Karl Böhm | News | Die Edition "Karl Böhm - The Symphonies" mit Sinfonien von Mozart, Beethoven, Schubert und Brahms

Die Edition “Karl Böhm – The Symphonies” mit Sinfonien von Mozart, Beethoven, Schubert und Brahms

Karl Böhm
© Siegfried Lauterwasser / DG
30.01.2014
„Du hast das Wissen, das Können, das Wollen und das Erreichen in Personalunion erlebt.“ Der große Herbert von Karajan sagte das in seiner Gratulationsrede zum 85. Geburtstag von Karl Böhm. Jener habe es zu der nach alter Zen-Weisheit höchsten Form der Meisterschaft gebracht, in der das Nichttun als Tun angesehen wird, weil die Ausübung der Kunst zur zweiten Natur geworden ist. Demnach müsse über Böhms Musizieren gesagt werden: „es musiziert“.
Der greise Karl Böhm mochte an den solchermaßen eigentlich hochverdienten Ruhestand angesichts der Lobesworte Karajans, gesprochen während einer Geburtstagsmatinee, der unter anderem auch Leonard Bernstein, James Levine, Edita Gruberova, Hermann Prey, José Carreras und Christa Ludwig beiwohnten, freilich längst noch nicht denken. Weiterhin rang er als Dirigent unermüdlich um neue Einsichten in die Meisterwerke der Klassik und Romantik, bis erst der Tod seinem Schaffen bei einer Probe für die “Elektra” am 14. August 1981 in Salzburg ein Ende setzte.
Hinter ihm lag ein langer Weg nach Art deutscher Kapellmeistertradition. Dieser führte ihn über Stationen als Korrepetitor am Opernhaus seiner Heimatstadt Graz, dritter Kapellmeister in München, Generalmusikdirektor in Darmstadt, Hamburg und Dresden sowie als Direktor der Wiener Staatsoper auf die Festspielbühnen von Salzburg und Bayreuth ebenso wie als Pultstar an die großen internationalen Häuser wie Met, Scala oder Covent Garden.
Bernstein schrieb, Böhm sei „Garant für eine Werktreue, an der man alle anderen Auffassungen messen muss“ und allen Kollegen darin voraus gewesen, viele Komponisten noch selbst gekannt und in Aufführungssfragen persönlich konsultiert zu haben. Alban Berg etwa schenkte ihm bei der Darmstädter Erstaufführung des “Wozzeck” im Jahr 1928 seinen Klavierauszug des Werks. Richard Strauss, Böhm in langjähriger Freundschaft innig zugeneigt, widmet ihm, der schon die Uraufführung der “Schweigsamen Frau” in Dresden geleitet hatte, die Oper “Daphne”.
Strauss soll es auch gewesen, der Karl Böhm nachhaltig für Mozart erwärmte. „Vielleicht gerade dadurch, daß ich so spät zu Mozart gekommen bin, ist meine Liebe ins Unermeßliche gestiegen“, erklärte Böhm einmal. Die schwungvolle Leichtigkeit, strukturelle Ausgewogenheit und rhythmische Genauigkeit, für die er als Mozartdirigent gerühmt wird, kennzeichnen auch seine Interpretationen der Werke Strauss’, Schuberts, Brahms und Beethovens.
Die Leidenschaft für Mozart gipfelte in der ersten Gesamtaufnahme der Mozart-Symphonien überhaupt, realisiert in den 1960er Jahren für Deutsche Grammophon. Legendär und noch immer weithin für mustergültig erachtet, erscheint dieser Zyklus nun als Herzstück der Box “Karl Böhm – The Symphonies” (22CDs), die den österreichischen Maestro als Symphoniker portraitiert. Den gewichtigen zweiten Teil der Edition bilden die Gesamteinspielungen der Symphonien von Schubert, Beethoven und Brahms. Karl Böhm fand für diese Aufnahmen zwei überragende und ihm rückhaltlos ergebene Klangkörper in den Wiener und Berliner Philharmonikern. In dieser Box, so möchte man mit Herbert von Karajan sagen, „musiziert es“.

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