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Berg-Werke – Gesungen von Juliane Banse

Juliane Banse & Aleksandar Madžar © Peter Laenger / ECM
© Peter Laenger / ECM
14.10.2010
Vielseitig begabt, hatte Alban Berg zunächst mehr Interesse an Literatur als an Musik. Er experimentierte ein wenig, konzentrierte sich aber erst von 1904 auf das Komponieren, nachdem er von Arnold Schönberg als Privatschüler aufgenommen und von dem Lehrer in die Welt der klanglichen Grenzüberschreitung und der Zwölftonmusik eingeführt worden war. Beeindruckt von seinem Mentor, dem er ein Leben lang freundschaftlich verbunden blieb, versuchte Alban Berg, seinen eigenen Weg der Klanggestaltung zwischen Atonalität und Dodekaphonik zu finden, versuchte dem neuen Klang zum einen in musiktheoretischen Schriften, auf der anderen Seite mit außerordentlich selbstkritisch beäugten Kompositionen auf den Grund zu gehen. Die „Sieben frühen Lieder“ beispielsweise, die Juliane Banse gemeinsam mit dem Produzenten Manfred Eicher als Ausgangspunkt ihres Programms „Tief in der Nacht“ wählte, wurden von Alban Berg persönlich aus etwa dreißig, unter der kritischen Aufsicht Schönbergs entstandenen Kompositionen zur Veröffentlichung ausgewählt.

Neun weitere „Jugendlieder“ sind auf diesem Album versammelt, Vertonungen älterer Gedichte und Werken Berg’scher Zeitgenossen, die mit zunehmender Sicherheit die Sprache der neuen Musik aufnehmen. „Gänzlich tonale Passagen wechseln sich ab mit solchen, in denen die Harmonik von einer Doppelbödigkeit in die nächste gleitet“, wie Paul Griffiths in seinen Anmerkungen im Booklet schreibt. Zwei faszinierend kontrastierende Fassungen von „Schließe mir die Augen beide“ aus den Jahren 1900 und 1925 verdeutlichen die gewaltige Strecke, die Berg in diesem Vierteljahrhundert kreativer Auseinandersetzung zurückgelegt hatte.

Alban Bergs Bedeutung für die zeitgenössische Musik des 20.Jahrhunderts ist gewaltig. Das lässt sich nicht nur am anhaltenden Erfolg seiner Opern „Wozzeck“ und „Lulu“ ablesen, sondern auch an Widmungen, die ihm Kollegen zueigneten. Karl Amadeus Hartmann beispielsweise schieb sein „Lamento“ ursprünglich als Gedenk-Komposition für Sopran, Chor und Orchester im Anschluss an Alban Bergs Tod 1935. Wie für viele andere seiner Werke hatte Hartmann für „Lamento“ während des Dritten Reichs keine Öffentlichkeit gesucht, hielt eine Überarbeitung danach aber für nötig, ohne die Musik dabei ihrer grundlegenden Stimmung des Protestes und der Trauer zu berauben. Somit spannt sich der Bogen, den die längst international renommierte Sopranistin Juliane Banse gemeinsam mit dem aus Belgrad stammenden Pianisten Aleksandar Madžar entwickelt, über ein Kapitel reflektiert-modernen Klangfindung, das als kammermusikalisches Juwel des Herbstes Zeichen der Intensität setzt.

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