Sviatoslav Richter | News | Sviatoslav Richter: Gesammelte Werke vom Feinsten

Sviatoslav Richter: Gesammelte Werke vom Feinsten

Sviatoslav Richter: The Complete Decca, Philips & DG Recordings
02.12.2014
Solowerke, Kammermusik und Konzertrepertoire – der Pianist Sviatoslav Richter fühlte sich musikalisch überall zuhause. Nächstes Jahr feiern wir in Gedenken an einen großen Künstler seinen 100. Geburtstag, doch durch sein außergewöhnliches Talent hat er sich mit vielen glanzvollen Aufnahmen längst selbst unsterblich gemacht und sich unüberhörbare musikalische Denkmäler gesetzt. Decca, Philips und die Deutsche Grammophon bringen gemeinsam eine Box mit den gesamten Aufnahmen von Sviatoslav Richter. Diese Edition war bisher exklusiv für die Plattenladenwoche, ab jetzt überall im Handel verfügbar.

Filigranes Fingerspitzengefühl

Sviatoslav Richter ist ein virtuoser Klangmaler, der mit sensiblem Fingerspitzengefühl tausend Farben aus den schwarz-weißen Tasten lockt. Unvergessen ist seine Interpretation von Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 in b-Moll mit den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan, genauso wie die Aufnahme von Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll. Sviatoslav Richter spannt die weiten romantischen Bögen mit organischer Ausdruckkraft, die niemals abreißt. Doch auch in den kleineren Formen fühlte der Pianist sich sichtlich wohl. In schönstem Glanze strahlt Richters Version von Franz Schuberts “Winterreise” mit dem Tenor Peter Schreier. “Der stürmische Morgen” lässt Sviatoslav Richters Finger über die Tasten wirbeln, um gleich darauf in “Täuschung” mit hinreißend zarter und intensiver Klanggestaltung ganz neue Gefühlsregungen zu kreieren. Konzerte spielte Richter am Liebsten bei gedämpftem Licht, um eine intime Atmosphäre herzustellen, in der er ganz in die Musik eintauchen konnte. Richter ist ein gigantischer Musiker, sagte sein Kollege Artur Rubinstein,er spielt auf dem Klavier und das Klavier antwortet ihm. Er singt gemeinsam mit dem Klavier.”

Bewegende Momentaufnahmen

Die 51 CDs haben durch Livemitschnitte glücklicherweise viele einmalige musikalische Momente für die Ewigkeit festgehalten. Mit seinem Rezital im bulgarischen Sofia am 25. Februar 1958, bei dem er Modest Mussorgskys “Bilder einer Ausstellung” aufführte, manifestierte der damals 43jährige Sviatoslav Richter öffentlich sein außergewöhnliches Talent und etablierte sich endgültig als einer der angesehensten Pianisten seiner Zeit. Nachdem er in seiner Heimat bereits als Berühmtheit galt, durfte er 1960 erstmals in den Westen reisen. Am 19. Oktober 1960 gab er sein legendäres Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. Doch erst nach 1971 konnte man Sviatoslav Richter auch in Deutschland live erleben.
Musikalische Höhepunkte der Richter-Edition sind zweifellos die Aufnahmen von Sergej Rachmaninovs Klavierkonzert Nr. 2 unter der Leitung von Stanislaw Wislocki und Benjamin Brittens Klavierkonzert unter der Leitung des Komponisten höchstpersönlich. Rachmaninovs Konzert beginnt mit einem eindringlichen Moderato. Der Intensität von Richters Spiel kann man sich ab der ersten Sekunde nicht entziehen und auch der satte, sonore Klang der Streicher zieht einen beim Hören sofort mit Haut und Haaren in den Bann. Die Klangschönheit geht Dank ihrer hochemotionalen Ausdruckskraft ganz unmittelbar unter die Haut. Hier wird Musik nicht nur gespielt, hier wird sie zelebriert und gelebt.

Brittens kompliziertes und effektvolles Werk bewältigt Richter darüber hinaus mit kraftvoller Souveränität. Der britische Komponist und Sviatoslav Richter waren beide auch leidenschaftliche Kammermusiker und spielten oft zusammen. Die Edition beinhaltet zwei Bonus-CDs mit gemeinsamen vierhändigen Schubert-Aufnahmen aus den 60er Jahren. Mitschnitte von Beethovens Cellosonaten Nr. 4 und Nr. 5 mit dem Cellisten Mstislav Rostropovich sind nicht nur musikalische Zeugnisse von höchstem Niveau, sie schreiben auch ein Stück Musikgeschichte, das Sviatoslav Richters große Bedeutung in der Musikwelt des 20. Jahrhunderts unter Beweis stellt.

Das stilvolle Booklet auf Deutsch, Englisch, Französisch enthält viele seltene Fotos und einen Aufsatz des amerikanischen Musikkritikers und Pianisten Jed Distler, der die Hommage an Sviatoslav Richter formvollendet abrundet.