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Intime Offenbarung – Drei romantische Klavierquartette

Von links: Daniel Hope, Wu Han, David Finckel, Paul Neubauer
© David Finckel
21.04.2015
Er gilt als kammermusikalischer Vollprofi. Jahrelang mit dem famosen Beaux Arts Trio unterwegs, ist Professionalität bei ihm aber nichts Kühles oder gar Routine. Kammermusik, das ist für Daniel Hope ein Abenteuer, eine Entdeckungsreise, die tief in die Seele der Musik führt. 

Intime Kunst

Besteht der Reiz von großen Orchesterwerken in der kunstvollen Zusammenführung vielfältiger musikalischer Einfälle, so ist Kammermusik der Augenblick des Details. Die poetische Nuance, der feine, gefühlvolle Klang bildet das Zentrum der Kammermusik, und die Lust, sich ihm hinzugeben, bereitet sowohl Musikern als auch Liebhabern dieser Kunst eine ungemeine Freude. “Nirgends”, so Daniel Hope gegenüber Axel Brüggemann, “ist Musik unmittelbarer und intimer.” Der südafrikanisch-britische Geiger muss es wissen. Wie kaum ein anderer Musiker seiner Generation versteht der 41-jährige Universalkünstler, der sich auch als Buchautor, Fernsehmoderator und Initiator von Konzeptkonzerten einen Namen gemacht hat, das Detail in der Musik hervorzukehren. Er widmet sich ihm mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Wenn er etwas Schönes gefunden hat, dann erkundet er es in all seinen Dimensionen. Daniel Hope lässt nichts aus. Er ist ein Genießer par excellence.

Detail und Gefühl

Um genügend Material zu besitzen, hat er aufregende Entdeckungsreisen unternommen: in die Neue Musik, in den Jazz, in indische Musik oder in Crossover-Projekte (u.a. mit Sting). Aber nichts davon hat er mit halbem Herzen getan. Stets hat er sich seinen Projekten mit “unbedingter Intensität” (New York Times) gewidmet, und dafür steht auch seine neueste Aufnahme. Die mit Freunden gemeinsam vorgenommene Einspielung von drei romantischen Klavierquartetten ist seine erste kammermusikalische Veröffentlichung bei Deutsche Grammophon, und wenn man sie hört, spürt man sofort, dass er den richtigen Augenblick gewählt hat. Die Zeit war reif für Klavierquartette der romantischen und spätromantischen Tradition, denn hier kann Hope zwei seiner schönsten Begabungen elegant miteinander verknüpfen: Detailfreude und Gefühlsintensität. Genau das zeichnet nämlich die Klavierquartette von Schumann, Brahms und Mahler, die auf seinem neuen Album zu hören sind, aus.

Vibrierendes Spiel

Die Schönheit des Augenblicks ist einer der Wesenszüge romantischer Kunst, und es gibt nur wenige Musiker, die so empfänglich dafür sind wie Daniel Hope und seine mitmusizierenden Freunde David Finckel (Cello, lange Zeit beim Emerson String Quartet), Paul Neubauer (Bratsche) und Wu Han (Klavier). Ihr Spiel vibriert, wenn sie zum Beispiel Schumanns Klavierquartett in Es-Dur (op. 47) interpretieren. Daniel Hope birgt die melodische Schönheit dieser ebenso erhabenen wie hochgespannten Komposition. Pianistin Wu Han demonstriert den emotionalen Furor und die harmonische Modernität Schumanns. Und die weiche Klangbasis, die Cellist David Finckel und Bratschist Paul Neubauer schaffen, federt die gefühlsstarken und modernen Passagen des empfindsamen Meisterkomponisten kongenial ab. Diese Qualitäten bewähren sich dann auch bei Johannes Brahms und Gustav Mahler.

Ungeahnte Höhen

Das Klavierquartett in g-Moll (op. 25) von Johannes Brahms verlangt den Musikern um Daniel Hope alles ab. Das Werk besitzt kontrapunktische Strenge, ist bestückt mit zauberischen Melodien und verfügt darüber hinaus noch über tänzerische Elemente. Ergreifend, wie sich all diese Formen bei Daniel Hope und seinen Freunden zu einem poetischen Ganzen fügen. Ihre Interpretation dieses Klavierquartetts, das der junge Brahms mit ebenso wilder Leidenschaft wie formstrenger Akkuratesse komponierte, ist atemberaubend. Sie zeigt, in welch ungeahnte Höhen Kammermusik führen kann.
Mit Mahlers Klavierquartett in a-Moll, einem Fragment gebliebenen Jugendwerk des Komponisten, findet sich schließlich ein Werk auf dem Album, das bereits schattenhaft die moderne Weiterbildung des romantischen Klangideals andeutet. Der junge Mahler, der für das Werk einen Preis des Wiener Konservatoriums erhielt, markiert hier bereits unüberhörbar seinen musikalischen Eigensinn, und der melancholische Zauber dieses frühen Meisterwerks wird von Daniel Hope und seinen Freunden nicht minder gefühlvoll zum Ausdruck gebracht wie die Klangschönheiten von Schumann und Brahms.      

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