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Geheimnisvolle Töne – Zum 150. Geburtstag von Erik Satie

Erik Satie
© Decca
11.05.2016
Er lebte für die Musik. Aus ihr schöpfte er all seine Zuversicht. Sie bot ihm Trost, Freude und ein schier unendliches Reservoire an Ausdrucksmöglichkeiten.

Schwere Prüfungen: Erik Satie (1866–1925)

Erik Satie war besessen darauf, sich auszudrücken. In seiner Seele schmerzte es. Er hatte bereits früh in seinem Leben schwere Prüfungen zu bestehen. Als er 6 Jahre alt war, starb die Mutter. Ein Jahr zuvor war bereits seine kleine Schwester gestorben. Der Vater gibt den Sohn zur Großmutter, die in Honfleur lebt. Das ist eine malerische Hafenstadt in der Normandie. Ein Ort, der zum Träumen einlädt, der poetisch inspiriert. Erik wird hier heimisch. Er schlägt Wurzeln in Honfleur.
Doch als er 12 Jahre alt ist, stirbt auch die Großmutter. Sie kommt bei einem Badeunfall ums Leben. Der Junge muss nun zurück nach Paris, wo er sich einsam fühlt. Er hat keinen Halt. Was er bislang erlebt hat, ist, dass die Menschen um ihn herum sterben und er an keinem Ort sicher ist. Das Einzige, was bleibt, ist die Musik. Auf sie ist Verlass, und sie weht ihm auch aus Honfleur nach. Dort hatte er in der Kirche Saint-Léonard die Gregorianischen Gesänge kennengelernt, die er über alle Maßen liebt.

Wegbereiter der Neuen Musik: Vorbild von Philip Glass

Aber Erik schätzt auch das erdige französische Chanson. Die Musik der einfachen Leute reißt ihn mit. Sie prägt ihn ebenso stark wie die spirituellen Klänge der kirchlichen Tradition. In Honfleur hatte er beides erlebt, und er nimmt diese spannungsvollen Erfahrungen mit auf seinen künstlerischen Weg. Seine liedhaften Neigungen pflegt er weiter, als er 1887 ins Künstlerviertel am Montmartre zieht und Pianist im Kabarett Le Chat Noir wird. Doch Erik Satie bescheidet sich nicht mit der leichten Muse.
Zwar schätzt er ihre melodische Qualität und ist weit davon entfernt, hochmütig auf die Volksmusik herabzublicken. Aber sie ist nur ein Element seiner schöpferischen Energie, die auf etwas Eigenes hinauswill. Erik Satie wird das finden, wonach es allen Komponisten verlangt: einen ureigenen Ton. Er wird meditative Klanggebilde von berückender Schönheit schaffen und zum Wegbereiter der Neuen Musik werden. Auf die von Philip Glass mitgestaltete, minimalistische Ausrichtung der Avantgarde wird er einen prägenden Einfluss haben.     

Jubiläumsedition: Sämtliche Klavier-Solowerke

Das Klavier spielt für seine Ausdrucksfindung eine maßgebliche Rolle. Auf ihm verbindet er seine liedhaften und spirituellen Neigungen zu einer impressionistischen Klangatmosphäre, die ein ganz eigenes Gepräge aufweist. Ihr Markenzeichen: kristalline Klarheit, verbunden mit zärtlicher poetischer Inbrunst und meditativem Fluss. Erik Satie erfindet einen geheimnisvollen Ton, der den Hörer in fremdartige Welten entführt. Zugleich ist seine Musik urban und offen für Neues. Sie entsteht im schöpferischen Umfeld der klassischen Moderne. Satie ist mit Leuten wie Picasso, Man Ray und Jean Cocteau bekannt. Mit Debussy pflegte er eine spannungsreiche Freundschaft.
Einen Mann wie Satie zu verstehen, verlangt musikalisches Feingespür und eine Ader für die klassische Moderne Gaben, mit denen der Pianist Jean-Yves Thibaudet reich gesegnet ist. Es ist daher ein Glücksfall, dass Saties sämtliche Werke für Klavier solo in einer Einspielung des französischen Meisterpianisten vorliegen und jetzt, zum 150. Geburtstag von Erik Satie, in einer prächtigen Jubiläumsedition erscheinen. “Erik Satie – Sämtliche Werke für Klavier” umfasst 6 CDs und enthält neben Saties Solowerken für Klavier auch Bonus-Tracks mit Kompositionen für vier Hände. Das ist eine phantastische Würdigung des großen französischen Komponisten.  
  
 

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