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Daniil Trifonov erkundet das Silberne Zeitalter

Daniil Trifonov
© Dario Acosta
05.11.2020
Daniil Trifonov ist nicht nur einer der bemerkenswertesten Pianisten seiner Generation. Zudem zeigt sich der russische Künstler immer wieder auch als begnadeter Programmgestalter, der mit seinen Konzeptalben spannende neue Perspektiven ermöglicht. Dies unterstreicht auch sein jüngstes Aufnahmeprojekt “Silver Age”, das als Doppelalbum und digitales Album am 6. November bei Deutsche Grammophon erscheint. Im Zentrum stehen solistische wie orchestrale Werke von Skrjabin, Strawinsky und Prokofieff, die das Silberne Zeitalter als faszinierende und prägende Phase in der russischen Kulturgeschichte erfahrbar werden lassen.

Silberne Zeiten – Trifonov erkundet spannende Epoche der russischen Kulturgeschichte

Das titelgebende “Silver Age” war eine Zeit, in der verschiedenste ästhetische und philosophische Impulse aufeinander trafen. “Das Silberne Zeitalter in der Geschichte der russischen Kunst steht nicht für eine bestimmte Ästhetik, sondern bezeichnet ein zunehmend zersplittertes soziales, politisches und intellektuelles Umfeld – eine Mischung von unterschiedlichen künstlerischen Äußerungen in erregter Interaktion”, so beschreibt Daniil Trifonov diese aufregende Phase. Russlands Komponisten, Dichter, Künstler, Dramatiker und Star-Darsteller gehörten damals zu den originellsten der Welt und prägten mit künstlerischer Kühnheit und Brillanz eine turbulente Ära in der Geschichte des Landes und weit darüber hinaus. Auf seinem Album spielt Trifonov ausschließlich Musik aus jener Zeit und widmet sich besonderen Werken von drei der damals bahnbrechendsten Komponisten. Als versierte musikalische Partner hat er dabei Valery Gergiev mit dem Mariinsky-Orchester an seiner Seite.

Solistische und orchestrale Schlüsselwerke einer aufregenden Ära

Mit Stücken von Alexander Skrjabin, Igor Strawinsky und Sergei Prokofieff spiegelt Trifonovs Musikauswahl die kreative Vielfalt dieses zwar kurzen, aber explosiven kulturellen Moments des Silbernen Zeitalters facettenreich wider, wobei jeder der Komponisten seine ganz eigenen Schwerpunkte setzte. “Skrjabin wollte alle ästhetischen Erfahrungen in einer einzigen, mystischen, musikalischen Vision vereinen”, sagt Trifonov. Strawinsky wiederum “vereinte die Künste durch eine radikale Neuinterpretation des Balletts”, während Prokofieff das Kino “als die vollständigste und modernste Synthese der Sinne” begrüßte.
Von Skrjabin erklingt auf dem Album das “Konzert für Klavier und Orchester fis-Moll op.20”, ein kompaktes und dicht komponiertes Werk, das von einer beeindruckenden melodischen, harmonischen und motivischen Fülle an Ideen ist. Strawinsky – für Trifonov eine Art “Anti-Romantiker” – ist neben seiner “Serenade in A” mit den “Drei Sätzen aus Petruschka” vertreten, einem Werk, das die Feiern zu Beginn des Frühlingsfestes zelebriert. Ein besonderes Highlight sind zudem die Auszüge aus der Klaviersuitenfassung des “Feuervogels”, einem kühnen, sprühenden Werk, das auf dem berühmten gleichnamigen russischen Märchen basierte und für Trifonov einem “Sinnbild für die russische Kultur” gleicht. So sei der Feuervogel ein mythologisches Wesen, das Naturalismus, Heidentum und Spiritualität in sich vereine und eindrücklich den Gedanken der Wiedergeburt symbolisiere. Von Prokofieff sind das kontrastreiche “Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op.16” und seine “Sarkasmen Op.17” zu erleben, in denen der Komponist die Hörer ironisch, verspielt und aufreizend zugleich immer wieder aufs Neue bewusst irreführt, bevor mit seiner “8. Sonate in B-Dur Op.84” ein ergreifendes Klagelied erklingt, in dem verschiedenste Stimmungen, Stile und Ausdrucksformen eine Synthese eingehen.

Zärtlich und virtuos – Die Kunst des Daniil Trifonov

Daniil Trifonov zeigt sich bei der Interpretation dieser ganz unterschiedlichen Werke als ebenso virtuoser wie sensitiver Klanggestalter, der die Kontraste, die Energie und die Wildheit dieser Zeit intensiv zum Leben erweckt. Im intensiven Zusammenspiel mit dem Mariinsky-Orchester unter der Leitung von Valery Gergiev wird das “Silver Age” dabei als spannende Epoche der russischen Geschichte erfahrbar, deren wegweisenden und mutigen Neuerungen bis heute faszinieren.

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