Keith Jarrett | News | Folge 6: Keith Jarrett - Einzigartiger Jazzimprovisator und origineller Klassikinterpret

Folge 6: Keith Jarrett – Einzigartiger Jazzimprovisator und origineller Klassikinterpret

Keith Jarrett
© Henry Leutwyler/ECM Records
18.06.2015
Folge 6 unserer Mastered for iTunes Serie stellt das zweite Studioalbum Keith Jarretts mit seinem europäischen Quartett vor, außerdem Jarretts Solo-Aufnahme der Präludien und Fugen von Dmitri Shostakowich.

Keith Jarrett: My Song (ECM 1115)

1978 legte Jarretts “europäisches” Quartett mit “My Song” endlich sein lange erwartetes zweites Studioalbum vor. Vor allem zwei ungeheuer eingängige Kompositionen Jarretts sorgten dafür, dass “My Song” noch populärer wurde als “Belonging”: das fast schon schmerzhaft schöne Titelstück und das leichtfüßige “Country”. Das Zusammenspiel zwischen Jarrett, Jan Garbarek, Palle Danielsson und Jon Christensen hatte unverkennbar seinen Zenit erreicht. Mit “My Song” schaffte es die Band sogar, in die Billboard 200-Charts einzuziehen. Danach legte das Ensemble, bevor es sich auflöste, noch zwei in Tokio und New York aufgezeichnete Live-Alben vor: “Personal Mountains” und “Nude Ants”.
2012 erschien  mit “Sleeper” noch ein fantastisches Doppel-Album mit unveröffentlichten Live-Aufnahmen von 1979.

Shostakovich: 24 Preludes and Fugues

Musikalisch gesehen, bewohnt Keith Jarrett eine paradiesische Insel zwischen Tradition und Moderne. Er ist kein Traditionalist, der Ordnungen nur deshalb akzeptiert, weil sie schon immer bestehen. Aber er ist auch kein Avantgardist, der alles hinter sich lässt, was sich der Überlieferung verdankt. Die 24 Präludien und Fugen von Schostakowitsch kamen ihm da wie gerufen. Als er die Noten zum ersten Mal in einem Musikgeschäft sah, war ihm sofort klar: Das will ich spielen. Das Werk ließ eine Zwischenwelt erwarten: Bachsche Strenge, durchmischt mit modernen Harmonien, und dass er sich im Spannungsfeld zwischen elaborierter Kontrapunktik und moderner Expressivität wohlfühlen würde, das wusste Keith Jarrett.
Und so kam es dann auch. Nicht unbedingt in rhythmischer, aber in harmonischer Hinsicht fand er in den Präludien und Fugen von Schostakowitsch sein ideales Wirkungsfeld. Jedenfalls bekannte er über seine Annäherung an dieses Werk: “Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich die Musik von jemand anderem spiele.” Diese Musik gehörte zu ihm. Sie war ihm vertraut, und er spielte die ebenso alt gebauten wie modern anmutenden Harmoniegebilde Schostakowitschs, als stammten sie von ihm selbst. Das ECM-AlbumDmitri Shostakovich: 24 Preludes and Fugues, op. 87” erschien im Jahre 1992. Es wurde gefeiert für seine “unerhörten Klangdelikatessen” und die “Spannung von jazzoiden und romantisch-virtuosen Elementen” (Die Zeit, 4. Dezember 1992).

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