Avi Avital | Offizielle Biografie

Biografie

Avi Avital
»Avitals scheinbar mühelose Virtuosität und seine geradezu improvisatorischen Höhenflüge in dieser offenkundig fabelhaften Zusammenarbeit machen ganz einfach gute Laune« – Gramophone über Concertos
Die klassische Mandoline hat während des 19. Jahrhunderts stark an Popularität eingebüßt, der Geschmack des Publikums hatte sich gewandelt und kraftvollere Orchesterinstrumente wurden entwickelt. Zu neuem internationalen Ansehen konnte ihr der israelische Mandolinist Avi Avital verhelfen, er hat ihr Repertoire wiederbelebt und sie zu einer festen Größe im Konzertleben gemacht. »Ich betrachte es als meine Aufgabe, die historische Lücke in der Mandolinenliteratur zu füllen, damit es in Zukunft keinen Mangel an Kompositionen für dieses Instrument gibt«, erklärt er.
Mit atemberaubender Virtuosität und einer starken Ausdruckskraft präsentiert Avital ein Repertoire, das halsbrecherische Arrangements von Vivaldis Vier Jahreszeiten ebenso wie seine eigenen originellen Transkriptionen und über 100 neue Auftragswerke von Komponisten wie David Bruce, Anna Clyne, Avner Dorman und Giovanni Sollima umfasst. 2010 wurde Avital als erster Mandolinenspieler überhaupt für einen Grammy nominiert, und zwar in der Kategorie »Bester Instrumentalsolist« für seine Aufnahme von Avner Dormans Mandolinenkonzert.
Heute ist er regelmäßig bei den großen Musikfestivals zu erleben ebenso wie etwa in der Carnegie Hall und dem Lincoln Center in New York, der Londoner Wigmore Hall, der Berliner Philharmonie, dem Leipziger Gewandhaus, Salzburger Mozarteum, Wiener Konzerthaus oder dem Konzertsaal der Verbotenen Stadt in Peking. Er trat mit den führenden Orchestern der Welt auf, und ging enge Partnerschaften mit anderen Künstlern ein, die seine Aufgeschlossenheit für neue musikalische Wege teilen, daunter  der Cembalist Mahan Esfahani, der Pianist Omer Klein, die Akkordeonistin Ksenija Sidorova und der Perkussionist Itamar Doari. 2023 rief er das Ensemble Between Worlds ins Leben, um die (Volks-)musiktraditionen verschiedener Regionen zu erkunden, das Projekt startete mit einer Residenz im Pierre Boulez Saal in Berlin.
2012 unterzeichnete Avital einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon und kurz darauf erschien sein erstes Album für das gelbe Label: Cembalo- und Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach in Avitals eigenen Arrangements. Das folgende Album, Between Worlds (2014), zeigte Avitals Interesse an neuem Repertoire mit einer Anthologie von Werken, die durch Volksmusik inspiriert sind, darunter Kompositionen von Bartók, Bloch, de Falla, Piazzolla, Tsintsadze und Villa-Lobos.
Das 2015 veröffentlichte Album Vivaldi enthält das Mandolinenkonzert und Transkriptionen anderer Konzerte des Komponisten – unter anderem »Sommer« aus den Vier Jahreszeiten – sowie das venezianische Volkslied »La biondina in gondoleta«, gesungen von Juan Diego Flórez. Das Album Avital Meets Avital von 2017 versammelt die Früchte eines schöpferischen Dialogs zwischen Avi Avital und seinem Namensvetter, dem israelisch-amerikanischen Jazz-Bassisten, Komponisten und Bandleader Omer Avital. Die meisten Werke wurden eigens für dieses Album komponiert und stützen sich auf verschiedene musikalische Traditionen, beispielsweise aus Nordafrika, Andalusien und den Ländern des Balkans.
Avitals Album Art of the Mandolin von 2020 war eine deutliche Erweiterung seiner Diskografie, denn es handelt sich um seine erste Sammlung, die ausschließlich aus Originalkompositionen für Mandoline besteht. Mit Musik von Vivaldi, Domenico Scarlatti, Beethoven, Henze und Ben-Haim sowie Ersteinspielungen neuer Auftragswerke von David Bruce und Giovanni Sollima umspannt das Album drei Jahrhunderte des klassischen Mandolinenrepertoires und verdeutlicht dessen Qualität und Breite.
