Jan Lisiecki | News | Mannigfaltiger Klangkosmos – Jan Lisiecki spielt sämtliche Nocturnes von Frédéric Chopin

Mannigfaltiger Klangkosmos – Jan Lisiecki spielt sämtliche Nocturnes von Frédéric Chopin

Jan Lisiecki
© Stefano Galuzzi
10.08.2021
Von Beginn an hat die Musik von Frédéric Chopin eine besondere Rolle für Jan Lisiecki gespielt. Dies dokumentieren auch seine bisherigen Einspielungen bei Deutsche Grammophon, darunter seine gefeierten Aufnahmen der Chopin Etüden und der Klavierkonzerte des romantischen Komponisten. Nun veröffentlicht der kanadische Pianist ein weiteres Zeugnis seiner intensiven Auseinandersetzung mit Chopin und bringt eine Kompletteinspielung dessen Nocturnes heraus. Das Doppelalbum “Chopin: Complete Nocturnes” erscheint am 13. August beim gelben Label.

Bewegende Lieder für Solo-Klavier

Die Nocturnes von Frédéric Chopin zählen zu den beliebtesten sowie innigsten Stücken für Solo-Klavier und ziehen mit ihrer Liedhaftigkeit und ihrem melodischen Reichtum in den Bann. Entstanden zwischen 1827 und 1846, lassen diese 21 Werke eindrucksvoll nachvollziehen, wie sich Chopins Stil im Laufe der Jahre wandelte. Inspiriert von der intensiven Ausdruckskraft der italienischen Oper, insbesondere von der Sanglichkeit der Belcantoarien Vincenzo Bellinis oder Gioachino Rossinis, schuf Chopin mit den Nocturnes einzigartige Charakterstücke von bewegender Emotionalität und intimer Klangschönheit, die insbesondere durch ihre sängerischen Melodien und ihren meist melancholischen Grundton betören. So übertrug der Tonschöpfer die Ausdrucksmöglichkeiten des menschlichen Kunstgesanges hier direkt auf das Klavier, wobei sich die von der rechten Hand gespielten Melodielinien über die dichten harmonischen Begleitfiguren der linken Hand fortentwickeln. Liedhaft und weitschweifend in ihren Phrasierungen lassen die originellen Miniaturen einen farbenreichen Klangkosmos entstehen, der von Lisiecki in seiner ganzen Vielschichtigkeit durchdrungen wird. Für den Pianisten waren es eben diese Nocturnes, durch die er bereits als Kind die Welt Chopins für sich entdeckte und bis heute schätzt er diese besonderen Stücke und ihre Intimität und Tiefe. “Diese bemerkenswerten Stücke laden dazu ein, zu denken und zu fühlen, was immer man will”, so Lisiecki. Dabei gebe es kein “richtig” und kein “falsch” – “sondern nur das, was sie in einem auslösen”.

Fokussiert und intim – Eine Interpretation, entstanden im Spiegel der Corona-Zeit

Die Nocturnes zählen zu den innerlichsten und intimsten Stücken Frédéric Chopins und wurden von Jan Lisiecki in einer Phase aufgenommen, die für ihn als Künstler angesichts des allgemeinen Kultur-Stillstands während der Corona-Pandemie auf einmal viel freie Zeit bedeutete. So konnte sich der Pianist im Oktober vergangenen Jahres eine ganze Woche über der Aufnahme der Stücke im historischen Meistersaal in Berlin widmen und sich jedem Stück mit seinem ganz eigenen Tempo und ohne jeglichen Druck zuwenden, wie er erzählt. Das Ergebnis spiegelt diesen intensiven Prozess der Auseinandersetzung und Vertiefung eindrucksvoll wieder. Dabei zeigt sich Lisiecki in seinem Spiel als hingebungsvoller pianistischer Liedsänger, der die melodischen Bögen innig ausspielt und die verschiedenen Gefühlswelten der einzelnen Stücke sensibel durchleuchtet. So überzeugt das Doppelalbum “Chopin: Complete Nocturnes” nicht nur durch die bewegende Ausdeutung der Werke Chopins, sondern gibt darüber hinaus ein Zeugnis der außergewöhnlichen Situation 2020 ab. “Ich denke, dass ich mit diesem Album etwas zu sagen hatte. Es reflektiert das letzte Jahr und meine Gedanken darüber sowie über die Flucht und das Verständnis, das uns die Musik gibt”, so Lisiecki.

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