Anne-Sophie Mutter | News | Mutterissimo – Highlights einer großen Geigerin

Mutterissimo – Highlights einer großen Geigerin

Anne-Sophie Mutter
© Harald Hoffmann / DG
08.12.2016
Es war im Dezember 1976. Der Maestro selbst hatte zum Vorspiel geladen. An der Reihe: Anne-Sophie Mutter, ein dreizehnjähriges Mädchen aus Rheinfelden. Herbert von Karajan hatte nicht viel Zeit. Er wollte nur kurz zuhören und dann zum nächsten Termin. Doch als die junge Geigerin zu spielen beginnt, da kommt er aus dem Staunen nicht mehr raus. Anne-Sophie spielt die Chaconne aus der Solo-Partita in d-Moll von Johann Sebastian Bach, und sie spielt das Stück mit einer solchen Inbrunst, dass der berühmte Dirigent ganz aus dem Häuschen ist.
Die begabte Geigerin nimmt es sportlich. Von Nervosität keine Spur, als sie mit souveräner Leichtigkeit noch zwei Sätze aus Violinkonzerten von Mozart folgen lässt. Jetzt ist Herbert von Karajan vollends überwältigt. “Ich habe da gerade eine junge Geigerin entdeckt, die für uns alle ein Wunder ist”, so der Maestro zu Mutters Lehrerin. Anne-Sophie Mutter wird die Charakterisierung als Wunderkind zeitlebens ablehnen. Es geht ihr um mehr: um die Seele der Musik, um das Glück, das Musik bereitet.

40 Jahre Bühnenerfahrung: Anne-Sophie Mutter

Das Vorspiel bei Herbert von Karajan sollte nicht folgenlos bleiben. Der Maestro lädt die junge Geigerin ein, mit ihm gemeinsam bei den Salzburger Festspielen aufzutreten, und an einem Pfingstsonntag im Jahre 1977 ist es dann soweit. Anne-Sophie Mutter steht auf der Bühne des Salzburger Festspielhauses und zieht erstmals ein großes Publikum in ihren Bann. Ihre Interpretation von Mozarts Violinkonzert in G-Dur ist hinreißend. Der Saal tobt, und es ist deutlich spürbar, wie ihre Spielfreude und ihr Schwung auch das erfahrene Berliner Philharmonische Orchester mitziehen. 
Seitdem ist es nie mehr ruhig geworden um die begnadete Musikerin. Anne-Sophie Mutter legte eine beispiellose Weltkarriere hin, engagierte sich leidenschaftlich auf dem karitativen Feld und arbeitete geduldig an ihrer vielseitigen, nie langweilig werdenden Diskographie. Die ist im Laufe der Jahrzehnte aber so stark angewachsen, dass man darin leicht die Orientierung verliert. Da hilft eine Best of, in der die schönsten Aufnahmen der Geigerin versammelt sind. Und wann, wenn nicht jetzt, knapp 40 Jahre nach ihrem Bühnendebüt, wäre der richtige Zeitpunkt hierfür?

Persönliche Lieblingsstücke: Romantischer Schwerpunkt

Deutsche Grammophon hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und legt jetzt ein fulminantes Doppelalbum mit Highlights der genialen Geigerin vor. “Mutterissimo – The Art of Anne-Sophie Mutter” umfasst insgesamt 26 Tracks, allesamt Lieblingsaufnahmen der Mutter, die sie eigens für diese Veröffentlichung ausgesucht hat. Den Löwenanteil der Sammlung bildet romantisches und spätromantisches Repertoire: Beethoven, Schumann, Brahms, Schubert, Mendelssohn, Tschaikowsky, Dvořák und Fauré. Mutter ist hier ganz bei sich selbst. Sie fühlt sich wohl, wenn sie farbreichen Harmonien und leidenschaftlichen Gesten auf der Geige Ausdruck verleihen darf.
Zu ihren unterschätzten Stärken zählt das lyrische Geigenspiel. Mutter versteht es glänzend, sich träumerischen Stimmungen hinzugeben, wie das impressionistische Material der Sammlung eindrucksvoll beweist. Debussys Claire de lune oder Ravels Tzigane, letzteres unter der volltönenden Begleitung der Wiener Philharmoniker (James Levine), sind echte Höhepunkte einfühlsamen Geigenspiels. Mit “Schön Rosmarin von Fritz Kreisler und “It Ain’t Necessarily So” von George Gershwin finden sich zudem erfreulich leichte Töne auf dem Album, dessen romantische Gesamtatmosphäre sich übrigens ausgezeichnet in die nun aufkeimende Weihnachtszeit fügt. 
    

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