Jeder Künstler hat ein Anrecht auf eine Muse. So sah das jedenfalls
Richard Wagner, und zu seiner kürte er die Schriftstellerin Mathilde Wesendonck. Zu einer Liebesbeziehung zwischen den beiden Künstlern kam es allerdings nie, da Wagners Frau Minna und Mathildes Ehemann, der den Komponisten finanziell unterstützte, dies zu verhindern wussten. Die „Seelenverwandten“ beflügelten sich jedoch gegenseitig: Wagner vertonte Wesendoncks Gedichte „Der Engel“, „Stehe still!“, „Im Treibhaus“, „Schmerzen“ und „Träume“, die unerfüllte Liebe der beiden gipfelte außerdem in der Oper „Tristan und Isolde“.
Richard Wagner, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährt, inspiriert derzeit den Tenor
Jonas Kaufmann wie eine Muse. Der Tenor wuchs schon als Kind mit Klavierfassungen von Wagneropern auf, die ihm sein Großvater – ein waschechter Wagnerianer – vorspielte. Den Weg zum Wagnerkenner, der sich auf seinem neuen Album voll und ganz dem großen Leipziger Komponisten widmet, ging der Münchner Tenor Schritt für Schritt. Mit nunmehr fast 20 Jahren Bühnen- und sieben Jahren Wagner-Erfahrung hat er sich in den Opernhäusern der Welt einen Platz ersungen und erreicht, dass die Washington Post ihn als den „Tenor, auf den Wagnerfreunde gewartet haben“ feiert.
Auf dem
Album „Wagner“, das heute auf DECCA erscheint, vereint
Jonas Kaufmann Opernpartien verschiedenster Couleur: Vom ausdrucksstarken Siegfried über den orgiastischen Tannhäuser bis hin zum kantablen Rienzi spannt er den Bogen vom Parlando zum Arioso und beweist damit sowohl Wagners kompositorische als auch seine stilistische Bandbreite – selbst in der Baritonlage des Siegmund fühlt sich Jonas Kaufmann erstaunlich wohl. Für das Album „Wagner“ arbeitete er erstmals unter der Leitung von Donald Runnicles mit dem Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin und dem Bass-Bariton Markus Brück zusammen – eine bravouröse Konstellation von Wagner-Kennern und-Liebhabern, die sich mit der Zusammenstellung von Partien aus Wagner-Opern wie der Walküre, Siegfried, Rienzi, Tannhäuser, die Meistersinger von Nürnberg und Lohengrin und mit den Wesendonck-Liedern passend zum Wagner-Jahr vor dem großen Komponisten tief verbeugen.