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Die Tebaldi-Magie: Ode an den Schönklang

Renata Tebaldi
© Decca/Bruno
30.10.2014
“Voce d’Angelo”, Engelsstimme, wurde Renata Tebaldi von ihren Verehrern genannt. Und da ist viel Wahres dran. Vergleicht man die Italienerin mit renommierten Kolleginnen ihres Stimmfachs, dann stellt man fest: Die unwiderstehliche Tebaldi-Magie entsteht nicht durch Drama und große Gesten à la Callas, sondern durch ein einzigartiges zartes Timbre, das vor allem durch die goldene Stimmfarbe und die elegante, pure Klangästhetik verzaubert. Völlig zu Recht gilt Renata Tebaldi deshalb bis heute als eine der größten Interpretinnen des italienischen Repertoires schlechthin.

Opernfest für Feinschmecker

Manche musikalischen Momente sind so ergreifend, dass sie sich fest ins Herz einbrennen. Renata Tebaldis Interpretation von Puccinis “Madame Butterfly” hat diese Wirkung. So wie sie als Cio-Cio-San die Arie “Un bel di vedremo” singt, mit einer so ungekünstelten und anrührenden Emotionalität, dass einem der Atem stockt – das erlebt man wirklich nur ganz selten. Ihre Interpretation ist vollendet, in jeder Hinsicht. Was für ein Glück, dass Opernfreunde mit der neuen Edition nun die Gelegenheit haben, tief in die Wunderwelten von Tebaldis Stimmkunst einzutauchen. Auf 53 der insgesamt 66 CDs findet man exklusive Mitschnitte von sensationellen Operninszenierungen der frühen 50er Jahre.
“Madama Butterfly” ist dabei sogar zweimal vertreten, einmal aus dem Jahr 1951 unter der Leitung von Alberto Erede und außerdem in einem Mitschnitt von 1958 mit dem Dirigenten Tullio Serafin. Auch die Puccini-Opern “Tosca” und “La bohème” laden zum spannenden Interpretationsvergleich ein, sowie zwei verschiedene Aufnahmen von Verdis “Otello”. Man fühlt sich wie auf dem Marktplatz der musikalischen Delikatessen. Renata Tebaldi brilliert unter der Leitung von legendären Dirigenten wie Herbert von Karajan und Sir Georg Solti als Manon, Violetta, Aida, Mimì, Cio-Cio-San, Desdemona, Tosca, Liù und in unzähligen weiteren Rollen in allen Meisterwerken der größten italienischen Opernkomponisten. Ob Puccini oder Ponchielli, ob Catalani oder Cilea: Wohin die Ohren auch hören, sie können im Klang der schönsten Melodien der Musikgeschichte baden.

Vielschichtiges Porträt

Ihren ersten öffentlichen Auftritt auf der Opernbühne hatte die damals 22jährige Renata Tebaldi 1944 am Teatro Municipale von Rovigo in der Rolle der Helena in “Mefistofele” von Arrigo Boito. In der Decca-Edition kann man sie als Margareta in einer “Mefistofele”-Aufnahme von 1958 in Boitos einzig vollendeter Oper erleben. Nach ihren ersten Erfolgen wurde der Dirigent Arturo Toscanini auf Renata Tebaldi aufmerksam und begann, die Karriere der jungen Sängerin zu fördern. Er engagierte sie 1946 an die Mailänder Scala, wo sie noch im selben Jahr mit großem Erfolg an dem von ihm dirigierten Konzert zur Wiedereröffnung des Hauses mit der Solopartie in Verdis „Requiem" brillierte. Die Decca-Edition verzückt auch in dieser Hinsicht mit einer echten Rarität, denn die CD-Box präsentiert die erste internationale Veröffentlichung von Verdis Requiem mit Renata Tebaldi. Die Aufnahme ist 1951 in der der Mailänder Scala unter der Leitung von Victor de Sabata entstanden und ist die einzige Aufnahme dieses Werkes, die Renata Tebaldi hinterlassen hat. Sie selbst liebte diese Aufnahme so sehr, dass sie 2004 auf ihren Wunsch bei ihrer eigenen Beerdigung gespielt wurde.
Sämtliche Aufnahmen von Arien und Duetten, die Renata Tebaldi gemeinsam mit Kollegen wie Luciano Pavarotti, Mario del Monaco oder Ettore Bastianini singt, komplettieren das eindrucksvolle künstlerische Porträt der großen Sopranistin. Auf 13 weiteren CDs kann man mit Aufnahmen von italienischen Liedern, exquisiten Raritäten und weihnachtlichen Klängen aus den Jahren 1949 – 1973 alle stimmlichen Facetten der Sängerin entdecken, ihre künstlerische Entwicklung en detail nachvollziehen und dabei genußvoll der Tebaldi-Magie erliegen.

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