Jahrzehntelang gab es bei Rossini-Tenören nur ein Entweder – Oder: Souveräne Technik oder schöne Stimme. Um beides von einem Sänger zu hören, musste man auf historische Aufnahmen zurückgreifen. Bis Juan Diego Flórez mit seinem Debüt-Album “Rossini Arias” an die Spitze der Klassik-Charts stürmte. “Flórez' Singen ist nicht nur geläufig, es hat choreographische Eleganz”, schwärmte “Stimmen-Papst” Jürgen Kesting; “Wenn er sich in ein Delirium der Figurationen hineinsteigert, bekommt seine Stimme Flügelschuhe – gleich jenen, die Fred Astaire zum Schweben brachten.”
Doch nicht nur Kenner und Sammler begrüßten den Newcomer mit fliegenden Fahnen. Seitdem die Brigitte ihn zum “schönsten Tenor der Welt” kürte, gehört Flórez zu den Favoriten in Frauen- und Lifestyle-Magazinen. Kein Wunder, dass der Ruhm seines zweites Recitals (“Una furtiva lagrima”) weit über die Grenzen der Opernwelt hinaus ging.
Jetzt erscheint die erste Gesamtaufnahme des Tenor-Wunders: Rossinis “Le Comte Ory”, die französische Variante seiner Oper “Il Viaggio a Reims”, der witzige Vorbote von Offenbachs esprit de vivre. Eine Live-Aufnahme vom Rossini Festival in Pesaro, dort wo Florez 1996 erstmals auf Flügelschuhen schwebte?