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Christian Thielemanns Parsifal von den Salzburger Osterfestspielen 2013 auf DVD und Blu-Ray

Christian Thielemann
© Matthias Creutziger
16.07.2013
Eine weitere Deutsche Grammophon-Aufnahme zum 200. Geburtstag des Komponisten mit dem Wagner-Experten Thielemann ist der Parsifal von den Salzburger Osterfestspielen 2013 mit der Staatskapelle Dresden, auf DVD und Blu-Ray, und erscheint am 19. Juli – rechtzeitig zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2013.

Kaum ein anderer Dirigent hat sich so intensiv mit dem Werk Wagners beschäftigt. Noch gemeinsam mit Herbert von Karajan hat Christian Thielemann die Partituren studiert. Inzwischen ist er Stammgast bei den Bayreuther Festspielen und sucht mit der Staatskapelle Dresden nach einem aktuellen Wagner-Sound. Für Thielemann bewegt der Bayreuther Meister die Menschen noch immer – fast unheimlich nahe sei er uns. »Wagner«, erklärt der Dirigent, »ist hauptsächlich eine physische Sache. Manchmal scheint seine Musik so unendlich intim, dass sie mehr über mich zu wissen scheint als ich selbst. Was sie mit mir anstellt, ist so nackt, dass ich zuweilen Angst habe, all das zuzulassen. Dann erscheint sie mir wie ein Dämon, der das Archaische berührt und mich dazu zwingt, mich ihr vollkommen auszuliefern.«



Und das tut er. Kritiker des Wiener Ring und des Salzburger Parsifal haben es Thielemann attestiert. Wie keinem anderen gelinge es ihm, unterschiedliche Orchester mit Wagner-Partituren an den Rand der Klangmöglichkeiten zu treiben. Thielemann sucht das Extrem, öffnet die Ohren nach innen und lässt Gefühlswelten explodieren. »Denn wenn unser Orchester in Geberlaune ist – und das ist es bei Thielemann notorisch –, schlägt es jede Konkurrenz um Längen«, schreibt die Wiener Presse, »Thielemann weiß auch, dass ihm bei dieser Musikergemeinschaft keine Grenzen in Sachen künstlerischer Gestaltung und spontaner, visionärer Kreativität gesetzt sind.«

Für Thielemann ist diese Musik »eine existenzielle Gefahr für das Leben«. Er sagt: »Seine Werke saugen alles aus mir heraus. Ich hatte oft Angst, unter dem Einfluss seiner Opern in Situationen zu geraten, in denen ich alle Grenzen verliere, Drogen nehmen oder zu schnell mit dem Auto fahren will, um am Ende am Baum zu landen – inzwischen habe ich das etwas besser im Griff. Aber ich weiß, dass diese Musik mich aufputscht, antreibt und aufbaut. Dass sie in mir Dinge hervorruft, die ich nur schwer kontrollieren kann.« Es war ein Coup des Intendanten Peter Alward, als im März dieses Jahres Christian Thielemann und die Staatskapelle Dresden die Berliner Philharmoniker als Orchester der Salzburger Osterfestspiele ablösten. Mit Parsifal als Debüt stand eben jene Oper auf dem Programm, bei der Thielemann schon in den 80er-Jahren dem Erfinder der Osterfestspiele Herbert von Karajan assistierte. Die Aufführung wurde ein musikalisches Großereignis. Thielemann eröffnete eine neue Ära in Salzburg, dirigierte die Oper um Schmerz und Erlösung, um den reinen Toren Parsifal, der die müde Gralswelt erlöst, wie ein Panoptikum wagnerscher Leitmotive. Der Komponist hat in seiner letzten Oper noch einmal alle Fäden seines Gesamtkunstwerks miteinander verknüpft: endlos fließende Melodien, schmerzvolle Akkorde und eine Erlösung mit Mut zum großen Pathos.

Regisseur Michael Schulz liest die Oper als Spiegelbild der christlichen Erlösung. In den ästhetischen Bühnenwelten von Alexander Polzin inszeniert er den Schmerzensmann Amfortas als Wiedergänger Jesu. Seine verblüffende Pointe: Auch Amfortas’ Nachfolger Parsifal wird seine Herrschaft über die Gralswelt nur als Leidender antreten können. Denn Schmerz ist die Grundlage für jede Art von Erlösung und Entsündigung.

Johan Botha singt die Titelrolle, Michaela Schuster die Kundry und Wolfgang Koch verkörpert sowohl den Amfortas als auch den Klingsor – die moralischen Kontrahenten in der Wagner-Oper. Die Festspielentdeckung Stephen Milling interpretiert mit lyrisch-erzählerischem Bass den Gralsritter Gurnemanz.

Das Publikum feierte am Ende den Dirigenten: »… tosender Applaus für Christian Thielemann«, schreibt die Rheinische Post. »Wenn sie ihn bald Heiland nennen, muss er sich nicht wundern.«

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