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Die Kür: Anne-Sophie Mutter – Mozart Sonaten

16.08.2006
Werden sie gut gespielt, klingen sie wunderbar leicht und zugleich geheimnisvoll, bedeutungsvoll. Mozarts Violinsonaten gehören zur Kür der Geigenkunst und sie sind, obwohl sie nicht so wirken, ungewöhnlich schwer zu spielen. Diese Ambivalenz ist für Anne-Sophie Mutter Herausforderung genug, um eine Auswahl aus diesem Werkkomplex an den Schluss ihres Mozart-Projektes zu stellen. Damit vollendet die Stargeigerin ihren Beitrag zum Jubeljahr und feiert zugleich ein eigenes Jubiläum. Denn im Sommer 1976 wagte sie sich beim Festival in Luzern erstmals auf eine große Bühne und legte damit den Grundstein für ihre außergewöhnliche internationale Karriere. Und dort stellt sie aus dem gleichen Anlass am 23., 24. und 27. August 2006 auch gemeinsam mit ihrem langjährigen Begleiter Lambert Orkis live das Sonaten-Programm vor, das zeitgleich in Form der edel edierten 4-CD-Box “The Violin Sonatas” in den Handel kommt.
Mutter liegt viel an Mozart, nicht nur als Verfasser zahlreicher anerkannter Meisterwerke, sondern in der Gänze seiner künstlerischen Erscheinung: “Ich war immer ein großer Liebhaber von Mozart, ein großer, großer Bewunderer dieses Komponisten. Vielleicht ist es mir auch deshalb ganz selbstverständlich in den Sinn gekommen, dass ich auch die frühen Werke – die so genannten kleineren Sonaten – kennen lernen wollte, um mehr über ihn als Komponisten zu lernen und mich als Mozart-Spielerin mehr zu profilieren – denn leicht ist keines dieser Werke. Mozart hat die Angewohnheit, aus dem Stand heraus, nach einer wunderschönen elegischen Melodie, plötzlich einen Triplesalto vorwärts zu verlangen. Dabei darf er nie nur virtuos klingen, Mozarts Musik ist nie Selbstzweck. So sehr Mozart das Virtuose geschätzt hat, so sehr ist es immer verpackt in Galanterie, Eleganz, Ausdruck”. Und das macht es für den Interpreten nicht einfacher. Schließlich gilt es genau die Balance zwischen den einzelnen Anspruchshaltungen zu finden. Versteht man ihn zu seriös, nimmt am ihm die Nonchalance des souveränen Unterhaltungsmusikers, der genau wusste, wie er die Geschmäcker seines Publikums lenkt. Konzentriert man sich auf Geläufigkeit und Witz, bleibt manche Figur an der Oberfläche, die mehr Tiefe und Bedeutung vertragen würde. Sieht man ihn schließlich als historische Gestalt, dann verliert er schnell das Revolutionäre, das vielen seiner musikalischen Details anhaftet. Mit anderen Worten: Mozart im Allgemeinen und die kammermusikalischen Werke im Speziellen, bei denen man sich nicht hinter dem Funktionsaspekt spätbarocker Klanggestaltung verstecken kann, zählen zu den wirklichen Aufgaben, mit denen sich ein Interpret auseinandersetzen muss.
 
Und das erfordert ein Verständnis, das weit über die Beherrschung des Notentextes hinausgeht. “Die Phrasierung ist das große Problem und auch der Schlüssel zu Mozarts Musik”, erläutert Anne-Sophie Mutter ihren persönlichen Zugang zu den Klangvorstellungen des Komponisten. “Für mich sind die Sonaten kleine Opernszenen. Wenn man sich die Briefe anschaut, seine Handschrift – sehr oft geht es im Kreis durcheinander. Das sind eigentlich schon kleine Kunstwerke zum Anschauen. Auffällig sind auch die theatralischen Schilderungen in den Briefen. Die Sonaten haben für mich sehr viel Erzählhaftes. Mozart hat die Opernbühne nie verlassen, auch nicht in seiner Kammermusik. Damit sind wir wieder bei der Phrasierung, bei so kleinen Details wie Auftakt oder Ende einer Phrase. Gerade die Auftakte der Tanzsätze sind unglaublich wichtig, da sind für mich ganze Welten zu erforschen, da geht es um die Struktur der Musik, die man herausarbeiten muss”. Für die Aufnahmen der Violinsonaten hat sie sich daher Werke ausgewählt, die nicht nur ihr selbst am nächsten liegen, sondern beispielhaft die musikalische Könnerschaft des Komponisten belegen. Sie stammen aus der frühen Mannheimer und den beiden Wiener Phasen und reichen von eleganten Werken wie der Sonate C-Dur KV 296 über komplex vertrackte Beispiele wie die schwere Es-Dur Sonate KV 380 bis hin zu grandiosen Spätwerken wie der A-Dur-Sonate KV 526 aus dem “Don Giovanni”-Jahr 1787. Aufgenommen wurden sie im Februar 2006 in der Münchner Philharmonie unter Konzertbedingungen gemeinsam mit Lambert Orkis am Klavier. Sie dokumentieren nicht nur die enorme Meisterschaft, die Mutter bis in die Feinheiten des Ausdrucks hinein zu entfalten versteht, sondern auch die wunderbare Harmonie eines Teams, das auf eine lange Zeit der musikalischen Gemeinschaft aufbauen kann. Denn auch die Klavierpassagen haben ihre Tücken, die nur im Zusammenspiel zweier gleichberechtigter Instrumente in der angemessenen Mischung aus Intensität und Virtuosität gemeistert werden können.

Weitere Informationen zum Mozartprojekt mit Videomaterial, Produktinformationen und dem Anne-Sophie Mutter Gewinnspiel finden sie unter www.mutter-mozart-projekt.de.

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