Die “Zauberflöte” entstand genau genommen zwischendurch. Mozart arbeitete im Sommer 1791 an der Oper “La Clemeza di Tito”, außerdem am Klarinetten-Konzert KV 622, der Freimaurer-Kantate “Laut verkünde unsre Freude” KV 623, bald auch an seinem “Requiem” und noch manchem mehr. Ein Meisterwerk wurde sie trotzdem, vielleicht sogar die beliebteste komische Oper überhaupt, die das klassische Repertoire zu bieten hat. Schließlich hat sie genau die passende Mischung aus Phantastik und Ernst, Spaß und Seriosität zu bieten, die bis heute Hörer wie Interpreten begeistert. Im vergangenen September dirigierte Claudio Abbado die “Zauberflöte” umjubelt im Teatro Comunale in Modena. Pünktlich zum Mozart-Sommer ist nun die Aufnahme dieses Musikereignisses auf CD erschienen
Mozart kannte Emanuel Schikaneder bereits aus den Jahren, bevor er sich in Wien niedergelassen hatte. Damals war er der Leiter eines Wandertheaters, das sich vor allem durch spektakuläre Inszenierungen mit allerlei Klamauk einen Namen gemacht hatte. Inzwischen jedoch war Schikaneder sesshaft geworden, weil ihm die Stadt Wien es gestattet hatte, vor ihren Toren eine eigene Spielstätte einzurichten. Die nun wiederum brauchte Input in Form neuer Stücke und so kam es zu der Zusammenarbeit mit Mozart, der Anfang der 1790er Jahre zu einem der bekanntesten Singspielkomponisten im Lande avanciert war. Er hatte bereits zwei Opern in deutscher Sprache unter die Leute gebracht, die “Entführung aus dem Serail” und den “Don Giovanni”, was sich wiederum mit den Ansprüchen des nicht nur aus Bügerlichen und Hofaristokratie bestehenden Publikums in Schikaneders Freihaustheater an den Wieden in Einklang bringen ließ. So entstand die “Zauberflöte” in enger Zusammenarbeit, wobei das Libretto durchaus den Vorstellungen des unterhaltungsfreudigen Wiens entsprach. Da gab es Zaubergestalten und Helden, Exotismus und Leidenschaft, Schwank und Läuterung, aber auch eine einfache Ethik nach dem Schema ‘Gut besiegt Böse durch Tugend’. Das wiederum passte auch zur der auf Toleranz und Humanität basierenden Geisteshaltung der Bruderschaft der Freimaurer, zu der sich Mozart zählte. So waren die Voraussetzungen gut, dass aus dem neue Stück ein Hit werden konnte.
Die Uraufführung der “Zauberflöte” fand am 30. September 1791 statt. Die Oper wurde mit wachsender Begeisterung aufgenommen und entwickelte sich zu einem Stück clever verpackter musikalischer Aufklärung in Form eines “allumfassenden Welttheaters”, vollgepackt mit Melodien, die den Zuhörern nicht mehr aus dem Sinn gingen. Auch der Mailänder Maestro Claudio Abbado konnte sich dem Charme dieses Stücks nicht entziehen, obwohl er erst spät damit vor die Mikrofone trat. Für die Aufführungen am Teatro Comunale in Modena griff er auf die Autographen der Oper zurück und versuchte, sich auf dem neuesten Stand der Mozart-Forschung möglichst exakt an die historischen Vorgaben zu halten. Sein Ansatz ist kraftvoll und dynamisch, das Tempo ausgewogen, das Mahler Chamber Orchestra und der Arnold Schoenberg Chor werden von ihm mit viel Vehemenz bei gleichzeitiger Liebe für die Details angeleitet. Darüber hinaus standen ihm versierte und anerkannte Solisten zur Seite. Die beiden konkurrierenden magischen Gestalten werden von Erika Miklosa (Königin der Nacht) und René Pape (Sarastro) gesungen. Für das tugendhafte Aristokratenpärchen konnten Dorothea Röschmann als Pamina und Christoph Strehl als Tamino gewonnen werden. Der burleske und komische Part wurde wiederum von Julia Kleiter (Papagena) und Hanno Müller-Brachmann (Papageno) übernommen. Insgesamt ergab das ein Mischung, die ausführlich von der internationalen Presse gefeiert wurde. So konnte man beispielsweise im britischen Guardian lesen: “Abbados Darstellung ist, einfach gesagt, faszinierend. Sie ist derart erfüllt von musikalischem Verständnis und Opernerfahrung, dass jeder Takt perfekt platziert und jedes Detail ideal ausgeleuchtet zu sein scheint.”