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Musik jenseits des Offensichtlichen – das neue Album “Small Places” von Michael Formanek

Michael Formanek
© Valerie Trucchia
06.09.2012
“Never change a winning team.” Der Bassist Michael Formanek hat sich diesen Ratschlag zu Herzen genommen und ist für sein zweites ECM-Album “Small Places” mit derselben Besetzung ins Studio gegangen, mit der er vor zwei Jahren sein ECM-Solodebüt “The Rub And Spare Change” eingespielt hatte: Altsaxophonist Tim Berne, Pianist Craig Taborn und Schlagzeuger Gerald Cleaver. “The Rub and Spare Change” hatte dem Quartett 2010 eine äußerst seltene 5-Sterne-Wertung im DownBeat eingebracht. Schon damals wurde das geradezu telepathische Verständnis der Musiker und ihr kraftvolles Zusammenspiel gelobt. In den seitdem verstrichenen zwei Jahren ist beides nur noch mehr gewachsen. Die Kompositionen und Improvisationen sind mittlerweile so nahtlos ineinander verwebt, dass man als Hörer kaum erkennen kann, wo die einen aufhören und die anderen beginnen. “Small Places” bietet US-amerikanischen Jazz des 21. Jahrhunderts: zugleich bodenständig und atmosphärisch, voller pikanter Riffs und muskulöser Ostinati, reich an melodischen Ideen und überraschenden Klängen.

Aus einer großartigen Idee ging eine großartige Band hervor

“Diesmal hatten wir – anders als beim ersten Album – nicht nur eine großartige Idee, sondern auch eine richtige Band”, sagt Formanek. “Wir spielen nun schon geraume Zeit als Quartett zusammen. Deshalb schrieb ich die neue Musik nicht auf der Basis meiner Vorstellung, was diese Jungs wohl spielen könnten – ich schrieb sie im Wissen, was sie wirklich alles draufhaben. Nachdem ich mit Tim, Craig und Gerald mehrfach auf Tournee gewesen bin, war mir bewusst geworden, dass ich ihnen buchstäblich alles vorsetzen kann. Ihr Engagemnet bei den Konzerten, wo sie alles gaben, hatte mir dies gezeigt. Ich wusste, dass jeder von ihnen in der Musik Raum finden würde, um sich selbst auszudrücken und das, was ich geschrieben hatte, auszuschmücken. Keiner dieser Typen beschränkt sich auf das Offensichtliche. Sie alle sind extrem geduldige Improvisierer, die nicht einfach durch das Material hetzen. Als Musiker nehmen sie alle nur erdenklichen Möglichkeiten wahr.”

Nach der Repertoire-Premiere in einem New Yorker Club zur Aufnahme ins Studio

“Small Places” bietet unkonventionelle Balladen von scharfer Präzision (“Slightly Off Axis”) und ein Stück mit einer Raga-ähnlichen Atmosphäre (“Soft Reality”). Aber es gibt auch Versuche über muskulöse Ostinati (“Pong”) und intensive, kollektiv vorangetriebene epische Stücke (“Parting Ways”). “Seeds And The Birdman” kocht langsam hoch und swingt ungebunden, während das Titelstück die erstaunliche rhythmische Virtuosität des Quartetts offenbart. Dass diese im Gunde doch sehr unterschiedlichen Stücke hier wie aus einem Guss klingen, liegt nicht zuletzt auch daran, dass Formanek, Berne, Taborn und Cleaver sie allesamt in einem New Yorker Club schon live gespielt hatten, bevor sie im Herbst 2011 mit Produzent Manfred Eicher für die Aufnahmen von “Small Places” in die Avatar Studios gingen. Zu einem Zeitpunkt also, als sich die Band bereits in Topform befand und die Herausforderungen des Materials kannte.

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