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Die Wucht des Klaviers: Yuja Wang spielt Rachmaninoff

Yuja Wang © Esther Haase / DG
© Esther Haase / DG
19.05.2011
Und das gehört zum Schwierigsten überhaupt, was die moderne Klavierliteratur zu bieten hat. Schließlich war Sergei Rachmaninoff nicht nur ein herausragender Komponist, der die russische Spätromantik über seine Jahre im amerikanischen Exil hinweg scheinbar mühelos in die melodische Moderne übergehen ließ. Er galt außerdem als einer der besten Pianisten seiner Generation, der genau wusste, wie man aus dem zu seiner Zeit bereits umfassend erforschten Instrument noch weitere Nuancen destillieren konnte. Diese Kombination macht ihn bis heute zu einem der brillantesten, aber auch gefürchtetsten Tonangeber der Moderne, dessen Konzerte und Werke ein besonderes Maß der Auseinandersetzung erfordern. Im Fall des zweiten Klavierkonzertes, das Opus, mit dem Rachmaninoff 1901 der internationale Durchbruch gelang, bedeutete das für Yuja Wang, eine umfassende, aber auch herausfordernde Vorbereitung auf vielen Ebenen.

„Ich tauche gern tief in die russische Seele ein, etwa über die russische Literatur, und möchte diese Gefühlswelt verstehen“, meint die chinesische Pianistin, die sich derzeit auf dem Weg an die Weltspitze ihres Instruments befindet und ergänzt: „Aber während eines Live-Konzerts ist es schwierig, diese Ebene zu erreichen. Im zweiten Klavierkonzert ist die große Herausforderung, sich durchzusetzen: Die Musik ist sehr transparent komponiert, aber die Melodie ist übermächtig. Es ist nicht einfach, das Gefüge zu durchdringen, um gehört zu werden. An vielen Stellen ist es in diesem Konzert fast so, als würde das Klavier das Orchester begleiten. Doch das Zusammenspiel mit dem Mahler Chamber Orchestra war wunderbar: Die Musiker hören sehr gut aufeinander und sind alle noch sehr jung, etwa in meinem Alter. Ich denke, der besondere Kick eines Live-Konzertes ist in dieser Aufnahme wirklich spürbar“.

Die Anregung dazu kam übrigens von Maestro Claudio Abbado selbst. Er kannte Yuja Wang schon von früheren Kooperationen und sprach sie daher darauf an, ob sie sich nicht gemeinsam an Rachmaninoff wagen sollten. Die Zusammenarbeit kam zustande und als zweites Stück wählten sie die „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“, ein spätes Werk des Komponisten, dass jener 1934 als Variationszyklus über ein Motiv aus den „24 Solo-Capricen für Violine“ entworfen hatte. Für Yuja Wang war das die Erfüllung eines Herzenswunsches: „Es ist mein Lieblingsstück von Rachmaninoff für Klavier und Orchester. Es ist sehr intelligent geschrieben und zeigt alle Facetten Rachmaninoffs; es ist extrem abwechslungsreich und farbenfroh. Ich glaube, hierin liegt sein wahres Genie: In dieser enormen Ausdrucksvielfalt, die alles auslotet, was das Klavier kann“. Mit diesen quasi optimalen Voraussetzungen, die einen erfahrenen Dirigenten, ein motiviertes Orchester, eine herausragende Solistin und ein vielschichtiges Repertoire verbinden, konnte daher im April 2010 in Ferrara ein Album entstehen, das alles hat, was eine mitreißende Aufnahme braucht.

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