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Biografie

Dietrich Fischer-Dieskau
© Mat Hennek / DG
Der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau wurde am 28.Mai 1925 in Berlin als jüngster von drei Söhnen eines promovierten Altphilologen und einer Lehrerin geboren. Die Familie hatte musikalische Tradition, ein Vorfahre etwa war ein sächsischer Kammerherr von Dieskau, für den Bach im Jahr 1742 seine “Bauernkantate” geschrieben hatte. Seine Kindheit erlebte Fischer-Dieskau im von Krisen geschüttelten Berlin der Weimarer Republik, die Jugend fiel in die Zeit der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Trotzdem schärfte der Junge sein Ohr für die Kunst und ließ sich vom 16. Lebensjahr an seine Stimme zunächst von Georg A. Walter ausbilden. 1942 wechselte er zu Hermann Weißenborn an die Berliner Musikakademie, konnte aber nicht verhindern, dass er eingezogen und an die Front geschickt wurde. Seine ersten Konzerte gab er daher in einem amerikanischen Gefangenenlager in Italien. 1947 nahm er sein Studium bei Weißenborn wieder auf und von da an konnte sich sein künstlerischer Lebensweg weniger kurvenreich gestalten.

Fischer-Dieskau sang zunächst für den Berliner Rundfunk und nahm bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal Schuberts “Winterreise” auf. 1948 wurde er als 1. Bariton an die Berliner Oper engagiert und debütierte daraufhin als Posa in Verdis “Don Carlos” auf der Bühne. Im Jahr darauf sang er seinen erster Wolfram im “Tannhäuser” ebenfalls an der Städtischen Oper Berlin. Schnell sprach sich herum, dass hier ein neues und erstaunliches Talent auf dem Plan erschienen ist und so wurden Fischer-Dieskau weitere wichtige Auftritte möglich gemacht. So war er beispielsweise 1951 bei den Salzburger Festspielen mit Mahlers “Lieder eines fahrenden Gesellen” an der Seite von Wilhelm Furtwängler zu Gast, reiste kurz darauf zum ersten Mal in die USA und stellte sich in beim Festival in Prades abermals mit der “Winterreise” dem Publikum vor. Bald darauf erfuhr er eine Art Ritterschlag der hochkulturellen Anerkennung, als er 1954 unter Furtwänglers Leitung den Wolfram im “Tannhäuser” in Bayreuth darstellen durfte. Im selben Jahr sang er die Titelpartie in der berühmten “Falstaff”-Aufführung an der Wiener Staatsoper in der Regie von Lucchino Visconti, 1957 wurde er fest in das Ensemble der Hauses aufgenommen.

So ging es schrittweise und zügig voran. 1956 stellte sich Fischer-Dieskau bei den Salzburger Festspielen als Almaviva in Mozarts “Figaros Hochzeit” vor. Ein Jahr später brillierte er ebendort mit der Solopartie des Brahms-Requiems unter Herbert von Karajan. 1963 stellte er den Danton Gottfried von Einems darund sang einen berühmt gewordene Barak in “Die Frau ohne Schatten” von Richard Strauss bei der Wiedereröffnungs-Veranstaltung der Bayerischen Staatsoper. 1964 war er mit seinem ersten Recital in der Carnegie Hall in New York zu Gast. In den folgenden Jahren gehörte Fischer-Dieskau zu den Stars der großen Konzertsäle der Welt, wobei er bevorzugt an der Deutschen Oper Berlin, der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper an der Londoner Covent Garden Opera und auf großen Festivals auftrat. Am 31.Dezember 1992 zog er sich schließlich nach 45 aktiven Jahren von der Bühne zurück, blieb aber weiterhin als Dirigent, Rezitator, Autor und Pädagoge aktiv.

Dietrich Fischer-Dieskau war während seiner gesamten Karriere ein vielseitiger Musiker. Die Oper bildete die eine Stütze seiner Kunst. Gleichzeitig zu seiner Karriere auf den Singspielbühnen stellte er aber seine Fähigkeit als Liedinterpret unter Beweis und entwickelte sich zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten dieses Fachs überhaupt. Bis Mitte der achtziger Jahre hatte er rund 3000 Lieder von etwa 100 Komponisten aufgenommen und wesentlich dazu beigetragen, dass das Kunstlied seinen bedeutenden Platz in Bewusstsein der Hörer behielt. 1973 wiederum begann er eine weitere Laufbahn als Dirigent, als er mit großem Erfolg für den erkrankten Otto Klemperer bei einer Schallplattenaufnahme von Brahms' “Die schöne Magelone” einsprang.

1960 fing er nebenher an zu malen, 1980 wurde die erste Ausstellung mit Fischer-Dieskaus Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen im Kunstverein Bamberg gezeigt. Zu den zahlreichen Preisen, die Dietrich Fischer-Dieskau während seiner künstlerischen Laufbahn verliehen bekam, gehören unter anderem vier Ehrendoktorhüte (Oxford, Yale, Sorbonne, Heidelberg), Das Große Bundesverdienstkreuz (1974), der Ernst-von -Siemens-Preis (1980), die Ehrenbürgerwürde von Berlin (2000), der japanische “Praemium Imperiale” (2002) für sein Lebenswerk und der Polar Music Prize (2005). Er wurde in München und Berlin zum Kammersänger ernannt und bekam außerdem zahlreiche Schallplattenpreise, darunter allein sechsmal den Grammy, überreicht.

6/2005
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