2023 folgte das Album Concertos, auf dem Avital mit dem Ensemble Il Giardino Armonico und dessen Dirigenten und Mitbegründer Giovanni Antonini zu hören ist. Sie präsentieren Mandolinenkonzerte von Barbella, Paisiello und Hummel neben Avitals eigenen Adaptationen von Werken von J. S. Bach (mit Antonini ist Blockflöten-Solist) und Vivaldi (dank moderner Technik spielt Avital alle vier Partien des Stücks). Das Album wurde mit einem Opus Klassik für die Konzerteinspielung des Jahres ausgezeichnet.
Mit seinem neuen Aufnahmeprojekt entwirft Avital musikalische Landschaftsbilder dreier geografischer Regionen und zeigt, wie Volksmusiktraditionen klassische Komponisten aus Vergangenheit und Gegenwart inspirierten. Gemeinsam mit seinem Between Worlds Ensemble, Marina Heredia, Alessia Tondo und dem georgischen Chor Ensemble Rustavi hat er drei digitale EPs eingespielt – ITALY, IBERIA und BLACK SEA – sowie das Album Song of the Birds, das eine facettenreiche Auswahl von Musik aller drei Regionen vereint. ITALY kam im May 2025 heraus, IBERIA einen Monat später, BLACK SEA wird im Juli veröffentlicht und Song of the Birds im August. 
Jüngste Highlights auf der Konzertbühne waren ein Konzert in der Cadogan Hall in London mit dem Bandolinisten Hamilton de Holanda und den São Paulo Chamber Soloists; das Opus Klassik Recital im Kühlhaus Berlin; eine Kalifornien-Tournee mit dem Philharmonia Baroque Orchestra; ein Tour durch Frankreich mit dem Orchestre National des Pays de la Loire; eine Europa-Tournee mit der Sopranistin Nuria Rial und dem Venice Baroque Orchestra; und ein Yellow Lounge Event in Chemnitz mit der Pianistin Marie Awadis.
Zu seinen künftigen Verpflichtungen gehören die Uraufführung von Fazil Says Mandolinenkonzert beim Schleswig-Holstein Musik Festival mit dem Festivalorchester und Nil Venditti (12./13. Juli 2025) sowie Werke von Vivaldi und Avner Dorman mit dem Flötisten Andrea Griminelli und dem Brussels Chamber Orchestra beim Festival Pietrasanta in Concerto (26. Juli). Avital und das Between Worlds Ensemble gehen dann auf Tournee mit dem Repertoire von Song of the Birds, mit Konzerten beim Schleswig-Holstein Musik Festival (31. Juli, 2./4. August), Menuhin Festival, Gstaad (5. August), Viva Musica! Festival, Bratislava (8. August), BBC Proms, London (9. September), Enescu Festival, Bukarest (12. September), Bydgoszcz Music Festival (14. September) und Alte Oper Nights, Frankfurt (10./11. Oktober).
Avi Avital wurde 1978 in der Stadt Beerscheba (Be’er Sheva) am Rand der Negev-Wüste im Süden Israels geboren. Mit acht Jahren begann er Mandoline zu spielen und wurde schon bald Mitglied des Jugend-Mandolinenorchesters, das der aus Russland stammende Geiger Simcha Nathanson gegründet hatte. Dessen charismatischer Unterricht und die Tatsache, dass er Transkriptionen von Violinwerken verwendete, hinterließen tiefen Eindruck bei dem jungen Avi. »Er lehrte mich Musik«, berichtet dieser. »Das Instrument ist für mich nicht das Entscheidende.«
Nach dem Besuch der Musikakademie in Jerusalem ging Avital nach Italien und studierte das historische Mandolinenrepertoire bei Ugo Orlandi am Conservatorio Cesare Pollini in Padua. Auf der Suche nach einer eigenen künstlerischen Identität brach er allerdings schon bald mit der Tradition. Begegnungen mit anderen musikalischen Richtungen und Gattungen – von Bluegrass und Jazz bis zu Weltmusik – und Projekte mit seinem Mentor, dem großen Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman, bereiteten den Weg für seine Entwicklung zum Pionier der Mandoline. Avitals Karriere nahm dann ihren Lauf, nachdem er 2007 als erster Mandolinenspieler überhaupt den israelischen Aviv-Wettbewerb gewann (der für junge Musiker an der Schwelle zu einer professionellen Laufbahn gedacht ist) und in der Folge begann, rund um den Globus zu konzertieren.
6/2025
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