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“Goldberg-Variationen” mal zwei – Lang Lang präsentiert Studio- und Live-Aufnahme des Meisterwerks von Bach

Lang Lang
© Olaf Heine
03.09.2020
Es gibt musikalische Meisterwerke, deren Anspruch und Tiefe weit mehr erfordern als technische Virtuosität und gereifte Spielfertigkeit. Die “Goldberg-Variationen BWV 988” von Johann Sebastian Bach zählen zweifelsohne dazu, derart komplex und vielschichtig ist dieses pianistische Schlüsselwerk. Über 20 Jahre lang hat sich Lang Lang mit den berühmten Variationen auseinandergesetzt. Als 17-Jähriger spielte er es dem Dirigenten und Pianisten Christoph Eschenbach vor, nachts in einem leeren Theater und ließ diesen staunend zurück. Doch erst 20 Jahre später ist Lang Lang bereit das Werk aufzunehmen. Das Ergebnis dieses intensiven Reifungsprozesses wird nun bei Deutsche Grammophon als Doppelalbum am 4. September veröffentlicht. Das Besondere dabei: Die Deluxe-Edition umfasst sowohl den Live-Mitschnitt eines Auftritts von Lang Lang in der Thomaskirche in Leipzig, als auch eine Studioaufnahme und bietet damit zwei ganz unterschiedliche Perspektiven auf das einzigartige Werk. Außerdem liegt im Deutsche Grammophon Online Store der limitierten Deluxe-Edition exklusiv eine kunstvoll gestaltete Karte bei.
Live aus dem historischen Tempel “Dongjingyuan” in Peking feiert Lang Lang am 4. September um 16 Uhr die Veröffentlichung seines neuen Albums. Auf YouTube können Fans aus der ganzen Welt bei seinem Live-Auftritt dabei sein, bei dem der Starpianist auch spannende Fragen zum Album beantwortet.

Ein Werk zur “Gemüts-Ergötzung”

“Clavir-Ubung / bestehend in / Præludien, Allemanden, Couranten, Sarabanden, Giguen, / Menuetten, und anderen Galanterien ; / Denen Liebhabern zur Gemüths-Ergetzung verfertiget / von / Johann Sebastian Bach”., so stand es 1741 auf dem Titelblatt von Bachs Opus 1 der später sogenannten “Goldberg-Variationen”. Bis heute ist die Faszinationskraft dieses zur “Gemüts-Ergötzung” komponierten Werks ungebrochen. Die “Goldberg-Variationen” gelten als das bedeutendste Variationswerk überhaupt. Eingerahmt von einer kunstvoll verzierten zweiteiligen Aria, die das Werk konzentriert und innig eröffnet und beschließt, reihen sich 30 technisch höchst herausfordernde Variationen mit allen nur denkbaren Affektwechseln aneinander, wobei sich diese wiederum in zehn Dreiergruppen unterteilen lassen, die jeweils ein Charakterstück, eine virtuose Variation und einen Kanon enthalten. Dass aus dem ursprünglichen Titel schließlich die “Goldberg-Variationen” wurden, hat mit Bachs erstem Biograf Johann Nikolaus Forkel zu tun. 50 Jahre nach Bachs Tod griff er die Erinnerungen der Bach-Söhne auf, denen zufolge der junge und begabte Cembalo-Schüler Johann Gottlieb Goldberg die 30 Variationen einem russischen Gesandten am Dresdner Hof in dessen schlaflosen Nächten vorgespielt haben soll – ein Mythos war geboren und überdauert bis heute.

Ein “Lebenstraum” – Lang Lang und die “Goldberg-Variationen”

Lang Lang begleiten die “Goldberg-Variationen” bereits seit seiner Kindheit. Im Alter von nur 17 Jahren spielte er sie dem Dirigenten und Pianisten Christoph Eschenbach auswendig vor und machte sich in den folgenden Jahren daran, das Werk intensiv weiter zu erkunden und seine ganz eigene Sichtweise darauf zu finden. Dabei inspirierten ihn unter anderem Bach-Experten wie Dirigent Nikolaus Harnoncourt oder der Spezialist für historische Tasteninstrumente Andreas Staier. Das Variationswerk nun, zwanzig Jahre später, aufzunehmen, war für Lang Lang ein “Lebenstraum”. So sind die “Goldberg-Variationen” für ihn “nicht nur das außergewöhnlichste und kreativste Werk des Tastenrepertoires”, sondern auch “das vielschichtigste. […] Es erlaubt uns, aus allem zu schöpfen, was wir in uns haben, lässt uns aber auch erkennen, was uns fehlt und was wir noch lernen müssen”, so Lang Lang.

Verspielt, berührend und virtuos – Lang Langs Interpretation der “Goldberg-Variationen”

Auf dem Doppelalbum, das am Ende dieses intensiven Prozesses entstanden ist, fasziniert Lang Lang mit gleich zwei Interpretationen der “Goldberg-Variationen”, was einen besonderen Reiz des Albums ausmacht. So ist zum einen ein Mitschnitt von einem Konzertauftritt Lang Langs im März dieses Jahres in der Leipziger Thomaskirche zu hören, der die Unmittelbarkeit und emotionale Dichte von Lang Langs Spiel direkt neben Bachs Grab eindrucksvoll wiedergibt. Bei der Studioeinspielung zeigt sich zudem Lang Langs brillante Wendigkeit bei der Ausgestaltung der polyphonen Details, seine technische Überlegenheit und nuancenreiche Anschlagskultur. Was beide Interpretationen eint, ist eine ungemeine Spielfreude und Gefühlsintensität, wobei Lang Lang auch die humorvollen Seiten in der Musik herausarbeitet und die “Goldberg-Variationen” letztlich als zutiefst menschliches Werk auslotet.
Die 3sat-Dokumentation “Reise zu Goldberg”, die am 12. September ausgestrahlt wird, begleitet Lang Lang auf dem Weg zu seiner Interpretation von der chinesischen Stadt Shenzhen über Arnstadt und Leipzig bis nach Berlin zur Album-Aufnahme.

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