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Eroberung – Patricia Petibon entdeckt eine „neue Welt“

Patricia Petibon
© Felix Broede / DG
10.12.2012
Nachdem sich Patricia Petibon 2010 italienischem Barock-Repertoire auf „Rosso“ widmete und ein Jahr später spanische Arien und Lieder auf „Melancolia“ präsentierte, veröffentlicht die französische Sängerin in diesem Jahr ein Album, das den Geist der Eroberung atmet und uns in die Zeit der Entdeckung Amerikas zurückversetzt. „Nouveau Monde“ ist ein spannendes Konzeptalbum das neben traditionellen südamerikanischen Volksliedern auch Arien von Rameau, Charpentier, Händel und Purcell enthält.

Text: Christin Hofrichter | Foto: Felix Broede

„Mit dieser CD ist ein Traum Wirklichkeit geworden, den ich schon lange Jahre gehegt habe: Es ist ein Experiment mit neuen Klängen, neuen Texturen, beigesteuert von Schlagzeug und exotischen Instrumenten.“, sagt Patricia Petibon über ihr neues Album. Schon die Arbeit an Alban Bergs „Lulu“ am Gran Teatro del Liceu in Barcelona im Jahr 2010 sei ihr persönlich wie die Eroberung einer neuen Welt vorgekommen und auch privat habe sie sich damals neu orientieren müssen. So seien ihr schließlich die Entdeckungsfahrten der großen Eroberer in den Sinn gekommen – Gedanken, die sie darin bestärkt haben sollen, sich mit einem Repertoire auseinander zu setzen, das von Peru über Madrid bis London und Paris reicht, von südamerikanischen Volksweisen über de Nebra bis Purcell und Rameau.

Den Geschichten von großen Konquistadoren wie Christoph Kolumbus, der am 12. Oktober 1492 mit seinen Mannen auf der Bahama-Insel Guanahani landete und – anders als weitgehend vermutet – nicht den Seeweg nach Indien sondern nach China suchte, oder Hernán Cortés, der 1521 das Aztekenreich und dessen Hauptstadt für sein Heimatland Spanien einnahm, wohnt auch heute noch etwas Geheimnisvolles, Spannendes inne. Dabei waren diese Reisen keineswegs nur von purer Neugier getriebene Besuche in der Fremde, sondern von wirtschaftlichen und politischen Zielen geleitete Eroberungszüge. Patricia Petibon beleuchtet auf „Nouveau Monde“ beide Seiten der Medaille – singt von Erfolgen und Niederlagen, Freude und Leid, Hoffnung und Enttäuschung, Liebe und Zurückweisung.

„Die tragischen Aspekte dieses Kapitels der Geschichte sind bekannt, doch hat die Auseinandersetzung zwischen den Kulturen auch einen faszinierenden künstlerischen Austausch in Gang gesetzt. Noch heute reisen die Musiker der Anden mit ihrer Musik um die Welt und lassen sich dabei von unserer Musik beeinflussen.“, so Petibon über die kulturellen Auswirkungen der Eroberungsfahrten.

Zu den Persönlichkeiten, die sie selbst in ihrem Leben und Schaffen beeinflusst haben, zählten u.a. William Christie, Jordi Savall und Nikolaus Harnoncourt. Sie seien es gewesen, die sie gelehrt hätten, wie wichtig es ist, Klang immer wieder neu zu erkunden, sich mit verschiedenen Musikstilen zu beschäftigen. „Sie haben mir beigebracht, mit den Augen zu hören.“, schwärmt die französische Sopranistin über ihre Lehrer und Mentoren.

Und so sei es auch die Suche nach einem neuen Klang gewesen, die sie bei der Arbeit mit Andrea Marcon und dem La Cetra Barockorchester Basel angetrieben habe und nicht zuletzt natürlich auch der Wunsch, die Herzen anderer Menschen mit ihrer Musik zu erobern. Denn das sei, so Petibon selbst, noch immer „die schönste aller Eroberungen, die beste aller Neuen Welten, die es gibt“.

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