András Schiff | Musik | Beethoven: The Piano Sonatas, Vol.5

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Beethoven: The Piano Sonatas, Vol.5
07. September 2007
András Schiff
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Produktinformation

András Schiff hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Sonatenwerk von Ludwig van Beethoven vollständig nach seinen Vorstellungen einzuspielen. Schrittweise geht er vor, Edition für Edition, und ist nun bei der vierten Folge seiner Aufnahmen angelangt. Es handelt sich um vier Werke der mittleren Schaffensphase, die Sonaten opp. 26, 27(1/2) und 28, die mit der berühmten “Mondscheinsonate” zu den bekanntesten Stücken der Klavierliteratur überhaupt gehören. Und Schiff ist sich seiner Verantwortung durchaus bewusst, der bereits umfassenden Aufnahmegeschichte eine weitere, ungewohnte Interpretation hinzuzufügen.

Das Pedal ist Ansichtssache. Je nachdem, welcher Tradition ein Künstler folgt, hat er eine eher skeptische, liebevolle oder auch brachiale Vorstellung vom Einsatz dieses zentralen Mittels pianistischen Ausdrucks. War es zu Mozarts Zeiten noch ein Mechanismus, der unter dem Tastenbrett angebracht und mit dem Knie betätigt wurde, differenzierte sich die Instrumententechnik während der folgenden Jahrzehnte und ermöglichte auf für Beethoven neue Klangvariationen. Dabei ist die Bedeutung des rechten Pedals immens. Es hebt nicht nur die Dämpfer von den Saiten und ermöglicht ihnen dadurch die natürliche Dauer des Klangs, sondern führt auf diese Weise auch dazu, dass eine große Anzahl von Obertönen jeder einzelnen Saite freigesetzt wird, was durchaus zu Schwingungskollisionen führen kann. András Schiff, der mit der in Ungarn und den in sozialistischen Bruderstaaten seiner Jugend gepflegten pathetisch und pedalgewogenen Darstellungstraditionen musikalisch sozialisiert wurde, hat daher ein vieldeutiges Verhältnis zu diesem markanten Ausdrucksmittel und formuliert es in der Sonate in cis-Moll, op.27/2 mit aller Deutlichkeit. Denn indem er nahezu während des gesamten ersten Satzes das Pedal liegen lässt, überhöht er die romantizistischen Interpretationsgewohnheiten und kontrastiert dazu einen Raum voller hintergründiger, behutsamer Dissonanzen.

Das ist ebenso radikal wie provozierend, greift aber durchaus auf die Seelenlagen eines Komponisten zurück, der während der Entstehungszeit der Sonaten opp.26–28 (1800/01) bereits von einsetzender Taubheit und anhaltenden Leibschmerzen geplagt war und erst gegen Ende 1801 sich von den massiven gesundheitlichen Einschnitten zumindest zeitweilig erholte: “Etwas angenehmer lebe ich jetzt wieder, indem ich mich mehr unter Menschen gemacht. Du kannst es kaum glauben, wie öde, wie traurig ich mein Leben seit 2 Jahren zugebracht; wie ein Gespenst ist mir mein schwaches Gehör überall erschienen, und ich floh die Menschen, mußte Misanthrop scheinen und bin’s doch so wenig” (Beethoven an Franz Wegeler, 16. November 1801).
 
Der Komponist ist die eine Seite, der Interpret die andere. So großartig die Werke erscheinen mögen, so sind sie doch nur so gut, wie ein Künstler sie darzustellen vermag. Im Fall von András Schiff ist sich die Kritik bereits nach er Hälfte der Einspielungen einig, dass seine Vorstellungen und Umsetzungen von Beethovens zentralem Klavier-Oeuvre zu den herausragenden Interpretationen unserer Tage gehört. So merkte der Kritiker des englischen Observer angesichts der im Herbst veröffentlichten dritten Folge der Sonaten-Aufnahmen an: “Wie immer ist Schiff ein Meister des Details. Oft re-phrasiert er Passagen, von denen man dachte, man würde sie gut kennen, und entwickelt feine Nuancen, wobei er niemals den Überblick über die übergreifende Architektur des Stücks verliert. Live in der Züricher Tonhalle aufgenommen und dank Schiffs Glaube an die Vitalität des Spiels vor Publikum, wurde dies zu einer ausgezeichneten Folge eines außergewöhnlichen Zyklus'”.

An diese ausgewiesene Differenziertheit schließt der inzwischen 53jährige Pianist nun mit dem vierten Teil seiner Beschäftigung mit Beethoven an. “Zwischen 1795 und 1801 etablierte sich Beethoven als ein herausragender Meister der Kunst der Charakterisierung”, meint Schiff im Gespräch mit dem Musikwissenschaftler Martin Meyer und ergänzt: “Und er schwelgte außerdem in Experimenten”. Genau diese Balance gelingt es Schiff,  aus der Perspektive der Gegenwart zu rekonstruieren und in seinem Sinne zu verarbeiten.
Veröffentlichung
7.9.2007
Format
CD
Label
ECM New Series
Bestellnummer
00028947661863

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