Emerson String Quartet | News | Das musikalische Vermächtnis des Emerson String Quartet – Limitierte Gesamtedition offenbart die einzigartige Klasse des großen Streicherensembles

Das musikalische Vermächtnis des Emerson String Quartet – Limitierte Gesamtedition offenbart die einzigartige Klasse des großen Streicherensembles

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© Lisa-Marie Mazzucco
11.01.2023
Das Emerson String Quartet zählt zu den bedeutendsten Kammerformationen der Gegenwart. 1976 an der Juilliard School in New York gegründet, machte sich das Ensemble in den 1980er Jahren zunächst mit klanglich perfekt ausgewogenen Interpretationen romantischer Musik einen Namen. Mit dem Bartók-Album von 1988 reüssierte das Ensemble auf dem Feld der klassischen Moderne. Die Aufnahme brachte dem Emerson String Quartet seine ersten Grammys ein. Sieben weitere folgten. Das Ensemble entwickelte sich zu einer der “verlässlichsten Streicherformationen” (Rondo) weltweit. Mit seinem satten Ton und seinem ebenso spielfreudigen wie streng durchdachten Stil eroberte es sich ein kammermusikalisches Universum, in dem Bach genauso Platz fand wie die Wiener Klassik, die Romantiker des 19. und die musikalische Avantgarde des 20. Jahrhunderts.  

Gewaltiges Erbe

Nach 47 Jahren seines Bestehens nimmt das Emerson String Quartet nun Abschied. Im Herbst 2023 wird es sich auflösen. Umso erfreulicher ist es, dass Deutsche Grammophon die vergriffene Gesamtedition von 2016 neu aufgelegt hat. Dadurch erfährt das amerikanische Streicherensemble im Jahr seines Abschieds eine besondere Würdigung und das Publikum kommt in den Genuss des großen Schatzes, den die legendäre Gruppe der Nachwelt hinterlassen hat.
Das diskografische Erbe des Emerson String Quartet ist gewaltig. Die 2016er-Edition hatte dies mit ihren 52 CDs bereits eindrucksvoll demonstriert. Die jetzt erschienene Neuauflage umfasst 55 CDs. Hinzu gekommen sind jüngere Aufnahmen des Ensembles: die 2017 erschienene Einspielung “Chaconnes and Fantasias – Music of Britten and Purcell” und das zusammen mit Evgeny Kissin verwirklichte Live-Doppelalbum von 2019 “The New York Concert”. 

Warmer Klang

In den jüngeren Aufnahmen besticht die unverminderte Ausdruckskraft und Detailfreude des Ensembles, das über drei Jahrzehnte in derselben Formation spielte, mit den beiden Gründungsmitgliedern Eugene Drucker und Philip Setzer, die einander an der ersten und zweiten Geige abwechselten, dem Bratschisten Lawrence Dutton (seit 1977) und dem Cellisten David Finckel (seit 1979). Finckel verließ das Ensemble zur Konzertsaison 2012/2013. An seine Stelle trat der walisische Cello-Virtuose Paul Watkins.
Dem “außergewöhnlich runden Ensembleklang” (NZZ) mit seinen feinen Abstufungen tat dies keinen Abbruch. Er erhielt sich von den Anfängen bis in die Gegenwart. Das verleiht der Edition eine beeindruckende innere Geschlossenheit. Bei einem Repertoire, das sich von Bach über Mozart, Haydn, Beethoven, Brahms und Schumann bis hin zu Debussy, Ravel und Ives erstreckt, ist diese prompte Erkennbarkeit des Klangbildes erstaunlich.
“Emerson String Quartet: The New Complete Recordings on Deutsche Grammophon” dokumentiert über drei Jahrzehnte intensiver Aufnahmetätigkeit für das Gelblabel. Die limitierte Edition enthält mit den Streichquartett-Zyklen von Beethoven, Mendelssohn, Schostakowitsch und Bartók Referenzaufnahmen von bewundernswerter Ausdrucksfülle. Wer in die Geschichte des Ensembles eintauchen möchte, der wird in dem Booklet fündig, das mit seinen fotografischen Akzenten und den von Eugene Drucker frisch überarbeiteten Liner Notes eine Fülle von unterhaltsamem Material bietet.

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