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Schlaraffenland für die Ohren – Das Doppelalbum “Klassik aktuell”

Klassik Aktuell
08.10.2014
Wenn man die Auswahl der Interpreten und Stücke auf diesem Doppelalbum studiert, dann läuft einem spontan unwillkürlich das Wasser im Mund zusammen, so köstlich ist diese exquisite Sammlung musikalischer Delikatessen geraten. Ob mit der Diva der Diven Anna Netrebko oder dem Vollbluttenor Jonas Kaufmann, ob mit dem Teufelsgeiger David Garrett oder mit der Grand Dame der Violine Anne-Sophie Mutter: “Klassik aktuell” versammelt alle wichtigen Klassik-Künstler 2014 in einer absolut einzigartigen Zusammenstellung. Kommt der Titel des Albums etwas nüchtern daher, so ist der musikalische Inhalt umso emotionaler. Zweieinhalb Stunden lang können Opernfreunde die Ohren in den schönsten Arien von Mozart oder Puccini baden; leidenschaftliche Genießer virtuoser Extravaganzen können sich von der kompositorischen Raffinesse von Frederic Chopin oder Luigi Paganini verzaubern lassen – und die zeitlos schönen barocken Klänge von Johann Sebastian Bach verströmen eine magische Aura, der sich keiner entziehen kann.

Die Liebe zum Detail

Der besondere Charme dieses neuen Albums liegt trotz der großen Namen im Detail. Der israelische Mandolinist Avi Avital hat Johann Sebastian Bachs Concerto für Cembalo, Streicher und Continuo Nr.5 in f-moll, BWV 1056, höchst persönlich für sein Instrument arrangiert: Entstanden ist eine ganz persönliche Ode an Bach und eine außergewöhnliche Version der bekannten Komposition, die mit dem warmen Klang der Mandoline sofort das Herz berührt und Avi Avitals besondere Beziehung zu Bach unmittelbar zum Ausdruck bringt. Die Kammerakademie Potsdam begleitet den Künstler mit sensibler Klanggestaltung und beinahe zärtlichem Ausdruck.
Die persönlichen kleinen Besonderheiten, die die Zusammenstellung des Albums durchdringen, finden sich auch noch in anderen Titeln wider. Wenn Magdalena Kožená als anmutig anrührender Cherubino “Voi che sapete” anstimmt, spürt man sofort, dass die Stimme der tschechischen Mezzosopranistin für Mozarts Musik wie geschaffen ist. Die pure Strahlkraft ihrer Stimmfarbe und die völlig unaufgesetzte Gestaltung der Arie lassen gerade durch die Konzentration auf das Wesentliche wahre künstlerische Größe erkennen. Dass bei der Aufnahme auch noch Magdalena Koženás Ehemann Sir Simon Rattle das “Orchestra Of The Age Of Enlightenment” dirigiert, ist das i-Tüpfelchen an Stimmigkeit.

Stilvoll und stilsicher

Die Arie “Che gelida manina” aus Giacomo Puccinis Oper “La bohème” ist wohl eines der berühmtesten und am häufigsten interpretierten Paradestücke der Oper für Tenöre aus aller Welt. Dabei geht es auch hier nicht um die Kunst der großen Geste, sondern um Rodolfos allererste Begegnung mit seiner Mimì – und darum, diese zarte Begegnung auf der Bühne mit authentischem Leben zu füllen – die zärtlich aufkeimenden Gefühle spielerisch und stimmlich höchst sensibel zum Ausdruck  zu bringen. Jonas Kaufmann gelingt das wunderbar. Wenn er “Che gelida manina” singt, dann ist er mit jeder Pore Rodolfo. Und sein ganzes Herz gehört in diesem Moment Mimì, das spürt man in jedem Ton. Allein diese Fähigkeit macht Jonas Kaufmann bereits absolut wohlverdient zu einem der größten Tenöre unserer Zeit.
Stilsicher und der Musik zugewandt, so präsentieren sich die Künstler auf dem Doppelalbum “Klassik aktuell” durchweg überzeugend. Wenn der virtuose Pianist Lang Lang mit Franz Liszts “Liebestraum” romantische Töne anschlägt, schließt man genußvoll die Augen, kurz darauf kreiert die Sopranistin Reneé Fleming gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra und Schuberts “Ave Maria” eine fast sphärische Stimmung. Die junge argentinische Cellistin Sol Gabetta und ihre französische Kollegin Hélène Grimaud am Flügel bezaubern mit energiegeladener musikalischer Lebenslust in einem Fantasiestück von Robert Schumann. Anne Sophie Mutter entfacht mit Pablo De Sarasates “Carmen Fantasie” op.25 spanisches Feuer in den Lautsprechern,  Anna Netrebko brilliert mit Verdi, Daniel Hope interpretiert mit Ludovico Einaudis Komposition “I giorni” zeitgenössische Klänge, Nicola Benedetti schwingt den Bogen im Tangorhythmus. Die Liste von Kunst und Künstlern ist scheinbar unendlich und betörend vielfarbig. Dieses Album ist keine Sekunde langweilig und präsentiert alle Facetten der klassischen Musik, wenn Stars wie Albrecht Mayer, Elina Garanca, Rolando Villazon, Juan Diego Florez oder David Garrett ihr auf allerhöchstem Niveau ganz unterschiedliche Gesichter verleihen und 1001 Stimmung entlocken.
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