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Fest im Leben, ganz nah bei der Musik – Das CD-Debüt von Jan Lisiecki

Jan Lisiecki
© Mathias Bothor / DG
13.04.2012
Der Begriff Wunderkind gehört zu den großen Mythen der Klassikwelt. Wer ihn bemüht, denkt an Mozart und Beethoven – und an den strengen Drill, dem sie von frühester Kindheit an unterworfen waren. Er erinnert sich an die frühen Glanzstunden der Geiger Yehudi Menuhin und David Garrett – und damit vielleicht auch daran, dass es Fluch und Segen zugleich bedeuten kann, mit diesem Begriff belegt zu werden.

Pianist der Superlative

Im Fall des 1995 geborenen Pianisten Jan Lisiecki, der aktuell das Publikum der großen Konzerthäuser in Atem hält, muss man sich, so scheint es, jedoch keine Sorgen machen. Sein Spiel wird seit Jahren als das eines Wunderkindes gefeiert und kein Geringerer als Geiger Pinchas Zukerman greift zu Superlativen, um Lisieckis Gabe zu beschreiben: “So einen Menschen gibt es vielleicht zwei mal in 100 Jahren, Jan spielt mit der Frische eines Jugendlichen und mit der Tiefe eines alten Meisters.”

Talent mit sicherer Bodenhaftung

Doch das Besondere sei, so Zukerman, dass “Lisiecki bei all dem fest im Leben steht. Er ist ein Mensch, der sich von der Welt inspirieren lässt, und diese Inspiration ganz selbstverständlich in die Musik holt.” Und dieses fest im Leben Stehen, die wohl wichtigste Voraussetzung für die volle und nachhaltige Entfaltung eines Ausnahmetalents, kennt man von einer anderen Musikerin, die, einst auch als Wunderkind bejubelt, heute als größte lebende Pianistin gilt – Martha Argerich. Viel versprechende Aussichten also für Jan Lisiecki, eines der größten Klaviertalente der Gegenwart.

Mozart oder nichts

Die Deutsche Grammophon hat dem in Kanada lebenden Pianisten mit polnischen Wurzeln im vergangenen Jahr einen Exklusivvertrag angeboten. Und er akzeptierte unter einer Bedingung: Er darf auf seinem Debütalbum zwei von Mozarts Klavierkonzerten einspielen. Und voilà, die nun vorliegende Aufnahme von KV 466 und 467 kann sich hören lassen! “Egal, welche Musik er spielt, der Klang ist für ihn immer eine Aussage, eine Form der Sprache”, resümiert Lisieckis Lehrerin, die das Talent des Knaben einst beim Vorspiel einer Etüde entdeckte. Wer sich unter diesem Gesichtspunkt die beiden Konzerte unter der Leitung des Mozartspezialisten Christian Zacharias anhört, merkt sofort, dass dieser Mozart alles andere als Fließbandware ist.

Musik jeden Tag mit Neugier begegnen

Einmal auf seine zahlreichen Auszeichnungen bei großen internationalen Klavierwettbewerben angesprochen, sagte Lisiecki: “Ich mag die Musik zu sehr, um mich mit meinen Auszeichnungen zu schmücken. Es geht mir nicht darum, gefeiert zu werden, sondern darum, immer wieder Neues in der Musik zu finden – ihr jeden Tag mit Neugier zu begegnen.” Wenn auch die Hörer Jan Lisiecki jeden Tag mit Neugier begegnen, werden sie in seiner Musik ebenfalls immer wieder etwas Neues finden.

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