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Puccini, stellenweise revidiert

Alberto Veronesi und Plácido Domingo. Rome, Santa Cecilia © Riccardo Musacchio / DG
© Riccardo Musacchio / DG
02.09.2009
Jubiläen haben zuweilen auch unerwartete Effekte. Sicher, da ist zum einen die unmittelbare Aufmerksamkeit, die auf eine gefeierte Persönlichkeit gelenkt wird. Darüber hinaus setzt aber manchmal auch eine längerfristige Beschäftigung mit dem Thema ein. Ein gutes Beispiel ist da Giacomo Puccini. Im vergangenen Jahr beging die Opernwelt international mit großem Pomp die Feierlichkeiten zum 150.Geburtstag des italienischen Komponisten. Das Spektrum reichte von Festivals in seiner Heimat bis hin zu Würdigungen an der Metropolitan Opera. Und es spornte auch manche Künstler an, sich ausführlicher mit Puccini zu befassen. Einer davon ist der Startenor Plácido Domingo, der sich nach Projekten wie der Papst-Homage „Amore Infinito“ nun mit „Puccini Ritrovato“ einem Album mit seltenen und revidierten Opernarien zuwendet.

Manchmal ist Durchhaltevermögen gefragt. Giulio Ricordi, als Verleger Giuseppe Verdis einer der einflussreichen Männer der italienischen Musikszene des späten 19.Jahrhunderts, war Visionär genug, sich rechtzeitig nach einem Nachfolger umzusehen, der in seinem Unternehmen den Erfolg des renommierten Opernkomponisten fortsetzen könnte. Und er war sich sicher, dass er in Giacomo Puccini den richtigen Mann gefunden hatte, auch wenn dieser mit seinen ersten beiden Werken nicht eben Glück hatte. Als dem Neuling jedoch mit der dritten Oper „La Bohème“ 1896 der Durchbruch gelang, erwies sich des Verlegers Spürnase als richtig. Im Laufe der folgenden Jahre sollten Klassiker wie „Tosca“, „Madame Butterfly“, La Fanciulla del West“, „Gianni Schicchi“ oder auch „Turandot“ folgen, die zum Bedeutendsten zählen, was die veristische Opernära hervorgebracht hat. Puccini wurde zum Star internationaler Opernhäuser, ließ sich feiern, aber auch nicht beirren, seinem eigenen Schaffen mit der nötigen Skepsis zu begegnen, um immer wieder Neues kreieren zu können.

Manuskripte des Komponisten sehen dabei manchmal aus wie Skizzenbücher, die mit zahlreichen Korrekturen versehen verschiedene Varianten eines Stückes andeuten. Es ist daher eine große Aufgabe für Puccini-Spezialisten, genau die Versionen von Arien heraus zu finden, die am klarsten den Vorstellungen ihres Erfinders entsprechen. „Puccini Ritrovato“ ist daher ein faszinierendes Kompendium alternativer Sichtweisen. Das werden beispielsweise Arien aus der zweiten Version von „La Rondine“ präsentiert, die ursprünglich 1914 als eine Art Operette im Stile Lehárs gedacht war, dann aber doch den typischen Puccini-Stil annahm. Für die Interpretationen aus der frühen Oper „Edgar“ wurde extra das Manuskript heran gezogen, „Suor Angelica“ und „La Fanciulla del West“ wiederum kamen in den jeweiligen Erstversionen auf das Künstlerpult. Spiritus Rector hinter dem Programm ist der Dirigent Alberto Veronesi, der die Wiener Philharmoniker schwungvoll durch die musikalischen Gefilde leitet. Und als Starsolisten standen der Tenor Plácido Domingo und die Sopranistin Violeta Urmana vor den Mikrofonen, die bei einigen Stellen noch um Annamaria Dell’Oste, Alfredo Nigro und Stefano Secco ergänzt wurden. „Puccini Ritrovato“ wird auf diese Weise zu einem unterhaltsamen und überraschenden Opern-Album, das nicht nur den Komponisten und seine Musik, sondern auch großartige Stimmen der Gegenwart feiert.

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