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Goldene Lieder – Tori Amos nimmt ihre Songs mit Orchester auf

Tori Amos
© Danielle Levitt
26.09.2012
Als Tori Amos vor 20 Jahren mit dem Album “Little Earthquakes” ihre Erfolgskarriere begann, stand sie stets allein auf der Bühne. Einzig begleitet von ihrem Klavier avancierte sie mit einzigartigem Charisma und unverkennbarer Stimme innerhalb kurzer Zeit zu einer der großen Ausnahmekünstlerinnen im internationalen Musikgeschehen. Vor allem Amos’ zutiefst persönliche Songtexte schaffen seit jeher eine einzigartige Atmosphäre der Intimität zwischen ihr und den Zuhörern. Insofern mag ihr neues Werk “Gold Dust” überraschen, ändert Amos doch mit ihren erstmals in Orchesterbegleitung vertonten Liedern ihre gewohnte Arbeitsweise. Schaut man aber genauer auf den musikalischen und persönlichen Werdegang der Musikerin – beide sind bei Tori Amos untrennbar miteinander verwoben – so wird deutlich, dass sie mit “Gold Dust” eigentlich zu ihren Wurzeln zurückkehrt: mit einem anderen, neuen Blick.

Fluch und Segen der klassischen Ausbildung

Tori Amos’ musikalischer Werdegang beginnt sehr früh. Kaum dreijährig begeistert sie sich für das Klavier, mit Fünf erhält sie ein Stipendium am renommierten Peabody-Konservatorium in Baltimore. Doch die klassische Ausbildung empfindet die junge Tori schon bald als einengend – mit 11 Jahren verlässt sie die Musikschule vorzeitig. Getrieben von ihrer Liebe zum Rock, der ihr seinerzeit intuitiver und befreiender erscheint, bestreitet sie schon im Teenager-Alter erste Club-Auftritte als Sängerin. Ihren musikalischen Wurzeln wird Tori Amos jedoch nie ganz den Rücken kehren, zu sehr liebt die Künstlerin das Experimentieren mit verschiedenen Rollen und musikalischen Stilen. So bringt sie 2011 den Liedzyklus “Night of Hunters” auf Deutsche Grammophon heraus, auf dem sie Motive klassischer Komponisten variiert – unter anderem von J. S. Bach, Chopin, Debussy – und mit eigenen Texten neu vertont. 2012 erhält sie dafür den Echo Klassik in der Kategorie “Klassik ohne Grenzen”.

Lang gehegter Wunsch

Amos’ neues Album “Gold Dust” geht auf einen lang gehegten Wunsch der Musikerin zurück: “Schon damals, als ich allein auf der Bühne stand, spürte ich das Bedürfnis, meine Songs eines Tages unter Begleitung eines Orchesters spielen zu können.” Schließlich bekam sie 2010 das Angebot, mit dem niederländischen Metropole Orchestra aufzutreten. Zunächst war Amos, die sich sorgte, mit mehr als 50 Leuten auf der Bühne noch die unvergleichliche Intimität ihrer Songs herstellen zu können, perplex: “Ich kannte diese Lieder so gut und dennoch sah ich plötzlich völlig neue Bilder. So als ob mir das Orchester jene unterschwelligen Bedeutungen meiner Lieder bewusst machte, die ich bis dahin selbst noch nicht entdeckt hatte.” Schließlich entschloss sich Amos zusammen mit Deutsche Grammophon, die künstlerisch fruchtbare Kollaboration jedem zugänglich zu machen. Die Idee zu “Gold Dust” war geboren.

Eigenständiges Kunstwerk

Gemeinsam mit Produzent und Komponist John-Philip Shenale, mit dem sie bereits eine langjährige musikalische Zusammenarbeit verbindet, wählte Tori Amos ganz besondere Stücke aus ihrer zwanzigjährigen Laufbahn aus. “Das Komplizierte daran war”, erklärt Amos, “dass all diese Songs Geschichten in der Vergangenheit erzählen, meine Beziehung zu ihnen sich aber über die Jahre verändert hat. Daher war es wichtig Stücke auszuwählen, die sowohl etwas von dieser Beziehung erzählen, aber eben auch eine Geschichte im Hier und Jetzt.” So sind auf “Gold Dust” sowohl Publikumslieblinge wie “Silent All These Years”, “Winter” und “Jackie‘s Strength” vertreten als auch weniger bekannte Schätze wie “Snow Cherries from France” oder “Gold Dust”, dem sich der Titel des Albums verdankt. Einige Stücke sind durch die neuen Arrangements in einer veränderten Form wiedergeboren, wurden neu erfunden, andere hingegen erscheinen nur leicht verändert. Tori Amos’ neues Werk ist keine Singles-Collection, sondern ein völlig eigenständiges musikalisches Kunstwerk, das durch seine Zeitlosigkeit besticht und für eine Künstlerin steht, die heute so viel zu sagen hat wie eh und je.


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