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Bruce Liu verzaubert mit französischer Klaviermusik

Bruce Liu (2023)
Christoph Köstlin
01.11.2023
Unendlich weit ist das Meer, mal aufbrausend wild, mal von schillerndem Glanz, und immer sind da die Wellen in ewiger Wiederkehr. “Waves” ist auch der Titel des neuen Albums von Bruce Liu, das der Ausnahmepianist am 3. November bei Deutsche Grammophon herausbringt. Nach der Veröffentlichung des Wettbewerb-Mitschnitts ist es das erste Studioalbum des DG-Exklusivkünstlers und vereint französische Klaviermusik aus 200 Jahren von Rameau, Ravel und Alkan. Das Album erscheint sowohl digital als auch auf CD und auf Vinyl (2 LPs) sowie als signierte 2CD Deluxe-Edition in limitierter Auflage.

Sensibler Wandlungskünstler und preisgekrönter Virtuose

“Das Meer ist nie gleich”, stellt Bruce Liu fest, und ebenso sei auch seine Herangehensweise an die Musik, die er spiele, nie festgelegt. Diese Offenheit und kreative Wandlungsfähigkeit wurden dem Künstler gleichsam in die Wiege gelegt. 1997 wurde er als Sohn chinesischer Eltern in Paris geboren, im Alter von sechs Jahren zog er mit seinem Vater von Paris nach Montreal, besuchte aber auch regelmäßig China. Entsprechend sog er von Beginn an die verschiedensten kulturellen Einflüsse auf, begegnete der europäischen und nordamerikanischen Kultur ebenso wie der Tradition der chinesischen Kultur und empfindet sie heute alle als Teil seiner Persönlichkeit. Seine musikalische Entwicklung vertiefte Liu von 2011 bis 2018 bei Richard Raymond am Québecer Konservatorium für Musik, im Alter von nur 15 Jahren gewann er den Wettbewerb des Orchestre symphonique de Montréal. Im Oktober 2021 folgte schließlich der Sieg beim Internationalen Chopin-Klavierwettbewerb, bei dem Lius Poesie und Virtuosität gleichermaßen gelobt wurden und der ihn über Nacht berühmt machte. Hierzu trugen auch die international begeistert aufgenommenen Wettbewerbs-Mitschnitte bei, die von Deutsche Grammophon nur einen Monat nach dem Sieg veröffentlicht wurden.

Faszinierende Klangreise durch die französische Klaviermusik

Dass sich Bruce Liu auf seinem ersten Studioalbum der Klaviermusik Frankreichs zuwendet, kommt nicht von ungefähr. So kam der Pianist in Paris auf die Welt und begleitet ihn die Musik seines Heimatlandes schon Zeit seines Lebens. Für “Waves” hat Liu nun drei Komponisten ausgewählt, welche die Entwicklung der Klaviermusik zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst haben und deren Wirken er mit musikhistorischem Ansatz klangsinnlich nachzeichnet.
Da ist zum einen Jean-Philippe Rameau, aus dessen umfangreichen Werk Liu Auszüge aus den “Pièces de clavessin” und den “Nouvelles suites de pièces de clavecin” spielt, darunter programmatische Werke wie “La poule” und “Les sauvages”, sowie verschiedene Tanzsätze.
Mit Charles-Valentin Alkan ist auf “Waves” zum anderen ein heute eher unbekannter Komponist zu erleben, der gleichwohl schon zu Lebzeiten eine Legende am Klavier war und fast ausschließlich für sein eigenes Instrument Stücke von höchst virtuosem Anspruch komponierte. Für Liu ist Alkan eine absolute Entdeckung, die er bewusst bekannt machen möchte. So finden sich auf dem Album mit dem überschwänglichen “Le festin d’Ésope” und der ruhigen “Barcarolle” zwei Werke Alkans, die neu sind im DG-Katalog.
Neben den Stücken Rameaus und Alkans interpretiert Liu die “Miroirs” von Maurice Ravel, von denen einige wie etwa “Une barque sur l’océan” eindrucksvoll das Naturthema widerspiegeln, das sich leitmotivisch durch das Album zieht.

Charismatisch und farbenreich: Bruce Lius Interpretation

Durch die fein konzipierte und musikhistorisch aufbereitete Zusammenstellung des Programms und die Würdigung dreier höchst unterschiedlicher Komponisten ist mit “Waves” ein ebenso kontrastreiches wie charmantes Album entstanden. Dabei gelingt es Bruce Liu, mit der ihm eigenen Spielfertigkeit, virtuosen Leichtigkeit und tiefsinnigen Deutungskraft gleichermaßen, die besonderen Facetten der verschiedenen Tonschöpfer herauszuarbeiten und so ein farbenreiches Mosaik französischer Klaviermusik entstehen zu lassen. Besonders herausragend ist hierbei seine Interpretation der Werke Rameaus, für die sich Liu intensiv von einem Cembalisten hat schulen lassen, um die besondere Farbigkeit und Stimmung der Musik bestmöglich herauszuarbeiten. Es ist ihm zweifelsohne gelungen. 

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