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Die fabelhafte Klangwelt der Maria João Pires

Maria Joao Pires
© Felix Broede / DG
03.06.2014

Schlaraffenland der Klaviermusik

Von Medienrummel hält die portugiesische Pianistin nicht viel. So wie ein Meisterkoch in seiner Küche an einem neuen Gericht feilt, zieht sich Maria João Pires gerne ins Aufnahmestudio zurück und zaubert dort völlig vertieft in die Musik an den Tasten neue sinnliche Kreationen. Ein beeindruckendes Zeugnis ihres Schaffens ist die köstliche Box mit 20 Alben randvoll mit Musik, die nun zum 70. Geburtstag der portugiesischen Pianistin erscheint. Insgesamt sind 20 Stunden und 39 Minuten Klaviermusik für die Ewigkeit festgehalten worden. Fast einen ganzen Tag lang könnte man der Pianistin nonstop zuhören. Und das wäre keine Sekunde langweilig. Die Musik ist das Lebenselixier, in das Maria João Pires täglich eintaucht. Und das besondere Pires-Aroma betört auch die Sinne des Hörers. Ob mit einem lieblichsüßen Mozart, der wie ein portugiesisches Natatörtchen auf der Zunge zergeht, oder mit einem französischluftigen Chopinwalzer, der wie Champagner perlt. Dem sinnlichen Charme der Aufnahmen kann man sich nicht entziehen.

Musikalische Delikatessen

Die Interpretationen der portugiesischen Künstlerin können nur mit den richtigen Zutaten so vorzüglich geraten, wie sie sind. Den Solowerken von sieben Komponisten aus ganz unterschiedlichen Epochen hat Maria João Pires sich in den letzten Jahren intensiv gewidmet. Sie hat die Duftnoten von Bach, Brahms, Beethoven, Chopin, Mozart, Schubert und Schumann in sich aufgesogen und serviert nun das wohlklingende Ergebnis ihrer Arbeit. Ihr Spiel besticht durchweg durch die fast fragile Feinheit, durch klare Strukturen und unsentimental lebhafte Tempi. Die Klangqualität ist so angenehm trocken wie ein guter Wein, kaum ein Nachhall stört den Hörgenuss.

Köstlicher Klangzauber

Bachs Partita Nummer 1, sowie die Englische Suite Nr. 3 und die zweite der sechs französischen Suiten machen den Anfang des musikalischen 20-Gänge-Menüs.

32 Klaviersonaten hat Ludwig van Beethoven in seinem Leben verfasst. Drei Sonaten hat Maria João Pires ausgewählt, unter anderem seine “Mondscheinsonate” op. 27 Nr. 2, in der man schon einen Vorgeschmack auf die Romantik bekommen kann. “Gesangvoll mit innigster Empfindung” ist der letzte Satz der Beethoven-Sonate op. 109 überschrieben. Dem kommt Maria João Pires  meisterhaft nach.
Auf insgesamt fünf Alben folgt sodann der nächste Gang des Menüs. Appetitliche kleine Häppchen, jedes für sich handverlesen und liebevoll angerichtet. Chopins Präludien, Mazurken, Walzer, zwei Nocturnes, sowie eine Berceuse und eine Polonaise werden als Sahnehäubchen durch die Cello Sonate ergänzt, die Maria João Pires gemeinsam mit dem jungen russischen Cellisten Pavel Gomziakov zelebriert.
Außerdem hat die Pianistin sämtliche Mozartsonaten eingespielt, 18 sind es an der Zahl. Über die richtigen Tempi bei Mozart wurden bereits ganze Bücher gefüllt, die Interpretationen von Maria João Pires überzeugen vor allem durch ihre belebende Frische. Als bittersüßen Nachtisch serviert sie seine ausdrucksstarken Fantasien für Soloklavier in c-moll und d-moll.
Facettenreiche Werke verschiedener Geschmacksrichtungen von Franz Schubert nehmen fünf weitere Alben der Pires-Box ein. Highlights darauf sind zweifellos die vierhändigen Werke, die Maria João Pires gemeinsam mit dem brasilianischen Pianisten Ricardo Castro spielt. Ohne solche vierhändigen Werke wäre jede Schubertiade undenkbar gewesen. Im Allegro der “Lebensstürme” kommt die pianistische und menschliche Reife der portugiesischen Pianistin zum Ausdruck.
Schumanns erdige “Waldszenen” op. 82 erinnern im Vergleich zum tänzerischen Chopin und zum leichtfüßigen Mozart an einen würzigen Käse. “Leicht und zart” so klingt seine Arabeske mit delikatem orientalischen Hauch, in der Maria João Pires die feinen Verzierungen mit hingebungsvoller Liebe zum Detail ausgestaltet. Die drei ausdrucksvollen Intermezzi von Johannes Brahms beschließen das musikalische Sternemenü schließlich auf dem 20. Album. Mit ihrer sinnlichen Tiefe gleichen sie dem köstlichen Aroma eines dunklen Schokosouffles – noch warm, mit weichem Kern.
Von Bach bis Brahms – beim Hören dieser Aufnahmen läuft jedem Feinschmecker der Klaviermusik das Wasser im Mund zusammen und er sinkt glücklich und gesättigt in die Sofakissen.

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