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Biografie

Paul Hindemith
Der Weg von Paul Hindemith (* 16.11.1895, Hanau; † 28.12.1963, Frankfurt/Main) in die Spitzengruppe der Komponisten des 20. Jahrhunderts war ein verschlungener, der zahlreiche deutliche Spuren in der Musikgeschichte hinterließ. Er gehörte zu den Initiatoren der Donaueschinger Musiktage ebenso wie zu den Revolutionären der Berliner Kulturszene der Zwanziger, er half im Auftrag des türkischen Staates maßgeblich an der Organisation des dortigen Musiklebens mit und brachte als Professor in Yale eine ganze Generation junger Kollegen auf den Weg. Hindemith selbst hatte in Frankfurt / Main Komposition bei Arnold Mendelssohn und Violine bei Adolf Rebner studiert, war dann 1915 – 23, unterbrochen vom Militärdienst, Konzertmeister des Frankfurter Opernhauses, von 1922 an außerdem Bratschist des Amar-Quartetts und ab 1927 Kompositionslehrer an der Berliner Musikhochschule. Von den Nationalsozialisten verfemt, zog er 1938 in die Schweiz, zwei Jahre später in die USA, unterrichtete von 1940 – 53 an der Yale University, kehrte von 1951 an sporadisch nach Zürich zurück und ließ sich 1953 in Blonay im Kanton Waadt nieder. Bis zu seinem Tod blieb er als Komponist und Dirigent aktiv.

Paul Hindemith hatte etwas gegen Konventionen. Alles, was ihm zu berechenbar erschien, war ihm suspekt, und so hatten seine Zeitgenossen es schwer, ihm einen Platz in der Sukzession der musikalischen Ereignisse zuzuweisen. Wo sich sonst die Entwicklung von der Klassik und Romanik über den Expressionismus bis hin zur Serialität nachvollziehen ließ, hatten es die Spezialisten im Fall von Hindemith mit einem genialischen Einzelgänger zu tun, der kraft seine kreativen Kompetenz sowohl die Atonalität wie das serielle Komponieren ablehnte, aber genauso wenig zur Tradition Wagnerscher, französischer oder russischer Prägung neigte.

Bei aller Lösung von den üblichen Vorgaben behielt er klar den Impetus des Musikantischen in seiner Kunst, die schließlich in den späten Jahren auch nach der Verankerung im Transzendenten suchte. Verfemt von den Nazis, verehrt vom Rest der Welt zählt er heute zu den Ahnherren der Moderne, dessen Kunstvorstellung die Avantgarde bis zur Gegenwart inspiriert. Zu seinen zentralen Werken zählen neben einem umfangreichen Oeuvre von Orchester-, Klavier- und Kammermusik, zahlreiche Chorwerke und Gesänge. Wegeisend für die moderne Bühnenpraxis wurden seine Opern „Cardillac“ (1926), „Mathis der Maler“ (1938) oder auch „Die Harmonie der Welt“ (1957), der bereits 1951 eine Symphonie mit gleichem Titel vorangegangen war. Zu den meist gespielten Werken von Paul Hindemith gehören außerdem seine Streichquartette, Streichtrios, das „Oktett“ (1958) und die Sonaten für Violine, Viola, Violoncello, Flöte und Oboe.