Der aus Nischni Nowgorod im Osten Russlands stammende Pianist, der heute 33 Jahre alt ist, hat fast die Hälfte seines Lebens in den USA gelebt. Das Land hat ihn geprägt, und dieser persönlichen Prägung möchte er musikalisch Ausdruck verleihen.
Amerikanische Prägungen
“Ich wollte keine Anthologie vorlegen, sondern einfach Musik, mit der ich mich verbunden fühle, einige meiner Lieblingsstücke, die mich musikalisch ansprechen”, so Trifonov, der mit 17 Jahren in die USA kam, um seine damals schon weit fortgeschrittenen pianistischen Fähigkeiten bei Sergei Babayan am Cleveland Institute of Music zu vertiefen. Babayan arbeitete mit Trifonov indes nicht nur am Klavier, sondern machte ihn auch mit einer neuen Welt von Literatur, Filmen und musikalischen Genres vertraut.
Trifonov nahm diese Inspirationen begierig in sich auf und verwandelte sie dann auf seine Art. Die Fähigkeit, sich prägen zu lassen, jeder Prägung aber auch eine persönliche Note zu verleihen, manifestiert sich deutlich auf seinem ersten Amerika-Album, am reizvollsten vielleicht in Mason Bates’ Klavierkonzert, das neben Gershwins berühmtem Concerto in F von 1925 das musikalische Herzstück der Aufnahme bildet.
Vielgestaltige Klangwelt
Trifonov durchstreift in dem Concerto, das Mason Bates für ihn verfasst hat und das auf dem Album in einer Weltersteinspielung erscheint, einen vielgestaltigen Klangkosmos aus renaissanceartigen Gebilden, romantischen Ideen und einem jazzigen Finale, das Trifonov “von launischem Humor und schrägen Grooves” gezeichnet sieht. Dabei verschafft sich sein persönlicher Stil, der sich frei zwischen zartfühlender Lyrik und ekstatischer Wildheit bewegt und den man aus seinen großen Interpretationen romantischer Klavierwerke kennt, immer wieder Geltung.
Mit dem Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin weiß Trifonov einen Klangkörper an seiner Seite, der rhythmisch agil reagiert und den er spielerisch in lebhafte Dialoge zu verwickeln weiß. Das macht sich auch in Gershwins Concerto in F bezahlt, das vor Energie sprüht und dessen melodische Schönheit Trifonov mit dem Philadelphia Orchestra kongenial birgt.
Aus den Solostücken, darunter Werke von Aaron Copland, John Cage sowie Hollywood-Soundtrack-Themen von Thomas Newman und Dave Grusin, sticht Art Tatums Bearbeitung von John W. Greens mitreißendem Song “I Cover the Waterfront” als besondere Kostbarkeit hervor. Der Swing und die Coolness, die Trifonov hier an den Tag legt, untermauern eindrucksvoll, dass er nicht nur in den USA lebt, sondern dort auch angekommen ist.