Camille Saint-Saëns | News | Zum 100. Todestag von Camille Saint-Saëns – "Ich habe alles gegeben"

Camille Saint-Saëns

Zum 100. Todestag von Camille Saint-Saëns – “Ich habe alles gegeben”

Camille Saint-Saens
16.12.2021
Bis heute versetzt der französische Komponist Camille Saint-Saëns die Musikwelt in Erstaunen. Seine ersten kleinen Stücke – Walzer und Galoppe – hatte er im Alter von dreieinhalb Jahren komponiert.
Am 9. Oktober 1835 in Paris geboren, brillierte er früh als Klaviervirtuose, bereits mit fünf Jahren spielte er verschiedene Klaviersonaten Beethovens, als Elfjähriger verblüffte er ein großes Publikum mit der Interpretation von Klavierkonzerten Mozarts und Beethovens und als 13-Jähriger wagte er sich bereits an die Komposition einer Sinfonie. Er studierte am Pariser Conservatoire und übernahm bereits im Alter von 18 Jahren offiziell ein Organistenamt an der Pariser Kirche “La Madelaine”. 
Als Pianist und Dirigent vor allem seiner eigenen Werke reiste er durch ganz Europa. In Deutschland hatte er, gefördert durch Franz Liszt lange Zeit mehr Erfolg als in Frankreich, wo man seine sinfonischen Werke nicht verstand. Ungeachtet dessen gründete er 1871 die "Societé Nationale de Musique” zur Förderung der französischen Musik, die er vor dem Einfluss deutscher Musik zu bewahren trachtete.

Heute würde man Saint-Saëns als Universalgelehrten bezeichnen 

Dass ihm von klein auf der Name “Wunderkind” anhing, hatte jedoch nicht nur mit seiner so früh gestarteten musikalischen Karriere zu tun. Camille Saint-Saëns war weit mehr als nur musikalisch interessiert. Heute würde man ihn als Universalgelehrten bezeichnen. Er schrieb Dramen und Komödien, war Gründungsmitglied der französischen Astronomischen Gesellschaft, schrieb philosophische, archäologische und naturwissenschaftliche Arbeiten und betreute als Historiker die Gesamtausgabe der Werke von Jean-Philippe Rameau und Christoph Willibald Gluck.  
Lange jedoch war die Musik des Komponisten Saint-Saëns als Ausdruck seines Ideals von einer klassischen vollendeten Kompositionsform als zu “akademisch”, zu “intellektuell”, zu wenig emotional verkannt worden. Man könne ihr nicht entnehmen, ob Saint-Saëns gütig, liebes- oder leidensfähig sei, urteilte ein Kritiker. Der Komponist selbst sagte dazu: “Für Kritik und Lob bin ich kaum empfänglich – nicht etwa aus übertriebenem Selbstwertgefühl, sondern weil ich im Hervorbringen meiner Werke einem Gesetz meiner Natur folge, so wie ein Apfelbaum Äpfel hervorbringt, und mich also nicht darum zu kümmern brauche, was man für eine Meinung von mir hat.”

Die “Orgel-Sinfonie” als Hauptwerk

Inzwischen hat sich das Werk Camille Saint-Saëns' durchgesetzt. Heute gilt er, dessen Erbe jedes musikalische Genre mit einer ungeheuren Anzahl an Werken vertritt, als der bedeutendste Vertreter des französischen Klassizismus. Der Katalog der Deutschen Grammophon enthält hochwertige Aufnahmen der bedeutendsten und zugleich populärsten Werke Camille Saint-Saëns‘.
Etwa seine Sinfonie Nr. 3 in c-Moll, op. 78, die so genannte Orgel-Sinfonie”, im Mai 1886 in London uraufgeführt. Sie gilt nicht nur als Hauptwerk des Komponisten, sondern neben der “Symphonie fantastique” von Hector Berlioz und der d-Moll-Sinfonie von Cesar Franck auch als das bedeutendste Werk der französischen Musik des 19. Jahrhunderts. Widmungsträger des Werkes war Franz Liszt. Die Sonderstellung dieses Werkes beruht vor allem in seiner ungewöhnlichen Besetzung. So kommt neben der besonders großen Anzahl der Bläser auch ein vierhändig gespielter Flügel zum Einsatz. Krönend schließlich die Orgel, welche den 3. Satz einleitet und der die Sinfonie ihren Namen verdankt. “Mit diesem Stück habe ich alles gegeben, was ich geben konnte”, schrieb Saint-Saëns über seine Sinfonie. “So etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben”.
Daniel Barenboim dirigierte für die Aufnahme das Chicago Sympony Orchestra, die Orgel spielte der französische Organist Gaston Litaize. Ergänzt wird die Platte unter anderem durch den “Danse macabre op. 40 und das Präludium des 1875 entstandenen Oratoriums “Le Déluge” – mit dem Orchestre de Paris unter Daniel Barenboim und dem Geiger Alain Moglia als Solist. Diese Einspielung wurde nun von den originalen Bändern remastert und liegt nun im bestechenden Dolby Atmos-Format als digitales Album vor.

