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40 Jahre Hilliard Ensemble – Episode 16 – “Nicolas Gombert: Missa Media Vita In Morte Sumus”

The Hilliard Ensemble
© Roberto Masotti / ECM
16.01.2014
Die Reformation hatte Europa aus dem Tritt gebracht. Während die radikalen Christen forderten, nur noch sola fide, sola scriptura et sola gratia dem einen Gott zu folgen, bemühten sich die konservativen katholischen Würdenträger um Schadensbegrenzung. Eine der wichtigen Maßnahmen war das von 1545 einberufene und bis 1563 andauernde Konzil zu Trient, das brennende Fragen nach der Reinheit des Glaubens und dem Verhalten der Christenheit klären sollte.
Wie weit ins Detail die Auseinandersetzungen gingen, zeigten die massiven Polemiken der katholischen Radikalreformer gegen die Praxis mehrstimmiger Kirchenmusik. Es wurde gefordert, dass der Text der Liturgie, auch wenn er Lateinisch sei, doch verständlich sein sollte. Das war ein Angriff auf Komponisten wie Nicolas Gombert. Für ihn war der Text nur der Ausgangspunkt für eine hoch entwickelte Kontrapunktik, mit der er bis zu fünf- und sechsstimmige Vokalwerke schuf.
Als gegen diese Darstellungsweise gewettert wurde, war Gombert allerdings wahrscheinlich schon gestorben, auch wenn über seine Vita wenig Gesichertes bekannt ist. Man geht davon aus, dass er um 1495 im südlichen Flandern geboren wurde. Eine Quelle bezeichnet ihn als einen Schüler Josquin Desprez, des bedeutenden francoflämischen Meisters durchimitierter Vokalmusik. Nicolas Gombert war wohl bis zu seiner Entlassung um 1540 am Hof Karls V. tätig und reiste mit ihm durch Europa.
Im Begleitheft zur Aufnahme der “Missa Media Vita In Morte Sumus” und einer Auswahl von  Motetten durch das Hilliard Ensemble fasst Musikwissenschaftler Uwe Schweikert die Charakteristika von Nicolas Gomberts Musik zusammen: „Gomberts streng linearer Stil zeichnet sich durch eine weit ausgreifende, auf Wortmalerei verzichtende, gleichsam verinnerlichte und nur sparsam – meist am Phrasenende – mit Melismen arbeitende Melodik aus. Seine Architektur ist von großer Geschlossenheit“.
Gombert zeigte eine Vorliebe für dunkle Klangfarben. Seine “Missa Media Vita” etwa ist für nur eine hohe Stimme, jeweils zwei hohe und zwei tiefe Tenöre und einen Bass geschrieben. Dieser Meister der Renaissance-Musik komponierte Stimmengeflechte von äußerster Dichte, die den Anschein eines nahezu unablässigen musikalischen Strömens erwecken. Für die Interpreten bedeutet das höchste Konzentration, weitgehend ohne Momente der Erholung. Das macht die Darbietungen von Gomberts Werken vor allem für Spitzenensembles interessant. Das Hilliard Ensemble verwirklichte seine Aufnahmen 2002 in der Porpstei von St. Gerold für ECM New Series. Die ursprüngliche Besetzung wurde dafür um Tenor Andreas Hirtreiter und Bass Robert Macdonald erweitert.  
In diesem Player hören Sie Stücke aus den Alben, die in unsere Jubiläums-Serie vorgestellt worden sind:

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