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Tiefschürfend – Saleem Ashkar spielt Beethoven-Sonaten

Saleem Ashkar
© Neda Navaee
29.05.2017
Das aktuelle Album ist nicht die erste intensive Beschäftigung mit Musik von Ludwig van Beethoven, die Saleem Ashkar für Decca festgehalten hat. Bereits 2013 debütierte der israelisch-palästinensische Pianist mit vielbeachteten Aufnahmen der Klavierkonzerte Nr. 1 und Nr. 4, die er gemeinsam mit Ivor Bolton und dem NDR Sinfonieorchester eingespielt hat. Nun erweist sich Saleem Ashkar auch ganz alleine an den Tasten erneut als exzellenter Interpret für Beethovens tiefgreifende Musik. Neben der Klaviersonate Nr. 3 in C-Dur op. 2, Nr. 3, der Klaviersonate Nr. 5 in c-Moll, op. 10 Nr. 1 und der Klaviersonate Nr. 30 in E-Dur, Op. 109, steht mit der Sonate Nr. 14 in cis-Moll, Op. 27, Nr. 2 auch die berühmte “Mondscheinsonate” auf dem Programm.

Authentisches Virtuosentum

Die Sonate Nr. 3 in C-Dur op. 2, Nr. 3 hat Ludwig van Beethoven unüberhörbar seinem Lehrer Joseph Haydn gewidmet. Saleem Ashkar spielt die eleganten Wendungen formvollendet aus, genießt förmlich eine Fülle dynamischer Wechsel und zeigt zugleich unerschrockene Lust am Spiel mit einer orchestralen Wucht, die Beethoven in akkordlastigen Passagen kreiert hat. Mit viel Fingerspitzengefühl gelingt auch die verspielte Heiterkeit des Scherzos, die in scharfem Kontrast mit der darauf folgenden Düsternis des Trios steht. Saleem Ashkar erweist sich auch hier als sensibler Gestalter emotionaler Brüche und Entwicklungen und lässt im vierten Satz die Tasten tanzen, wenn er schließlich mit beeindruckender Virtuosität all seine spieltechnischen Fähigkeiten entfaltet, ohne dabei jedoch in die selbstdarstellerische Zurschaustellung großer Gesten zu verfallen.

Hochflexible Offenheit

Die Klaviersonate Nr. 5 in c-Moll, op. 10 Nr. 1 wird auch als die  "kleine" c-Moll-Sonate bezeichnet und erlaubt es Saleem Ashkar, im Wechselspiel der Tonarten viele unterschiedliche Klangfarben zu zeigen. Mit der Klaviersonate Nr. 30 op. 109 in E-Dur aus dem Jahr 1820 widmet sich Saleem Ashkar der drittletzten Sonate Ludwig van Beethovens, welche dieser bereits vollständig gehörlos komponierte und mit der er zur eleganten Schlichtheit seiner frühen Sonaten zurückkehrt. Der junge Pianist begegnet hier dem intimen Charakter der Komposition mit künstlerischer Reife und einem sensiblen Gespür für die leisen Töne, die Beethovens Stil ebenso prägen wie seine stürmischen Ausbrüche.

Unerschrockene Auseinandersetzung

Mit der Sonate Nr. 14 in cis-Moll, Op. 27, Nr. 2, steht auch die berühmte “Mondscheinsonate” auf dem Programm für das Album, das Saleem Ashkar für Decca eingespielt hat. Seit ihrer Entstehung 1800/1801 gehört das Werk zu den beliebtesten Kompositionen aus Beethovens Feder und wurde bereits im 19. Jahrhundert mit einer Begeisterung gefeiert, die nicht nur beim Komponisten selbst gemischte Gefühle auslöste, sondern auch in der heutigen Zeit eine Unvoreingenommenheit des Hörens mitunter erschwert. Bei der Fülle von Interpretationen und Aufnahmen ist es eine große Kunst, sich als Pianist völlig frei zu machen von aller Interpretationsgeschichte und einen ganz eigenen Zugang zu Ludwig van Beethovens melancholischem und sanftmütigem Werk zu finden. Saleem Ashkars Spiel trägt eine berührende Ruhe und Aufrichtigkeit in sich und ist eine zutiefst beglückende Bereicherung für sein Album, das den vielversprechenden Startschuss für einen Gesamtzyklus der Beethoven-Sonaten mit Saleem Ashkar auf Decca gibt.

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