Freundschaft zu Pablo de Sarasate

Zu den vielen freundschaftlichen Kontakten, die Saint-Saëns mit Musikern seiner Zeit pflegte, zählte auch jener mit dem spanischen Violinvirtuosen Pablo de Sarasate. Für ihn komponierte er alle drei Violinkonzerte, dessen drittes, jenes in h-Moll, op. 61 der Geiger Itzhak Perlman mit Daniel Barenboim und dem Orchestre de Paris 2013 aufnahm. Ebenfalls für Sarasate entstand 1863 Introduktion und Rondo Capriccioso op. 28, das heute zu den populärsten der Geigenliteratur des 20. Jahrhunderts zählt und zugleich extrem virtuos ist. Itzhak Perlman spielt es, zusammen mit der Havanaise op. 83, begleitet vom New York Philharmonic unter Zubin Mehta in einer Aufnahme aus dem Jahre 1987 ein.
Von den beiden Cellokonzerten, die Saint-Saëns im Abstand von 30 Jahren komponierte, sollte sein erstes, das a-Moll-Konzert op. 33 aus dem Jahre 1872 das bekanntere werden. Die gefeierte Deutsche Grammophon-Aufnahme dieses Konzerts stammt von Mischa Maisky und dem Orpheus Chamber Orchestra.1863 hatte Camille Saint-Saëns seine Suite für Violoncello und Klavier op. 16 komponiert. Fast 50 Jahre später nahm er sich das Werk noch einmal vor, überarbeitete und orchestrierte es – es wurde bisweilen als sein 3. Cellokonzert bezeichnet. Auch dieses Werk ist, neben der Cellosonate No.1 op. 32, dem Allegro appassionato op. 43 und der Romance op.36 auf dem Album zu hören, das mit dem wohl am häufigsten ausgekoppelten Stück aus dem “Karneval der Tiere endet, dem “Schwan”.

Weihnachtliches Gedenken

Neben seinen zahlreichen Instrumental- und Chorwerken, darunter Messen und Oratorien, bediente Saint-Saëns auch das Opernfach. Von seinen insgesamt 11 Bühnenwerken ist die 1877 in Weimar uraufgeführte Oper “Samson et Dalila das bekannteste. Nach gut neun Jahren Arbeit stellte Saint-Saëns die zunächst als Oratorium geplante Oper auf Drängen Franz Liszts fertig. Für die Deutschen Grammophon Aufnahme von 2005 dirigierte Daniel Barenboim das Orchestre de Paris. Die Titelpartien sangen Elena Obraztsova und Placido Domingo.
Am 16. Dezember 1921 starb Camille Saint-Saëns im Alter von 86 auf einer Reise in Algerien. Er wurde nach Paris überführt und auf dem Friedhof Montparnasse beerdigt.
Sein 100. Todestag fällt in die Advents- und Vorweihnachtszeit. Eines der bei Chören bis heute beliebtesten Stücke ist das Finale seines Oratorio de Noël, op. 12, das “Tollite hostias”. Wie in jedem Jahr wird es auch heuer landauf, landab erklingen – im Erinnern an diesen außergewöhnlichen Komponisten. 

Mehr Musik von Camille Saint-Saëns