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40 Jahre Hilliard Ensemble – Episode 7 – “Officium” – Der Meilenstein

The Hilliard Ensemble und Jan Garbarek
© Roberto Masotti
09.12.2013
Aus der Rückschau erscheint die Idee nahe liegend: Natürlich, warum soll man nicht die Vokalmusiken des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit, die in ihren Gestaltungsformen weit freier waren als viele Nachfolger, mit kammerjazziger Improvisation zusammen bringen? Vor beinahe zwei Jahrzehnten war dieser Gedanke durchaus unkonventionell, schließlich waren die Fronten der stilistischen Lager etwa der Alten und Neuen Musik noch deutlich klarer abgesteckt als heute.
Jedenfalls wagte der Produzent und Klangvisionär Manfred Eicher, dem diese Verbindung schon seit dem Moment durch den Kopf ging, als er das “Officium defunctorum” von Cristóbal de Morales bei einer Autofahrt durch Island gehört und die Verbindung dieser historischen Musik mit aktuellen Bildern offener und einsamer Landschaften erlebt hatte, den Schritt ins ästhetisch Ungewisse und brachte die Sänger des britischen Hilliard Ensembles und den norwegischen Saxofonisten Jan Garbarek dazu, “Officium” aufzunehmen.
Im September 1993 reisten Künstler und Produzent nach St. Gerold und hielten in der dortigen Propstei 15 Lieder um den Repertoire-Schwerpunkt de Morales fest. Es geschah, was der Produzent erhofft hatte. Aus dem Kontakt zweier divergenter Klangwelten entstand eine neue, deren Zauber nicht nur den Kirchenraum erfüllte, sondern sich auch über die Aufnahme vermittelte. “Officium” wurde ein Meilenstein musikalischen Neulandes, der viele hunderttausend Menschen in den folgenden Jahren faszinierte. Denn es wurde eines der erfolgreichsten Alben im Grenzland zwischen Alter Musik, Improvisation und Spiritualität.

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