Matthias Goerne | News | Liebe, Schicksal, Tod – Matthias Goerne und Daniil Trifonov mit atemberaubendem Liederalbum

Liebe, Schicksal, Tod – Matthias Goerne und Daniil Trifonov mit atemberaubendem Liederalbum

Matthias Goerne
© DG
08.06.2022
Er gilt als einer der größten Lied-Interpreten der Gegenwart. Matthias Goerne besitzt ein besonderes Gespür für die Themen des Kunstliedes. Der charismatische Bariton versteht es meisterhaft, emotionale Zustände wie Liebe, Sehnsucht, Schmerz oder Abschied sängerisch darzustellen. Im Frühjahr 2020 starteten Matthias Goerne und die  Deutsche Grammophon eine Serie mit Schlüsselwerken des Kunstlied-Repertoires mit drei herausragenden jungen Pianisten des Gelblabels.
Das gemeinsam mit dem kanadischen Pianisten Jan Lisiecki verwirklichte Projekt trug ihm prompt zwei Preise ein: den Diapason d’Or und den niederländischen Edison Klassiek Award. Es folgte, als zweiter Teil der Reihe, “Im Abendrot”, eingespielt mit dem koreanischen Klaviervirtuosen Seong-Jin Cho, erschienen im April 2021. Auch mit diesem Album, das Lieder von Wagner, Pfitzner und Strauss versammelte, erwarb sich der Sänger besondere Meriten. Die Veröffentlichung wurde von der australischen Kulturzeitschrift Limelight zur besten Vokalaufnahme des Jahres 2021 gekürt.

Lebendiger Dialog

Jetzt legt der Sänger den bereits mit Spannung erwarteten dritten Teil seiner Serie vor. Auf dem Programm stehen Lieder von Robert Schumann, Johannes Brahms, Hugo Wolf, Alban Berg und Dmitri Schostakowitsch. Das Repertoire umspannt einen Zeitraum von knapp 135 Jahren. Es erstreckt sich von Schumanns Zyklus “Dichterliebe” (1840) über Brahms' “Vier ernste Gesänge” (1896), Wolfs “Michelangelo-Lieder” (1897) und Bergs “Vier Gesänge” (1910) bis hin zu Schostakowitschs “Suite nach Gedichten von Michelangelo Buonarroti” (1974). 
Wie schon in den beiden ersten Teilen, bewährt es sich, dass Goerne einen Pianisten an seiner Seite weiß, der über eine makellose Technik verfügt, die Literatur tief verinnerlicht hat und sich emotional zu zeigen traut. Daniil Trifonov beherrscht die harmonischen Kniffe eines Schumann, Brahms oder Schostakowitsch perfekt und hat keine Scheu, mit Matthias Goerne in einen lebendigen Dialog zu treten. 

Gefühle singen

“Es war faszinierend zu erleben, mit welcher Vorurteilslosigkeit, Reife und Weisheit er an diese Lieder heranging”, zeigt sich Goerne von der Zusammenarbeit mit Trifonov begeistert. Dass die Chemie zwischen den beiden stimmt, spürt man auf dem Album sofort. Schon wenn Goerne im ersten Lied von Alban Berg Hebbels Flucht in den Schlaf beschwört, finden die komplexen Akkorde des Komponisten, die fast jazzige Dimensionen annehmen, und der behutsam sich vortastende, immer tiefere Abgründe ausleuchtende Gesang kongenial zusammen.  
Matthias Goerne verfügt über eine samtweiche Stimme mit immensem Klangvolumen und vielen farblichen Nuancen. Sein Gesang kann, wenn es passt, eine beruhigende, ja fast tröstliche Note annehmen, wodurch selbst noch die düsteren Todesahnungen von Brahms eine freundliche Umarmung erfahren. Wie seine Interpretation von Schostakowitschs Todeslied eindrucksvoll bezeugt, vermag Goerne aber auch dramatische Wucht darzustellen. Dem aufbrechenden Liebesfrühling in Schumanns Zyklus wiederum verleiht der Sänger eine mit Zuversicht genährte, sinnliche Fülle, die in dieser Form einzigartig ist.

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