Momo Kodama | News | West-östliche Spiegelungen - Momo Kodamas Albumdebüt für ECM New Series

West-östliche Spiegelungen – Momo Kodamas Albumdebüt für ECM New Series

Momo Kodama
© Marco Borggreve / ECM Records
24.10.2013
“La vallée des cloches”, die erste Einspielung von Momo Kodama für ECM New Series, ist ein Kleinod, eine faszinierende Reise von den schimmernden Oberflächen der “Miroirs”, Maurice Ravels Klavierzyklus aus den Jahren 1904–45, bis zu Olivier Messiaens “Fauvette des jardins” von 1970, ein spätes Meisterwerk der Klaviermusik von dem visionären Komponisten. Kodamas Einsichten in die Klangwelt Messiaens sind bemerkenswert. Sie bringt sein religiös grundiertes Naturgefühl, bei dem sich Vogelgesang zu spirituellen Äußerungen wandelt, in bezwingend-insistierenden Klavierfiguren zum Ausdruck.
Takemitsu als fragiler Steg
Als fragiler Steg zwischen beiden Stücken fungiert Tōru Takemitsus “Rain Tree Sketch” (1982), Musik aus dem Osten, beeinflusst von experimentellen Klängen aus dem Westen. „Die ersten Takte des Stückes“, schreibt Hans-Klaus Jungheinrich in den Liner Notes, „beschwören nicht nur die kristallin-entrückte Akkordik Messiaens, sondern ebenso das klingelnde und aufblitzende Raffinement Ravels.“ Regen fällt hier abwechselnd in Tröpfchen von leise ausgehaltenen Einzelnoten und plötzlichen dissonanten Tonclustern, wie von nassen Zweigen geschüttelt. Sorgfältig hat der Komponist differenzierte Lautstärken, Akzente und präzise Pedaltechniken notiert, um den mit jedem Wimpernschlag wechselnden Konturen individuelle Prägung zu geben.
Geboren in Japan, aufgewachsen in Europa
Momo Kodama hat ihre ganz persönliche Perspektive auf den Austausch zwischen Orient und Okzident entwickelt. Geboren in Osaka verbrachte sie ihre frühe Kindheit in Deutschland. Im Alter von 13 zog sie nach Frankreich, um die Klasse von Germaine Mounier am Konservatorium national supérieur de musique in Paris zu besuchen. Zu ihren späteren Lehrern zählen große Pianisten wie Murray Perahia, András Schiff und die späte Tatiana Nikolayeva. Mit 19 Jahren wurde Momo Kodama die jüngste Preisträgerin beim Münchener ARD-Wettbewerb.
International gefragte Kammermusikerin und Solistin
Die Pianistin ist regelmäßig Gast zahlreicher großer Orchester in Japan, Europa und den USA, darunter das NHK-Symphonieorchester, das Boston Symphony Orchestra und die Berliner Philharmoniker. Sie ist gleichermaßen als Solistin wie als Kammermusikpartnerin gefragt. Kodama musiziert regelmäßig mit Cellist Steven Isserlis, den Geigern Yuzuko Horigome, Agustin Dumay und Renaud Capuçon, Klarinettist Jörg Widmann und ihrer Schwester Mari Kodama.
Enge Verbindung zu Messiaen
Ein großer Teil von Momo Kodamas Konzertkalender ist zeitgenössischer Musik gewidmet, wobei Messiaen besonders im Fokus steht. Auf Wunsch von Yvonne Loriod-Messiaen brachte sie 2006 gemeinsam mit Isabelle Faust Messiaens Fantasie für Violine und Klavier zur Uraufführung, ein Stück von 1933, das zuvor noch nie aufgeführt worden war. Im Messiaen-Jubiläumsjahr 2008 wurde sie in Japan für eine Serie von Konzerten ausgezeichnet, die dem Komponisten gewidmet war. Ihre Aufnahmen von Messiaens Klavierzyklen “Vingt regard sur l’enfant-Jésus” und “Catalogue d’Oiseaux” erhielten höchstes Kritikerlob.  
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