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Fantastische Erkundungen zwischen Licht und Schatten – Yuja Wang spielt Ravel

Yuja Wang
© Norbert Kniat / DG
07.10.2015
Die Musik von Maurice Ravel ist voller Farben, Entdeckertum und Abgründigkeit und als Neuerer in der Klaviermusik des späten 19. Jahrhunderts hat er der Musik des 20. Jahrhunderts den Weg bereitet. Die gefeierte chinesische Pianistin Yuja Wang widmet sich auf ihrem neuen AlbumRavel” nun eindrucksvoll den zwei Klavierkonzerten des französischen Komponisten, sie ergänzt sie mit Gabriel FaurésBallade in F-Dur” und begibt sich mitten hinein in das fragil schillernde Reich aus Licht und Schatten.

Kühle Erotik und märchenhafte Zartheit – eine Musik für alle Sinne

Voller Bilderreichtum umgarnen Ravels Stücke den Hörer, spielen mit kühler Erotik und scheinen sich ihm doch zu entziehen. In jazzig versetzten, skurril anmutenden Phrasen verbirgt sich Dämonisches, andere Klänge wieder verströmen märchenhafte Zartheit und bewegen alle Sinne. Radikale kompositorische Konzepte sowie ein neues musikalisches Denken bilden den Hintergrund für diese Wirkung und führen in eine fantastische Welt aus Licht und Schatten.
Im Klavierkonzert in G-Dur zeigt sich deutlich Ravels Begeisterung für die Musik George Gershwins und entsprechend kontrastreich, perkussiv tänzelnd und lyrisch schwelgerisch entwickelnd sich die drei Sätze. Zugleich herrscht in diesem Werke eine oft Mozart’sche Klarheit vor, die auch den Orchesterpart transparent durchleuchtet. Ähnlich fein, verspielt und reich an melodischer Sanglichkeit wird das G-Dur-Konzert ergänzt durch Gabriel Faurés “Ballade op. 19”, die Yuja Wang in der originalen Klavierfassung präsentiert.
Düster, rätselhaft und verwunschen steht daneben das D-Dur-Konzert für die linke Hand, das von Maurice Ravel speziell für den Pianisten und Philosophen-Bruder Paul Wittgenstein komponiert wurde, der in Folge einer Kriegsverletzung im 1. Weltkrieg seine rechte Hand verloren hatte. Umso eindrucksvoller und in seiner virtuosen Fülle überwältigend ist der einhändig gespielte Klavierpart, den Yuja Wang mit der ihr eigenen musikalischen Stringenz und Kraft durchdringt. “Sinnlichkeit und Ekstase durchziehen das gesamte Stück”, so Wang über das geheimnisvolle Opus und es ist dieses ganzheitliche, allumfassende Verständnis, das die Tonsprache Ravels hier exemplarisch prägt.

Faszinierende Präsenz und brillante Virtuosität – Yuja Wang und das Tonhalle-Orchester Zürich begeistern als kongeniale künstlerische Partner

Die Pianistin Yuja Wang gilt trotz ihres jungen Alters von gerade mal 28 Jahren bereits heute als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. 1987 in Peking geboren und ausgebildet am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia bei Gary Graffmann, hat Wang schließlich im Jahr 2007 ihren internationalen Durchbruch erlebt: Kurzfristig sprang sie für Martha Argerich als Solistin in Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 mit dem Boston Symphony Orchestra ein und was folgte, war eine rasante Karriere, die bis heute andauert. In ihrem Spiel zieht die Künstlerin dabei mit einer faszinierenden Eindringlichkeit und Präsenz in den Bann und überzeugt darüber hinaus mit einer brillanten Virtuosität und Klarheit, die jeden Auftritt Wangs zum Ausnahmeerlebnis werden lässt. Jeder technischen Herausforderung spielerisch überlegen seziert Wang auch die anspruchsvollsten Parts mit einer kühnen Impulsivität, die jenseits aller Technik die Musik in den Mittelpunkt stellt.
An ihrer Seite steht auf dem neuen Album das Tonhalle Orchester Zürich unter der Leitung von Lionel Bringuier, mit dem Wang bereits seit langem eine fruchtbare Zusammenarbeit verbindet. Das klangliche Ergebnis dieser kongenialen künstlerischen Partnerschaft ist mehr als überzeugend: Eins im Klang, sensibel aufeinander abgestimmt und von soghafter Intensität.

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