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Leidenschaft pur – Jan Lisiecki spielt Mendelssohn

Jan Lisiecki
© Christoph Köstlin
31.01.2019
Jan Lisiecki ist ein Phänomen. Spontan und unbekümmert am Klavier, besitzt er zugleich eine Reife, die für einen 23-Jährigen absolut ungewöhnlich ist. Der kanadische Starpianist liebt die intimen Momente in der klassischen Musik, die poetischen Feinheiten und Nuancen des Gefühlsausdrucks.

Publikumsliebling par excellence: Jan Lisiecki

Das Publikum schätzt den künstlerischen Ernst von Jan Lisiecki. Zugleich bewundert es die Beschwingtheit seines Spiels. Jan Lisiecki entlockt beinahe jeder Musik eine tänzerische Note und weiß um den Wert gesanglicher Kostbarkeiten. “Sein Spiel forscht”, wie es der Musikkritiker Frederik Hanssen auf den Punkt gebracht hat, “stets nach dem melodischen Kern der Stücke, sucht Leichtigkeit und Transparenz. Selbst die heikelsten Passagen bleiben perlend, im Fortissimo kommt er ohne kraftmeierischen Nachdruck aus.”.
Der hochbegabte Pianist, der während seiner Schulzeit vier Klassen übersprang und bereits im Alter von 13 und 14 Jahren die beiden hochkomplexen Klavierkonzerte von Frédéric Chopin aufnahm, hat seine vielfältigen Fähigkeiten schon oft unter Beweis gestellt. Jetzt demonstriert er sie in einer ganz neuen Qualität und mit ungeheurer poetischer Eindringlichkeit auf einem bahnbrechenden Album mit elektrisierenden Klavierwerken von Felix Mendelssohn Bartholdy.    

Gefühlsüberschwang und Feinsinn: Felix Mendelssohn Bartholdy

Jan Lisiecki kombiniert die beiden furiosen Klavierkonzerte des großen Komponisten mit den kurzweiligen Impressionen der Variations sérieuses, dem getragenen und doch immer wieder tänzerisch aufblühenden Rondo capriccioso und dem melancholisch fließenden Venetianischen Gondellied aus Mendelssohns berühmtem Zyklus Lieder ohne Worte. Schon diese Mischung hat es in sich, demonstriert sie doch eine emotionale Spannbreite von Mendelssohns Schaffen, wie man sie in dieser Intensität kaum je erlebt hat.  
Jan Lisiecki demonstriert nach allen Regeln der Klavierkunst die überwältigende Farbenpracht, den Einfallsreichtum und die Gefühlsdichte von Mendelssohns Kompositionskunst. Gemeinsam mit dem in New York ansässigen Orpheus Chamber Orchestra, einem der bedeutendsten Kammerensembles weltweit, brennt er in den beiden Konzerten ein wahres Feuerwerk der frühromantischen Leidenschaften ab. Dabei zeigt er sich in dem Klavierkonzert Nr. 1 in g-Moll eher von seiner heiteren Seite.

Leidenschaft pur: Ein frühromantisches Beben

Das stürmische Konzert, das der 22-jährige Mendelssohn seiner Geliebten Delphine von Schauroth widmete, bietet ihm alle Möglichkeiten zur Entfaltung seiner virtuosen und tänzerischen Anlagen. Von melancholischem Charme ist hingegen das Klavierkonzert Nr. 2 in d-Moll. “Es hat dunklere und tiefere Emotionen”, so Lisiecki, der sich in beeindruckend sensibler Manier den wechselvollen Stimmungen dieser Komposition annimmt und in ergreifende Dialoge mit dem Orpheus Chamber Orchestra tritt.
Die perfekte Abgestimmtheit zwischen Klavier und Orchester ist umso erstaunlicher, als das Elite-Ensemble aus New York ohne Dirigent musiziert. “Jeder einzelne Musiker”, zeigt sich Lisiecki begeistert, “ist so am musikalischen Prozess beteiligt, es war großartig, das zu erleben.” In den Werken für Klavier solo erweist sich schließlich die poetische Frühvollendetheit des brillanten Pianisten als Glücksfall. Die emotionale Reife, mit der er sich diesen Kompositionen widmet, ist imponierend.
 

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