Jazzidioms anhebt und bald stetig an Fahrt gewinnt. “Bis sie”, so Knox in bilderreicher Sprache, “von einem Wirbel in eine Kollision getrieben wird, die hohe und tiefe Noten in voneinander getrennte Sphären schleudert. Im langsamen Mittelteil des Stücks hören wir ihre Entwicklung in zwei Parallelwelten, bevor sich beide im Finale wiedervereinigen und gemeinsam atemlos davongaloppieren.”

Der Saltarello als Leitmetapher


Das älteste Werk der Sammlung, Hildegard von Bingens “Ave, generosa” in einem Arrangement für Fidel und Perkussion, ist als ein sich graduell entfaltender instrumentaler Kommentar zu verstehen, der eine direkte Verbindungslinie zu einem Lied von Guillaume de Machaut zieht. “Sobald die Perkussion einsetzt, springen wir zwei Jahrhunderte vorwärts, von der religiösen Extase eines Acapella-Gesangs in die Zeit der höfischen Liebe und zu dem visionären, fast schon die Romantik vorwegnehmenden Klagelied ‘Manch einer lachte am Morgen, der gegen Abend weint’ Machauts”. Gewandt und leichtfüßig wie in einer Darbietung des Saltarello, des nach seinem typischen Hüpfsprung benannten italienischen Tanzes, durchmessen Garth Knox und seine musikalischen Weggefährten auf diesem Album Epochen und Stile.

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