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Geschichte einer männlichen Prima Donna

Rufus Wainwright © Kevin Westenberg
© Kevin Westenberg
12.05.2010
Vor drei Jahren starteten der Leiter der New Yorker Metropolitan Opera und der künstlerische Direktor des Lincoln Center Theater ein Projekt, mit dem sie ein junges Publikum an die Oper heranführen wollten. Zu diesem Zwecke trafen sie sich mit verschiedenen zeitgenössischen Künstlern unterschiedlicher Genres, denen sie Kompositionsaufträge erteilten. Einer der Auserwählten war der amerikanisch-kanadische Sänger und Songwriter Rufus Wainwright, der sich sogleich mit Feuereifer ans Werk machte. Da Wainwright das Libretto für seine Oper “Prima Donna” gemeinsam mit seiner Partnerin  Bernadette Colomine aber in Französisch schrieb und die New Yorker auf ein englischsprachiges Libretto bestanden, kam es schließlich nicht – wie geplant – zur Aufführung an der Met. Seine Premiere erlebte Wainwrights Oper stattdessen im Juli 2009 beim Manchester International Festival in England. Und begeisterte dort das Publikum und die Presse: “Ein Liebeslied an die Oper” schwärmte etwa die Times, die Manchester Evening News fanden sie “ergreifend” und die New York Times “entwaffnend schön”. Die BBC produzierte damals eine neunzigminütige Dokumentation über die Entstehungsgeschichte der Oper und Rufus Wainwrights musikalischen Werdegang. Unter dem Titel “Prima Donna – The Story Of An Opera” ist dieses einzigartige Künstlerportrait nun auf DVD erhältlich.

In ausführlichen und offenen Interviews, die einem einen eindrucksvollen Überblick über Wainwrights musikalische Historie und zahlreiche Einblicke in seine Kindheit und Karriere gewähren, entsteht vor dem Hintergrund der Entstehungsgeschichte der Oper ein Portrait von Rufus, nach dessen Betrachtung man sich fragt, warum er nicht schon viel früher und hauptsächlich Opern komponiert hat.

Es ist faszinierend, diesen melodieverliebten Paradiesvogel als kleinen Jungen als Baron Scarpia auf Heimvideos und im nächsten Moment bei den Proben zu “Prima Donna” zu erleben. Es ist todkomisch, wenn er erzählt, wie er als Teenager versuchte, seiner Urlaubsnachbarin Jackie Onassis ein schlechtes Gewissen zu machen, indem er so laut wie möglich Arien von Maria Callas in ihre Richtung abspielte. An anderer Stelle rührt es den Zuschauer zutiefst, ihn neben seiner inzwischen verstorbenen Mutter, der Folksängerin Kate McGarrigle, sitzen zu sehen, während sie sich eine alte Schallplatte von Beniamino Gigli anhören, die sie noch von ihrem eigenen Vater geerbt hatte.

Die Dokumentation lebt davon, dass sich nicht nur der Komponist selbst in Wort, Ton und Bild bekennt, sondern auch Pierre-André Valade, der Dirigent der Oper, der Regisseur Daniel Kramer, seine Co-Librettistin Bernadette Colomine, die Sopranistin Janis Kelly, die in der Rolle der Prima Donna brilliert, und dazu immer wieder die amerikanische Operndiva Renée Fleming, eine bewundernde Unterstützerin des Projekts. Zudem äußert sich seine ganze Familie: Vater Loudon Wainwright III, Mutter Kate McGarrigle, Tante Anna McGarrigle, die Schwester Martha Wainwright und sein Freund.

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