Biografie
Carlo Maria Giulini (Dirigent)
Carlo Maria Giulini wurde am 09. Mai 1914 im italienischen Barletta geboren. Zunächst erlernte er das Violaspiel bei Remy Principe und Komposition bei Alessandro Bustini an der Accademia di Santa Cecilia in Rom. Als Orchestermusiker arbeitete er unter solch bekannten Dirigenten wie Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Richard Strauss, bevor er später selbst durch ein Studium bei Bernardino Molinari die Dirigentenlaufbahn einschlug.
1944 gab Giulini mit Werken von Brahms sein Debüt mit dem Orchester der Accademia di Santa Cecilia in Rom. Vom Italienischen Rundfunk entdeckt und zum musikalischen Direktor ernannt, leitete er zunächst Radio-Aufführungen wenig bekannter Opern von Scarlatti und Malipiero. 1950 dirigierte er seine erste Bühnenaufführung: Verdis “La traviata” in Bergamo. An der im selben Jahr erfolgten Gründung des Mailänder Rundfunkorchesters der RAI hatte er entscheidenden Anteil. Als dessen erster Chefdirigent brachte er 1951 Haydns fast unbekannte Oper “Il mondo della luna” (Die Welt auf dem Monde) erfolgreich zur Aufführung. Arturo Toscanini wurde auf ihn aufmerksam, und der große Dirigent Victor de Sabata lud ihn an die Scala ein, wo Giulini noch im selben Jahr sein höchst erfolgreiches Debüt mit “La vida breve” (Ein kurzes Leben) von Manuel de Falla gab.
1953 wurde Giulini Nachfolger Victor de Sabatas als Chefdirigent der Scala. Er erweiterte das Repertoire des berühmtesten Opernhauses um zahlreiche bisher vernachlässigte Werke, so u.a. Monteverdis “L’incoronazione di Poppea” (Die Krönung der Poppea) oder Bartóks “Herzog Blaubarts Burg”; auch die erste italienische Bühnenproduktion von Strawinskys “Les Noces” (Die Heirat) in der Choreographie der berühmten Tatiana Gsovsky ist ebenfalls seinem Engagement zu verdanken.
Giulini arbeitete zu dieser Zeit eng mit Maria Callas zusammen, so in Glucks “Alceste” und 1955 in der legendären Visconti-Produktion von Verdis “La Traviata” (als Live-Mitschnitt bei EMI Classics erschienen), gab im selben Jahr mit der Glyndebourne Opera sein britisches Debüt in dem von Franco Zeffirelli inszenierten “Falstaff” beim Edinburgh Festival und brachte 1958 “Don Carlo” unter Luchino Viscontis Regie an Londons Covent Garden heraus, der ihm vor allem in Großbritannien den Ruf als einer der herausragendsten Dirigenten italienischer Opern einbrachte. Weitere bemerkenswerte Erfolge feierte er bei internationalen Festivals, so in Aix-en-Provence, beim Holland Festival sowie beim Maggio Musicale in Florenz. In London dirigierte er zum ersten Mal das Philharmonia Orchestra, was zum Grundstein einer langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit in den 60er Jahren wurde, aus der u.a. die legendäre Aufnahme von Verdis “Requiem” hervorging.
1963 kehrte Giulini wieder an die Scala zurück, und zwar mit einer Neuproduktion von Mozarts “Don Giovanni”. Ganz langsam und bedächtig erweiterte Giulini auch sein Konzertrepertoire, dem er erst in den 60ern Werke von Bach und die Sinfonien von Mozart und Beethoven hinzufügte. Nach der wiederum mit Luchino Visconti erarbeiteten “La traviata” am Covent Garden von 1967 gab Giulini seinen Entschluss bekannt, sich aus dem Opernbetrieb zurückzuziehen, um sich verstärkt der Konzerttätigkeit zu widmen. Daraufhin ernannte ihn das Chicago Symphony Orchestra 1968 zum Ersten Gastdirigenten, von 1973 bis 1976 ging er in gleicher Position zu den Wiener Symphoniker. Von 1979 an wurde er Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra, mit dem er auch mehrere Europatourneen unternahm.
Mit der Londoner Erstaufführung von Brittens Konzert-Ouvertüre “The Building of the House” erweiterte Giulini sein Repertoire auch um Werke der Moderne: So leitete er u.a. Uraufführungen von Werken Boris Blachers, Goffredo Petrassis und Gottfried von Einems.
International ist Carlo Maria Giulinis Dirigat berühmt für seine disziplinierte Mischung aus hoher musikalischer Sensibilität und Wärme einerseits, sowie kraftvoller Spannung und Dynamik andererseits. Viele seiner Maßstab setzenden Einspielungen sind bei EMI Classics erschienen – neben der 1955′er Live-"Traviata" mit Maria Callas und dem Verdi-"Requiem" von 1963 vor allem “Don Carlo” von 1970 in singulärer Besetzung (Domingo, Caballé, Verrett, Milnes und Raimondi), Mozarts “Nozze di Figaro” und “Don Giovanni” sowie Beethovens Violinkonzert mit Itzhak Perlman als Solisten. Die Aufnahmen von Verdis “Requiem”, Beethovens Violinkonzert (mit Perlman) sowie De Fallas “El Amor brujo” (Der Liebeszauber) mit Victoria de los Angeles sind in der Serie “Great Recordings of the Century” wieder erschienen, nach neuestem technischen Standard digital überarbeitet und somit in optimaler Klangqualität vorliegend. Ebenfalls in dieser Reihe ist im Juli 2001 die hoch gerühmte Aufnahme der Cellokonzerte von Dvorák und Saint-Saëns mit Mstislaw Rostropowitsch wiederaufgelegt worden, begleitet von Carlo Maria Giulini und dem London Philharmonic Orchestra.
2001 wurde Carlo Maria Giulini der hoch angesehene Menuhin Prize “for Integration of the Arts and Education” verliehen.
Anlässlich Carlo Maria Giulinis 90. Geburtstag am 14. Mai 2004 veröffentlichte EMI Classics eine 4-CD-Box mit den exemplarischen Aufnahmen, die dieser Ausnahmedirigent in den Jahren 1969–1976 mit dem Chicago Symphony Orchestra eingespielt hat (Mahler, Bruckner, Berlioz, Strawinsky, Brahms, Beethoven). Diese CD-Box wurde mit einem Preis der deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 3/2004 ausgezeichnet. Ebenfalls mit dem Chicago Symphony Orchestra und ebenfalls zu seinem 90. Geburtstag erschien in der Serie “Great Recordings of the Century” auch eine Brahms-Zusammenstellung inkl. Einer hoch interessanten Bonus-CD “Giulini – A Profile”: eine Audio-Dokumentation zu Leben und Karriere des Dirigenten nebst einem Interview mit Giulini, das 2003 in dessen Mailänder Wohnung geführt wurde.
Carlo Maria Giulini starb am 15. Juni 2005 im Alter von 91 Jahren im italienischen Brescia. “Er war der unwiderruflich letzte Vertreter einer Dirigentengeneration, die mit Solti, Celibidache, Wand, Leinsdorf, Vegh oder Karajan die klassische Musik fast ein Jahrhundert lang geprägt hat. Giulinis Tod markiert das Ende eines Zeitalters.” (Die Zeit, 23.06.2005
Stand: April 2006
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